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Bildung

Macht Schlaf Kinder schlau?

Neues Projekt untersucht Auswirkungen auf die Lernleistung

Schlafen will gelernt sein: Neurofeedback-Training soll Kindern dabei helfen, besser zu schlafen. Ob sie dadurch auch besser lernen können, untersucht ein Forschungsteam mit Untersützung des FWF. © Georg Bruckschlögl

Ob sich die Schulleistungen von Kindern verbessern, wenn sie länger und besser schlafen, untersuchen österreichische Wissenschaftler jetzt erstmals anhand eines neuen Projektes. Mit speziellen Trainingsmethoden beeinflussen die Forscher dabei zunächst das Schlafverhalten der Schüler positiv. Im Anschluss daran wollen sie dann messen, wie sich dies auf die Lernleistung auswirkt.

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Die neue Studie soll nicht nur einen wertvollen wissenschaftlichen Beitrag leisten, sondern gleichzeitig schlafverbessernde Methoden erproben, die für alle Kinder anwendbar sind und die Effizienz ihrer Schulleistungen verbessern.

Rätsel Schlaf

Schlaf ist überlebenswichtig. Welche Funktionen der Schlaf jedoch genau bei Lebewesen erfüllt, ist noch nicht vollständig geklärt. Bewiesen ist, dass Schlafentzug und Schlafstörungen unterschiedliche psychische und physische Probleme verursachen können. Eine verbesserte Schlafqualität wirkt sich hingegen positiv auf den Menschen aus.

Ob längerer und besserer Schlaf bei Schulkindern auch dazu führt, dass sich die Gedächtnisleistungen und die Lernerfolge verstärken, untersuchen Kerstin Hödlmoser und Manuel Schabus vom Fachbereich Psychologie an der Paris-Lodron-Universität Salzburg in einer aktuellen Studie. Im Zentrum des Forschungsprojektes stehen 60 Kinder im Alter von acht bis elf Jahren, deren Schlafverhalten nicht nur genau unter die Lupe genommen wird, sondern mithilfe von speziellen Trainingsmethoden sogar positiv verändert werden soll.

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Schlafen will gelernt sein

Zunächst versuchen die Wissenschaftler im Rahmen der Studie, die Schlafdauer und -qualität der Kinder durch unterschiedliche Methoden zu verbessern. Dazu werden die an der Studie teilnehmenden Volksschüler zufällig in zwei Gruppen geteilt, wie Hödlmoser erklärt: „Eine Kindergruppe erhält ein standardisiertes Schlafedukationstraining. Dabei werden sie spielerisch geschult, welche Schlafhygieneregeln und Entspannungstechniken ihnen dabei helfen, besser zu schlafen. Bei der anderen Gruppe wenden wir Neurofeedback-Training an, bei dem die Kinder lernen, die Aktivitäten ihres Gehirns willentlich zu beeinflussen.“

Gehirnaktivitäten selbst steuern

Beim Neurofeedback-Training werden die Signale im Gehirn mit Sensoren gemessen und von einem Computerprogramm zeitgleich ausgewertet. Der Computer gibt sofort positives Feedback, wenn die Gehirnaktivität im idealen Frequenzbereich für Entspannung und Ruhefindung liegt. Aufgrund dieses positiven Feedbacks erlernen die Versuchspersonen, ihre Gehirnaktivitäten auf Wunsch selbst zu steuern, so die Wissenschaftler. Diese Strategie soll den Kindern helfen, sich in Einschlafphasen besser entspannen und leichter einschlafen zu können. Generell sollen beide Methoden die Schlafdauer und -qualität verstärken.

Jedes Kind absolviert sowohl am Anfang als auch am Ende der Studie verschiedene Tests, mit denen Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Schulleistungen überprüft werden. Dadurch wird der Zusammenhang von Schlaf und kognitiven Leistungen sichtbar. Hödlmoser konnte bei einer ähnlichen Studie mit erwachsenen Probanden bereits klare Ergebnisse erzielen: „Wir haben gezeigt, dass Neurofeedback-Training das Schlafverhalten von Erwachsenen verbessert. Die Versuchspersonen konnten schneller einschlafen und hatten auch deutlich größere Lernerfolge beim Einstudieren von Wortpaaren.“ Dasselbe könnte nun auch für Schulkinder nachgewiesen werden.

Schlafprobleme bei Kindern

Das aktuelle Forschungsprojekt bietet damit einen interessanten Ansatz, da nicht nur Erwachsene, sondern bereits Schulkinder unter Schlafproblemen leiden können. Wie Hödlmoser in einer anderen Untersuchung mit 330 Volksschülern nachgewiesen hat, sind Schlafprobleme in der Altersgruppe der Acht- bis Elfjährigen weit verbreitet.

„Viele Kinder können lange nicht einschlafen oder berichten, dass sie morgens nur schwer wach werden. Andere verweigern das Zubettgehen oder ihre unruhigen Beine verhindern, dass sie nächtens erholsamen Schlaf finden. Außerdem beklagen Kinder, die vor dem Schlafengehen noch Fernsehen oder Computer spielen, häufiger, sich im Traum zu fürchten“, erklärt die Forscherin.

Neben wichtigen wissenschaftlichen Erkenntnissen steht bei dem neuen Projekt auch der präventive Gedanke im Mittelpunkt. Aus diesem Grund werden die gewonnenen Informationen im Anschluss an die Studie auch für die breite Öffentlichkeit aufbereitet und zugänglich gemacht.

(Wissenschaftsfonds FWF / Paris-Lodron-Universität Salzburg, 24.02.2010 – DLO)

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