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Neurobiologie

Kreativ durch „magische Pilze“?

Konsum geringer Halluzinogen-Mengen könnte die Kreativität fördern

Psychoaktive Pilze fördern offenbar die Kreativität. © Lightworkerpeace/ CC-by-sa 3.0

Positive Wirkung: „Magic Mushrooms“ in winzigen Mengen zu konsumieren, macht offenbar tatsächlich kreativer. Ein Experiment zeigt: Dank Mini-Dosierungen psychoaktiver Trüffel kamen Probanden bei bestimmten Aufgaben auf originellere Ideen und dachten flexibler. Den Forschern zufolge könnten solche Pilze daher künftig als eine Art Hirndoping zum Einsatz kommen – oder auch für die Therapie bestimmter Erkrankungen.

„Magic Mushrooms“ erfreuen sich in bestimmten Kreisen großer Beliebtheit. Der Grund: Die Pilze enthalten psychoaktive Substanzen, die die Wahrnehmung verändern und ähnliche Halluzinationen auslösen wie die Droge LSD. Nutzer versprechen sich von dem Konsum meist bereichernde Erlebnisse. Doch die Zauberpilze können auch gefährliche Angst- und Panikzustände auslösen – die berüchtigten Horrortrips.

Um dieser unerwünschten Nebenwirkung zu entgehen, setzen manche Konsumenten auf sogenannte Mikrodosierungen. Sie glauben: Sich nur geringe Konzentrationen der Halluzinogene einzuverleiben, könne das Gehirn stimulieren und die Kreativität fördern. Was ist an dieser vermeintlichen Wirkung dran?

Droge in Mikrodosierung

Dieser Frage sind Luisa Prochazkova von der Universität Leiden und ihre Kollegen nun mit einem praktischen Experiment nachgegangen. Bei einem Treffen der Psychedelischen Gesellschaft der Niederlande ließen sie 36 Freiwillige eine Reihe von Tests absolvieren, die Hinweise auf Fähigkeiten wie das logische, aber auch das kreative Denken geben. So sollten die Probanden beispielsweise Gemeinsamkeiten mehrerer Objekte entdecken oder für einen Haushaltsgegenstand möglichst viele alternative Anwendungsmöglichkeiten finden.

Alle Aufgaben absolvierten sie zweimal: einmal vor und einmal nach dem Konsum von im Schnitt 0,37 Gramm getrockneter, magischer Trüffel. Die Pilze enthalten halluzinogene Alkaloide – unter anderem Psilocybin. Dieser Inhaltsstoff wird im Körper in seine aktive Form Psilocin umgewandelt, die im Gehirn an eine Andockstelle des Neurotransmitters Serotonin bindet. Wie würde sich die Einnahme dieser in Deutschland übrigens illegalen Substanzen auf die kognitiven Leistungen der Teilnehmer auswirken?

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Spürbarer Effekt

Es zeigte sich: Tatsächlich hatten die Mini-Dosen einen spürbaren Effekt. Wie die Forscher berichten, schnitten die Probanden nach dem Pilzkonsum nicht nur besser ab, wenn geradliniges Denken gefragt war, um die beste Lösung für ein Problem zu finden. Vor allem ihre Fähigkeit, flexibel und „Out-of-the-box“ zu denken, verbesserte sich. Demnach fanden sie mehr Lösungen und hatten vor allem originellere Ideen als beim ersten Testdurchlauf.

Auf die generellen Intelligenzwerte hatten die magischen Pilze dagegen keinen Einfluss. Dies legt dem Team zufolge nahe, dass die Halluzinogene selektiv wirken und insbesondere den kreativen Denkbereich beeinflussen. „Insgesamt untermauern unsere Ergebnisse den Verdacht, dass der Konsum geringer Trüffelmengen kreativer machen kann“, sagt Prochazkova.

Therapeutischer Nutzen?

Allerdings müssen die beobachteten Effekte nun in weiteren, Placebo-kontrollierten Studien genauer untersucht werden. Bestätigt sich die Wirkung, könnten „Magic Mushrooms“ in Mikrodosierung künftig aber nicht nur zur Verbesserung der Kreativität zum Einsatz kommen. „Auch ein möglicher therapeutischer Nutzen ist denkbar, zum Beispiel bei Patienten mit Depressionen“, schließt Prochazkova. (Psychopharmacology, 2018; doi: 10.1007/s00213-018-5049-7)

(Springer Nature, 29.10.2018 – DAL)

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