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Neurobiologie

Laufen macht schlau

Studie belegt: Sport sorgt für effektiveres Gehirn

Auch Messungen der elektrischen Aktivitäten des Gehirns waren Bestandteil der Studie. © Universität Ulm

Sport macht das Gehirn effektiver: Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie, die jetzt deutsche Wissenschaftler durchgeführt haben. Sie wiesen beispielsweise nach, dass manche Reize schneller und effektiver verarbeitet werden.

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„Wir konnten jetzt zum ersten Mal zeigen, dass ganz bestimmte geistige Leistungen direkt vom Sport profitieren“, erklärt Professor Manfred Spitzer von der Universität Ulm und Leiter des Transferzentrums für Neurowissenschaften und Lernen (ZNL).

Die Untersuchung mit mehr als 100 Probanden wurde von Sanna Stroth, eine frühere Wissenschaftlerin am ZNL, und Dr. Ralf Reinhardt, Dozent an der Akademie für Gesundheitsberufe des Uni-Klinikums Ulm durchgeführt.

Stroth und Reinhardt zufolge bewirken schon sechs Wochen intensives Lauftraining deutliche Verbesserungen vor allem in den Bereichen „visuell-räumliches Gedächtnis“, „Konzentrationsfähigkeit“ und „positive Stimmung“ – erwiesen bereits im Rahmen der Pilotstudie.

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Räumliches Vorstellungsvermögen gesteigert

Deutlich aussagefähiger sind naturgemäß jetzt die Ergebnisse der um zusätzliche psychologische Tests, Messungen der elektrischen Aktivitäten des Gehirns sowie genetische und molekularbiologische Aspekte erweiterten Hauptstudie.

Danach erzielte die sportlich aktive Probandengruppe im Rahmen eines 17 Wochen langen Trainingsprogramms mit jeweils drei Einheiten eine deutliche Verbesserung des räumlichen Vorstellungsvermögens. Noch bemerkenswerter freilich, so die Forscher: Genetisch bedingte Nachteile beim Abbau des für die Leistungsfähigkeit des Gehirns wichtigen Dopamin-Spiegels infolge geistiger Anstrengungen können durch sportliche Aktivitäten ausgeglichen werden.

Auch die EEG-Untersuchungen belegten „einen eindeutigen Zusammenhang zwischen körperlicher Fitness und hirnelektrischen Prozessen“. Konkret: „Fittere Probanden zeigen eine schnellere und effizientere Reizverarbeitung“, berichten Reinhardt und Stroth.

Vokabeln lernen klappt nicht besser

Letztere machte indes bei der Vorstellung der Studie ebenfalls deutlich: „Das Potential des Gehirns lässt sich durch Ausdauertraining steigern, aber nur Laufen reicht auch nicht.“ Am Lernen führe jedenfalls kein Weg vorbei. Wobei ohnehin das räumliche Vorstellungsvermögen mehr von den körperlichen Aktivitäten profitiere als die verbale Merkfähigkeit etwa. Vokabeln lernen gelinge mithin selbst durch Laufen nicht unbedingt besser.

Offen sei nach wie vor, welche Bewegungsformen die geistige Leistungsfähigkeit besonders verbessern, ebenso die optimale Dauer der Aktivitäten. Konsequenzen aus ihren Erkenntnissen für die Schulpolitik und Unterrichtsgestaltung sind aus Sicht der Wissenschaftler gleichwohl angebracht. Reduzierte oder gar ausfallende Sportstunden jedenfalls seien hier der falsche Ansatz.

(idw – Universität Ulm, 21.04.2008 – DLO)

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