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Mikrobiologie

Keimschleuder Küchenhandtuch

Viele gebrauchte Tücher sind mit potenziell krankmachenden Bakterien belastet

Auf solchen Geschirrtüchern fühlen sich auch Bakterien wohl. © Hans/ pixabay

Verkeimte Helfer: Gebrauchte Küchenhandtücher sind oft mit potenziell krankmachenden Bakterien kontaminiert. So wimmelt es auf vielen Tüchern unter anderem von Fäkalkeimen und auch dem berüchtigten Staphylococcus aureus, wie Forscher berichten. Besonders stark belastet scheinen die Küchenhelfer dabei in großen Haushalten mit Kindern zu sein – und bei Fleischessern. Interessant auch: Baumwoll-Handtücher sind offenbar anfälliger für Verkeimung als Kunststoffmaterial.

Sie sind in jedem Haushalt zu finden und als praktische Helfer aus der Küche kaum mehr wegzudenken: Küchenhandtücher. Mit ihnen trocknen wir Geschirr oder unsere Hände ab, wischen über Arbeitsflächen oder halten heiße Töpfe fest. Doch wie sieht es eigentlich mit der Keimbelastung dieser Tücher aus? Immerhin haben Forscher erst kürzlich festgestellt, dass gebrauchte Spülschwämme und -lappen wahre Bakterienschleudern sind.

Fäkalbakterien und Co

Ob dies auch auf Trockentücher zutrifft, haben nun Susheela Biranjia-Hurdoyal von der Universität Mauritius und ihre Kollegen untersucht. Dafür sammelten sie 100 Tücher, die in unterschiedlichen Haushalten jeweils einen Monat lang gebraucht worden waren. Mithilfe von biochemischen Tests ermittelten sie dann, welche und wie viele Bakterien sich auf den Küchenhelfern tummelten.

Das Ergebnis: Immerhin 49 der 100 Handtücher hatten Bakterien als Lebensraum für sich erobert. Die durchschnittliche Belastung lag bei 276.000 koloniebildenden Einheiten, wie die Forscher ermittelten. Auf Baumwolltüchern tummelten sich dabei gut dreimal so viele Bakterien wie auf Nylontüchern und mehr als doppelt so viele wie auf Mischgewebe.

Auch potenzielle Krankmacher vertreten

Mit über 30 Prozent am häufigsten auf den Handtüchern vertreten waren Bakterien aus der Gruppe des Darmkeims Escherichia coli sowie Spezies der Gattungen Enterococcus und Pseudomonas. Aus diesen Gruppen sind sowohl harmlose als auch krankheitserregende Arten bekannt. Auf rund 14 Prozent der belasteten Tücher wimmelte es zudem von Staphylococcus aureus-Bakterien, die vor allem bei immungeschwächten Menschen teils schwerwiegende Entzündungen auslösen können.

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Ob und wie stark ein Tuch kontaminiert war, hing dabei entscheidend davon ab, von wem und wofür es verwendet worden war, wie die Wissenschaftler herausfanden. So stieg die Bakterienbelastung unter anderem mit der Größe der Familie und der Anwesenheit von Kindern. Zudem waren trockene Handtücher durchweg weniger belastet als feuchte. Ungünstig wirkte es sich auch aus, wenn die Küchenhelfer für mehrere Zwecke genutzt worden waren, anstatt zum Beispiel ausschließlich zum Abtrocknen von gespültem Geschirr.

Problemfaktor Fleisch

Darüber hinaus stellte das Forscherteam einen weiteren wichtigen Einflussfaktor fest: die Ernährungsweise: Bei rein vegetarisch lebenden Haushalten wiesen Biranjia-Hurdoyal und ihre Kollegen deutlich weniger Escherichia coli-Keime und Staphylococcus aureus-Bakterien nach als bei fleischliebenden Familien. „Diese Daten legen nahe, dass unhygienisches Verhalten in der Küche häufig ist – und zwar vor allem im Umgang mit nicht-vegetarischen Lebensmitteln“, sagt die Studienleiterin.

Das Problem: Über die Tücher können sich die potenziell krankmachenden Keime im gesamten Haushalt verbreiten und zum Beispiel zu Beschwerden wie Lebensmittelvergiftungen führen. „Wir raten daher dazu, jedes Tuch immer nur für einen bestimmten Zweck zu verwenden und die Tücher möglichst trocken zu halten. Vor allem größere Familien mit älteren Mitgliedern oder Kindern sollten auf eine gute Küchenhygiene achten“, schließt Biranjia-Hurdoyal. (ASM Microbe Meeting, 2018)

(American Society for Microbiology, 11.06.2018 – DAL)

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