Gewalterfahrungen und Missbrauch in der Kindheit verändern langfristig das Gehirn. Diese Spuren sind noch Jahrzehnte später in den Gehirnen der Betroffenen nachweisbar. Das haben Forscher jetzt in einer Studie mitttels Magnetresonanz-Tomografie (MRT) festgestellt. Diese Veränderungen könnten auch erklären, warum solche Kinder später lebenlang anfälliger sind für psychische Erkrankungen, meinen die Forscher im Fachmagazin „Biological Psychiatry“.
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Menschen, die als Kind misshandelt wurden, leiden meist ihr Leben lang unter den seelischen Folgen. So haben Erwachsene, die als Kind Gewalt, Missbrauch oder Vernachlässigung ausgesetzt waren, ein erheblich höheres Risiko, an psychischen Erkrankungen wie Depression oder Angststörungen zu erkranken. Wissenschaftler vom interdisziplinären Otto-Creutzfeldt-Zentrum für kognitive – und Verhaltensneurowissenschaften der Universität Münster haben nun erstmals gezielt die Langzeitfolgen von Misshandlungserlebnissen mittels Magnetresonanz-Tomografie (MRT) untersucht.
Die Forscher befragten eine große, repräsentative Stichprobe psychisch gesunder Erwachsener zu Gewalterfahrungen in ihrer Kindheit. Mittels MRT vermaßen sie zum einen Gehirnstrukturen der Probanden, also die Größe einzelner wichtiger Gehirnbereiche. Zum anderen zeichneten sie die
Gehirnaktivität der Probanden während des Betrachtens wütender und furchtvoller Gesichter auf.
Die Ergebnisse zeigten ein eindeutiges Bild: Über je mehr Gewalterfahrungen oder Vernachlässigung die Probanden berichteten, desto kleiner waren wichtige Gehirnstrukturen wie zum Beispiel der für Lernen- und Gedächtnis wichtige Hippocampus oder der für die Emotionsregulation zuständige Stirnlappen. Außerdem zeigten Probanden mit Gewalterlebnissen eine deutliche Überaktivität des Mandelkerns, einer zentralen Struktur des Furchtnetzwerks im Gehirn.
Die Auffälligkeiten in den Gehirnen der als Kind misshandelten Probanden haben erhebliche Ähnlichkeiten mit jenen Veränderungen im Gehirn, die depressiv Erkrankte häufig aufweisen. Daher
könnten diese Veränderungen das höhere Risiko für das Auftreten psychischer Störungen bei Menschen mit Gewalterfahrungen erklären, schlussfolgern die Forscher. (Biological Psychiatry, 2011; doi:10.1016/j.biopsych.2011.10.021)
(Universität Münster, 12.12.2011 – NPO)