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Psychologie

Lächeln kann auch Stress auslösen

Dominanzlächeln als Feedback ruft unbewusste Stressreaktion des Körpers hervor

Welche Art von Lächeln ist dies? Unbewusst erkennen wir dies und unser Körper reagiert entsprechend © shapecharge/ iStock.com

Subtile Signale: Wenn uns ein Gegenüber anlächelt, reagiere wir meist positiv. Doch es gibt eine Art des Lächelns, die uns unbewusst sogar stresst, wie ein Experiment nun belegt. Bekommen wir das sogenannte Dominanzlächeln als Feedback, schüttet unser Körper vermehrt Stresshormone aus – weil er in den subtilen Feinheiten der Mimik eine eher negative Botschaft erkennt. Selbst wenn wir die Art des Lächelns nicht bewusst erkennen, reagiert demnach unser Körper darauf, so die Forscher im Fachmagazin „Scientific Reports“.

Unser Gesichtsausdruck spricht Bände und gerade unser Lächeln ist dabei besonders wichtig. Denn es schafft Vertrauen, signalisiert Zuneigung, Kooperationswillen oder einfach gute Laune. Doch Lächeln ist nicht gleich Lächeln: Es gibt drei Lächelarten, die sich in Details der Mimik und in ihrer unterschwelligen Botschaft unterscheiden. Das „Belohnungslächeln“ vermittelt positive Bestärkung, das kooperative Lächeln drückt Verbundenheit aus und bestätigt, dass wir keine Bedrohung sind. Und mit dem Dominanzlächeln drückt der Chef sein Wohlwollen aus, signalisiert aber gleichzeitig seinen höheren Rang.

Lächeln als Feedback

Doch sind wir überhaupt in der Lage, diese Lächelarten zu erkennen? Und wie wirkt sich dies beispielsweise auf unser Stressniveau aus? Das haben Paula Niedenthal von der University of Wisconsin-Madison und ihr Team mit einem Experiment untersucht. Dafür setzten sie 90 Probanden unter Druck, indem sie sie jeweils drei unter Zeitdruck vorbereitete Präsentationen halten ließen.

Bei jeder Präsentation bekamen die Probanden per Video nonverbales Feedback von einer Person, die ihre Leistung bewertete – sie lächelte. Ohne dass die Probanden es wussten, sahen sie dabei jeweils eine der drei Lächelarten. Vor, während und nach diesem Feedback überwachten die Forscher den Herzschlag der Teilnehmer und entnahmen ihnen Speichelproben, um darin den Pegel des Stresshormons Cortisol zu ermitteln.

Die drei Arten des Lächelns © University of Wisconsin-Madison

Eindeutige Reaktion

Das Ergebnis: Unbewusst erkannten die Teilnehmer, welches Lächeln sie als Feedback bekamen – und ihr Körper reagierte darauf. „Wenn sie ein Dominanzlächeln bekommen hatten, interpretierte sie dies unbewusst als negativ und kritisch“, berichtet Niedenthal. „Als Folge empfanden sie mehr Stress und ihre Cortisolwerte stiegen an.“ Dieser erhöhte Stresspegel war sogar noch eine halbe Stunde nach der Präsentation klar nachweisbar.

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Anders dagegen bei einem Belohnungslächeln: „Wenn sie ein solches Lächeln erhalten hatten, reagierten die Probanden wie auf ein explizites Lob“, so die Forscherin. Die Cortisolwerte im Speichel stiege deutlich weniger stark an und sanken nach Ende der Präsentation schnell wieder auf den Basiswert ab. Bei dem weniger klar erkennbaren kooperativen Lächeln ähnelte die Reaktion der Teilnehmer dem beim Belohnungslächeln, fiel aber etwas schwächer aus.

„Die subtilen Unterschiede in unserem Gesichtsausdruck können demnach fundamentale Auswirkungen auf das Befinden unseres Gegenübers haben“, sagt Niedenthal. „Sie können ihre Erfahrung, ihren körperlichen Zustand und ihre Gefühle beeinflussen.“ Und das offenbar selbst dann, wenn wir uns dieser feinen Unterschiede im Lächeln gar nicht bewusst sind. (Scientific Reports, 2018; doi: 10.1038/s41598-018-21536-1)

(University of Wisconsin-Madison, 02.03.2018 – NPO)

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