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Biologie

Krabben nutzen „Morsezeichen“ bei der Balz

Vibrationssignale helfen Winkerkrabben-Damen bei der Suche nach Mr. Right

Winkerkrabben-Männchen senden bei der Balz morseähnliche Signale aus © Fumio Takeshita

Vibrierend verführt: Wenn Winkerkrabben-Männchen ihre Auserwählte beeindrucken wollen, stellen sie nicht nur ihre große Schere zur Schau – sie senden auch morseähnliche Vibrationssignale aus. Damit geben die werbenden Tiere einiges über sich preis, wie Forscher nun herausgefunden haben. Denn die tierischen Morsezeichen verraten den Krabbendamen unter anderem, wie der Bewerber gebaut ist. Die Zeichen sind somit eine wichtige Informationsquelle bei der Suche nach dem perfekten Partner.

Um sich die Gunst einer attraktiven Dame zu verdienen, lassen sich Männchen im Tierreich einiges einfallen: Manche setzen wie der Pfau auf ein imponierendes Kleid, andere wollen mit gekonnten Tanzschritten überzeugen oder versuchen die Umworbene mit einem schmackhaften Brautgeschenk zu locken.

Auf die Verführungstaktik der Winkerkrabbe lässt sich schon von ihrem Namen her schließen. Zur Partnerfindung stellen sich die Männchen vor ihrer Wohnhöhle auf und heben ihre große Schere in einem regelmäßigen Takt an – sie winken die Weibchen förmlich zu sich. Wenn sich ein Weibchen nähert, kommen außerdem Vibrationssignale ins Spiel. Diese erzeugt das Männchen unter anderem durch Klopfen mit den Beinen und mithilfe von Membranen an seiner kleinen Schere.

Welche Informationen stecken im Balzsignal?

Wissenschaftler um Fumio Takeshita von der Nagasaki University haben nun herausgefunden, dass diese Vibrationen für die Weibchen mehr als nur ein schmeichelhaftes Bezirzen sind. Überraschenderweise scheinen sie einen hohen Informationsgehalt zu haben, der den Damen bei der Suche nach einem passenden Partner helfen könnte.

Für ihre Untersuchung versetzten die Forscher Winkerkrabben-Männchen mithilfe einer weiblichen Attrappe in Balzstimmung und entlockten ihnen auf diese Weise die typischen akustischen Signale. Diese nahmen sie auf, um sie genauer analysieren zu können.

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Vibrationen verraten Größe des Bewerbers

Es zeigte sich: Die Männchen kommunizieren durch sich in einem bestimmten Takt wiederholende Vibrationen und Schallimpulse – quasi einer Art Morsecode. Die Merkmale der Signale hängen dabei eindeutig mit der Statur des Männchens zusammen: Je tiefer zum Beispiel die dominierende Frequenz des Signals war, desto größer war der Körper beziehungsweise der Panzer der Krabbe.

„Wir schließen daraus, dass die Vibrationen den Weibchen wichtige Hinweise auf die Eigenschaften des Männchens liefern können“, sagt Takeshita. Nicht nur die Größe, sondern auch die Ausdauer des Bewerbers lesen die Krabbendamen womöglich von den Signalen ab, wie schließlich ein Experiment mit realen Weibchen verdeutlichte: Je schneller und länger ein Männchen vibrierte, desto eher ließen sich die Damen in seinen Bau locken.

Morsezeichen als Entscheidungskriterium

„Die Vibrationssignale fungieren demnach wie Morsezeichen, die Krabbenweibchen entschlüsseln, um mehr über den Bewerber zu erfahren“, schließt Takeshita.

Hat sich eine Winkerkrabben-Dame aufgrund der Informationen einmal entschieden, das Männchen in seine Wohnhöhle zu begleiten, spielen die Vibrationen für sie hingegen keine Rolle mehr, wie die Forscher berichten. Drinnen müsse dann vor allem die Architektur des Baus überzeugen, damit sich die Dame zur Paarung entschließt. (The Science of Nature, 2016; doi: 10.1007/s00114-016-1371-2)

(Springer, 01.06.2016 – DAL)

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