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Paläontologie

„König“ der Trilobiten entdeckt

Australien: 500 Millionen Jahre altes Fossil war größer Trilobit seiner Zeit

Redlichia rex Rekonstruktion
Redlichia rex war der größte bekannte Trilobit der kambrischen Meere – und für kleinere Tiere am Meeresgrund ein gefährlicher Räuber. © Katrina Kenny

Schrecken des Urmeeres: Paläontologen haben in Australien das Fossil des größten bekannten Trilobiten dieser Region entdeckt. Der 500 Millionen Jahre alte Gliederfüßer war 30 Zentimeter lang und damit fast doppelt so groß wie andere Trilobiten dieser Zeit. Redlichia rex besaß zudem lange, furchteinflößende Stacheln an seinen Beinen, mit denen er seine Beute fing und zerquetschte, wie die Forscher berichten.

Trilobiten gehören zu den erfolgreichsten „Erfindungen “ der Natur. Mehr als 250 Millionen Jahre lang dominierten diese Gliederfüßer die Lebenswelt am Grund der Urzeit-Meere. Dennoch ist bisher nur wenig über die Lebensweise dieser Räuber und Aasfresser bekannt. Fossilfunde deuten aber darauf hin, dass die Trilobiten ausgeprägt sozial waren: Sie praktizierten Massenpaarungen und Massenhäutungen und bildeten bei der Migration offenbar säuberliche Reihen.

Redlichia rex
Fossil des Riesen-Trilobiten Redlichia rex. © University of Adelaide

Größter Trilobit Australiens

Einen ungewöhnlich großen und wehrhaften Vertreter dieser urzeitlichen Gliederfüßer haben nun James Holmes von der University of Adelaide und seine Kollegen entdeckt. Die rund 500 Millionen Jahre alten Fossilien wurden bei Ausgrabungen auf Kangaroo Island gefunden, in einer für ihren Reichtum an Fossilien aus dem Kambrium bekannten Schieferformation. Die Trilobiten sind so gut konserviert, dass auch Details ihrer Antennen und Beine erhalten sind, wie die Forscher berichten.

Auffallend an den neuen Funden ist zum einen ihre Größe: Mit rund 30 Zentimetern Länge sind diese Trilobiten fast doppelt so groß wie die meisten ihrer Zeitgenossen – sie sind damit die größten bekannten Trilobiten Australiens, wie Holmes und sein Team erklären. Zum anderen aber besaßen diese Tiere auffallend kräftige Vorderbeine mit langen, zahnähnlichen Stacheln. Ähnlich ausgeprägte Beinstacheln kannte man bisher nur von Trilobitenfossilien aus China.

Schrecken des kambrischen Meeresgrunds

Nach Ansicht der Paläontologen handelt es sich damit eindeutig um eine neue, bisher unbekannte Trilobitenart. „Wir haben diese neue Spezies Redlichia rex genannt – analog zum Tyrannosaurus rex“, sagt Holmes. „Wegen ihrer enormen Größe, aber auch ihren auffallenden Beinen mit den für das Zerquetschen und Zerreißen von Beute genutzten Stacheln.“ Die Forscher vermuten, dass Redlichia rex ein aktiver Räuber war, der auch andere, kleinere Trilobiten jagte und fraß.

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„Die Größe und Raubbeine von Redlichia waren wahrscheinlich die Konsequenz eines evolutionären Wettrüstens zur damaligen Zeit“, erklärt Holmes. Denn während der sogenannten kambrischen Explosion vor rund 530 Millionen Jahren entwickelten sich in kurzer Zeit viele neue Tierarten, die einander als Fressfeinde oder aber Konkurrenten gegenüberstanden. „Dieser Riesen-Trilobit war damals vermutlich der Schrecken vieler kleinerer Tiere auf dem kambrischen Meeresgrund“ so Holmes.

Wer war Redlichias Feind?

Überraschend jedoch: Selbst der vergleichsweise wehrhafte und große Redlichia rex scheint seinerseits häufiger Opfer noch größerer Räuber geworden zu sein. „Die Trilobiten aus dem Emu Bay-Schiefer zeigen Verletzungen, die durch panzerknackende Prädatoren verursacht wurden“, berichtet Homes‘ Kollege Diego Garcia-Bellido. „Außerdem findet sich fossilisierter Kot in dieser Fossillagerstätte, der Fragmente von Trilobiten enthält.“

Beides zusammen spricht dafür, dass Redlichia rex keineswegs der unangefochtene Herrscher dieses Meeresgebiets war. „Stattdessen muss es entweder sehr viel größere Räuber gegeben haben, die Redlichia rex angriffen, wie beispielsweise der noch größere Anomalocaris, oder aber Redlichia hatte kannibalistische Tendenzen“, sagt Garcia-Bellido. Der rund einen Meter lange Anomalocaris gilt als das größte Tier der kambrischen Meere. (Journal of Systematic Palaeontology, 2019; doi: 10.1080/14772019.2019.1605411)

Quelle: University of Adelaide

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