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Biologie

Langusten sind echte Krachmacher

Das Antennenschaben der Europäischen Languste erreicht bis zu 170 Dezibel

Europäische Languste
Europäische Langusten sind nicht nur eine beliebte Delikatesse, sie machen auch einen höllischen Krach. © Erwan AMICE/ CNRS

Lautstarker Krebs: Die Europäische Languste ist nur rund zehn Zentimeter lang, aber ihre Laute sind kilometerweit hörbar. Wenn dieser Krebs seine Antenne an einem Panzervorsprung reibt, erreicht dieses Geräusch bis zu 170 Dezibel in einem halben Meter Abstand – das ist weit lauter als ein startender Düsenjet und jenseits unserer Schmerzschwelle. Die größten Exemplare sind damit in bis zu drei Kilometern Entfernung zu hören.

Im Tierreich gibt es so einige Krachmacher – gerade bei den Kleinen. So erreicht der Balzruf des Einlappenkotingas – des lautesten Vogels der Welt – noch in vier Metern Entfernung gut 100 Dezibel. Im Verhältnis zur Körpergröße noch lauter ist eine rund zwei Millimeter kleine Ruderwanze, deren Schrillen bis zu 99 Dezibel hat. Unangefochtener König der Krachmacher sind jedoch die Pistolenkrebse, auch Knallkrebse genannt. Ihre explosionsartigen Knalllaute erreichen 200 bis 250 Dezibel.

Antennenreiben der Langusten belauscht

Doch auch weit bekannterer Vertreter der Krebse kann ziemlich laut werden, wie nun Youenn Jézéquel vom Meeresforschungsinstitut Ifremer und seine Kollegen herausgefunden haben: die Europäische Languste (Palinurus elephas). Dieser an der Atlantikküste und im Mittelmeer heimische Krebs kann ähnlich wie die Grillen durch Aneinanderreiben von Körperteilen Geräusche erzeugen. Sie dienen der Kommunikation mit Artgenossen, möglicherweise auch zum Abschrecken von Fressfeinden.

Dafür reibt der Krebs eine raue Stelle an seinen Antennen gegen eine vorstehende Rippe unter seinen Augen. „Dieses Antennenschaben ist charakterisiert durch Schübe von breitbandigen Pulsen, deren Spektren durch Frequenzen unter einem Kilohertz dominiert wird“, erklären die Forscher. Damit sind diese Geräusche auch für uns Menschen unter Wasser gut hörbar.

Aber wie laut sind sie? Um das herauszufinden, belauschten die Forscher 24 Krebse verschiedener Größe im flachen Küstenwasser vor der französischen Küste mit Unterwassermikrophonen.

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Bis zu 172 Dezibel laut

Die Messungen ergaben: Das Antennenschaben der Langusten erreichte schon bei den kleinsten Exemplaren 132 Dezibel in rund 50 Zentimetern Entfernung. Der größte Krebs mit rund 13,5 Zentimetern Länge erzeugte sogar Laute von 172 Dezibel. Das ist rund 30 Dezibel lauter als ein startender Düsenjet und liegt über der menschlichen Schmerzschwelle. „Nur die Knallkrebse erzeugen höhere Laustärken“, sagen Jézéquel und sein Team.

Wie weit sich diese Laute im Wasser ausbreiten, haben die Forscher ebenfalls getestet. Ihre Messungen ergaben, dass das Antennenschaben der kleineren Langusten in der relativ lauten Umgebung des stark von Schiffen befahrenen Küstenwassers nur zehn bis 50 Meter weit zu hören ist. Die großen Exemplare dagegen waren noch in mehreren hundert Metern Entfernung hörbar. In ruhigeren Gewässern reichen diese Laute sogar bis zu drei Kilometer weit, so die Wissenschaftler.

Chance und Gefahr zugleich

Diese Ergebnisse werfen nicht nur ein neues Licht auf die Krachmacher-Qualitäten der heimischen Langusten, sie könnten künftig auch dabei helfen, diese inzwischen seltenen Tiere besser zu schützen und zu überwachen. Denn anhand ihrer Laute könnte man feststellen, wo noch Populationen dieser Krebse leben. Allerdings: Da diese Languste bisher nicht unter Artenschutz steht, könnten diese verräterischen Geräusche den Krebsen auch zum Verhängnis werden. (Scientific Reports, 2020; doi: 10.1038/s41598-020-64830-7)

Quelle: Scientific Reports

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