Schweizer Forschern ist ein wichtiger Schritt zum Verständnis eines der bedeutendsten Krebsgene gelungen. Bisher gingen Wissenschaftler davon aus, dass dieses Krebsgen namens Myc nur zusammen mit dem Partnergen Max funktioniert. Wie die Forscher jetzt jedoch in der Wissenschaftszeitschrift „Nature Genetics“ berichten, kann Myc das Zellwachstum auch alleine anregen.
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Krebs entsteht durch unkontrollierte Zellvermehrung als Folge von Mutationen in Krebsgenen. „Viele dieser Gene werden aber auch für das Zellwachstum während der normalen Entwicklung benötigt“, erklärt Peter Gallant vom Zoologischen Institut der Universität Zürich. „So sterben beispielsweise Tiere ohne funktionelles Myc während der frühen Entwicklung.“
Wie bei anderen wachstumskontrollierenden Proteinen hat sich auch die Funktion von Myc während der Evolution wenig verändert – so wenig, dass sogar menschliches Myc die Funktion von Myc in der Taufliege Drosophila melanogaster übernehmen kann. Dies erlaubte es nun dem Team um Gallant und Dominik Steiger, die Funktion von Myc und seinem Partner Max in Drosophila zu untersuchen und aus den gewonnenen Resultaten Rückschlüsse auf die Funktion von Myc und Max im Menschen zu ziehen.
„Verschiedene Experimente zeigten zu unserer Überraschung, dass Max zwar durchaus eine Rolle spielt, aber dass Myc für viele Aktivitäten Max gar nicht benötigt“, so Gallant. Insbesondere kann Myc auch in Abwesenheit von Max die Aktivität eines Enzyms namens „RNA Polymerase 3“ ankurbeln, das eine wichtige Rolle fürs Zellwachstum spielt.
Neue Erkenntnisse über „altes“ Protein
Ganz wichtig für diese Erkenntnis war ein Vergleich zwischen Fliegen, denen Myc fehlt, mit Fliegen, denen Max fehlt. Während Fliegen ohne Myc ganz früh in der Entwicklung sterben, entwickeln sich Tiere ohne Max nahezu bis ins Erwachsenenstadium. Somit haben der Verlust von Myc und von Max nicht die gleichen Folgen – was man aber erwarten würde, wenn Myc nur zusammen mit Max funktionieren könnte.
Es kann sogar spekuliert werden, dass die Funktionen, die Myc zu einem potenten Krebsgen machen, vielleicht auch zu einem Großteil nicht durch Max vermittelt werden, was dann entsprechende Folgen für mögliche Therapien haben würde.
„Die Bedeutung dieser neuen Arbeit liegt also für einmal nicht in der Identifizierung eines bisher unbekannten Proteins, sondern im Befund, dass ein schon lange bekanntes Protein anders funktioniert als angenommen“, erklärt Gallant.
(Universität Zürich, 08.08.2008 – DLO)