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Biologie

Klimawandel verlangsamt Baumwachstum

Vor allem Buche und Eiche leiden unter trockenerem Sommerklima

Buche
Buchen galten lange als relativ trockenresistent, doch inzwischen beeinträchtigt das geänderte Klima auch ihr Wachstum. © heckepics/ iStock.com

Subtiler Klimaeffekt: Der Klimawandel führt nicht nur zu sichtbaren Waldschäden – er bremst auch die Regeneration der Wälder. Denn heimische Bäume wachsen unter dem Einfluss der Klimaveränderungen messbar langsamer, wie Baumringanalysen enthüllen. Besonders betroffen sind unter anderem Buchen und Eichen in Norddeutschland, die durch trockenere Sommer beeinträchtigt werden. Kiefern dagegen reagieren eher auf Veränderungen des winterlichen Klimas.

Wälder sind wichtige Helfer gegen den Klimawandel. Denn die mehr als drei Billionen Bäume weltweit binden Kohlendioxid und wirken so als Puffer im Klimasystem. Waldschutz und Aufforstung gelten daher als wichtige Komponente des Klimaschutzes. Das Problem jedoch: Schon jetzt setzen die Klimaveränderungen den Wäldern schwer zu. Trockenheit und Hitze, Waldbrände und Schädlingsbefall haben deutlich zugenommen. Allein in Deutschland gingen seit Anfang 2018 mehr als 100 Millionen Altbäume zugrunde.

Bestandsaufnahme bei Buche, Eiche und Kiefer

Doch das ist noch nicht alles: Wie nun Jill Harvey von der Universität Greifswald und ihre Kollegen festgestellt haben, beeinträchtigt der Klimawandel auch das Wachstum der Bäume – und damit auch die Regeneration der Wälder. Für ihre Studie hatten sie an mehr als 300 Standorten im europäischen Ostseeraum das Wachstum der heimischen Baumarten Rotbuche, Stieleiche und Waldkiefer anhand von Baumringen untersucht. Die Dicke der einzelnen Jahresringe verrät, wie stark ein Baum im betreffenden Jahr gewachsen ist.

Durch einen Abgleich mit Klimadaten ermittelten die Forscher, wo und in welchem Umfang das Wachstum der Bäume von welchen klimatischen Bedingungen beeinflusst wurde, ob es dabei räumliche Muster gab und wo die größten Änderungen auftraten. Der Zeitrahmen ihrer Studie reichte dabei bis ins Jahr 1943 zurück.

Sensiblere Reaktion auf das Sommerklima

Das Ergebnis: Buche, Eiche und Kiefer reagieren heute deutlich sensibler auf die Klimabedingungen ihres Standorts. Die zunehmende sommerliche Trockenheit setzt dabei vor allem den Laubbäumen im südlichen Ostseeraum zu. Sie hat das Wachstum dieser Baumarten in den letzten 30 Jahren immer stärker beeinträchtigt, wie die Forscher berichten. Selbst die Buche, die oft als trockenheitsresistent gilt, wird durch Sommertrockenheit mehr und mehr beeinflusst.

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Die Kiefer dagegen könnte zumindest in einigen Regionen von den Klimaveränderungen profitieren. Denn die zunehmend milderen Winter haben sich eher positiv auf das Wachstum dieser Nadelbäume ausgewirkt, wie Harvey und ihr Team berichten. Weil Boden und Nadeln nicht gefrieren, kann die
Kiefer als immergrüner Baum in wärmeren Wintern weiterhin Photosynthese betreiben. Allerdings: Trockene, warme Sommer setzen auch diesem Nadelbaum zu, wenngleich sich dies weniger stark auswirkt als winterliche Klimaänderungen.

Wichtig für künftige Forstmaßnahmen

Nach Ansicht der Forscher demonstriert dies, dass Bäume je nach Art und Standdort sehr unterschiedlich auf den Klimawandel reagieren können. „Die Ergebnisse unterstreichen die zeitlich instabilen und nicht einheitlichen Reaktionen der Bäume auf die Klimaveränderungen“, so Harvey und ihre Kollegen. Diese Unterschiede müssen berücksichtigt werden, wenn es darum geht, künftige fortwirtschaftliche Maßnahmen zu planen. Denn dieselbe Baumart kann je nach geografischer Lage durchaus unterschiedlich auf die Bedingungen reagieren.

„Unsere Ergebnisse liefern damit wichtige regionale Perspektiven zur Beziehung von Baumwachstum und Klima über die ganze Bandbreite der gemäßigten bis borealen Wälder rund um die südliche Ostsee“, so die Forscher. (Global Change Biology, 2020; doi: 10.1111/gcb.14966)

Quelle: Universität Greifswald

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