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Biologie

Massensterben in der Tierwelt nehmen zu

Betroffen sind vor allem Vögel, Fische und wirbellose Meerestiere

Massensterben gerade von Fischen sind inzwischen häufig © freeimages

Plötzlicher Tod: Massensterben unter Vögeln, Fischen und anderen Wassertieren haben in den letzten 70 Jahren deutlich zugenommen. Immer häufiger sterben hunderte oder tausende von Tieren auf einmal an Krankheiten, Giften oder Klimaextremen, wie eine Studie von US-Forschern belegt. Warum sich solche Massensterben heutzutage häufen, ist allerdings nicht eindeutig klar, so die Forscher im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“.

Vögel fallen zu Hunderten tot vom Himmel, Tausende Fische verenden plötzlich in Meeresbuchten und Flüssen, unzählige verendete Krabben werden an die Strände gespült: Solche Massensterben ereignen sich immer wieder. Sie können bis zu 90 Prozent einer lokalen Population auslöschen und nicht immer ist ihre Ursache auf den ersten Blick erkennbar.

Jedes Jahr ein Ereignis mehr

Samuel Fey von der Yale University in New Haven und seine Kollegen haben nun erstmals untersucht, wie sich solche Massensterben von Tieren in den letzten 70 Jahren verändert haben. Anhand von Berichten und Studien über 727 Massensterben seit 1940 analysierten sie, ob diese Ereignisse häufiger geworden sind und welche Ursachen sie hatten. „Dies ist der erste Versuch, Häufigkeit, Ausmaß und Gründe für solche Massensterben zu quantifizieren“, erklärt Seniorautorin Stephanie Carlson von der University of California in Berkeley.

Das Ergebnis ist wenig beruhigend: Zwar blieb die Zahl der Massensterben bei Säugetieren etwa gleich, Massensterben von Vögeln, Fischen und wirbellosen Meerestieren haben aber in den letzten 70 Jahren deutlich zugenommen. Im Durchschnitt kam in jedem Jahr ein Ereignis mehr hinzu. „Das erscheint nicht viel, aber ein zusätzliches Ereignis pro Jahr in 70 Jahren summiert sich zu einer Menge auf“, so die Forscher. Denn es bedeutet nichts anderes, als dass vor 70 Jahren noch rund ein Ereignis pro Jahr Standard war, heute aber schon in jedem Jahr rund 70 solcher Massensterben stattfinden.

Schwarm toter Fische in einem See im US-Bundesstaat Michigan. Schuld war hier ein strenger Winter. © G. Mittelbach

Krankheiten, Gifte, Klima

Die Ursachen sind dabei durchaus verschieden: In 26 Prozent der Fälle sind Krankheiten an den Massensterben schuld, in 25 Prozent der Fälle liegen die Gründe in klimabedingten Faktoren wie Wetterextremen, Sauerstoffmangel oder Hunger, wie die Forscher berichten. Direkte Effekte durch den Menschen, darunter Vergiftungen durch Chemikalien, waren für 19 Prozent der Fälle verantwortlich.

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Dabei haben sich die Gründe im Laufe der Zeit verschoben. Am stärksten nahmen Krankheiten, Vergiftungen und Massensterben durch gleich mehrere Faktoren auf einmal zu, so die Forscher. Gerade letztere sind jedoch für die größten Massensterben verantwortlich.

„Obwohl Massensterben per se ein natürliches Ereignis sind, bewegen wir uns durch eine Zeit dramatischer Veränderungen in den physikalischen und biologischen Systemen der Erde“, konstatieren Fey und seine Kollegen. Umso wichtiger sei es daher, wachsam zu sein und die Folgen für die Tierwelt genau im Auge zu behalten. (Proceedings of the National Academy of Sciences, 2014; doi: 10.1073/pnas.1414894112)

(University of California – Berkeley, 13.01.2015 – NPO)

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