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Chemie

Kastanienschädlinge in der Falle?

RWTH-Chemiker unterstützen Kampf gegen Minimiermotten

Kastanie. © Georges Jansoone / GNU FDL

Braune Kastanienblätter bereits im Frühsommer: Was vielerorts an Herbstlaub erinnert, ist das Werk eines Schädlings. Die Rosskastanien-Miniermotte, hat sich in den vergangenen zehn Jahren fast flächendeckend über Europa ausgebreitet. Chemiker haben nun ein vereinfachtes synthetisches Herstellungsverfahren des Sexuallockstoffs – Pheromons – mit dem die Männchen in spezielle Fallen gelockt werden können, entwickelt.

Rund fünf Millimeter lang ist der rostbraune Falter mit der schwarz-weißen Flügelzeichnung, dessen Larven auch in Deutschland gewaltige Schäden an Kastanienbäumen anrichten. „Die Miniermotten sind Ende der neunziger Jahre aus Mazedonien eingewandert“, berichtet Mathias Christmann vom Institut für Organische Chemie der Rheinisch-Westfälische Technischen Hochschule Aachen.

„Sie verbreiten sich ausgesprochen schnell, da bis zu fünf Generationen pro Jahr auftreten und bisher kein natürlicher Feind existiert.“ Bereits Ende April – parallel zur Kastanienblüte – schlüpfen bei günstiger Witterung die ersten Motten. Die mobileren Männchen werden durch einen Sexuallockstoff der Weibchen angelockt, die sich häufig am Stamm des Baums aufhalten. Jedes Weibchen legt nach der Begattung etwa 40 Eier auf der Oberseite der Kastanienblätter ab. Etwa zwei Wochen später schlüpfen die Larven, die sich zwecks Nahrungsaufnahme durch die Blätter „fräsen“, wodurch die typischen braunen Flecken entstehen.

Eine flächendeckende Bekämpfungsmethode existiert bis heute nicht. Wichtig ist, das Laub im Herbst systematisch zu entfernen, da die Puppen darin überwintern. Außerdem gelingt es, mit Hilfe des synthetisch hergestellten Sexuallockstoffs, zumindest die männlichen Motten in Klebefallen am Stamm zu locken.

Nachhaltige Katalysatoren

Renata Marcia de Figueiredo entwickelte nun ein vereinfachtes Syntheseverfahren, das auf nachhaltige Katalysatoren setzt. „Bei der so genannten Organokatalyse setzen wir kleine organische Moleküle zur Beschleunigung chemischer Reaktionen ein. Viele dieser so genannten Katalysatoren stammen aus nachwachsenden Quellen. So wird die Aminosäure Prolin beispielsweise aus Hühnerfedern gewonnen, während andere Katalysatoren wie Chinin aus Pflanzen isoliert werden“, berichtet die gebürtige Brasilianerin.

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Die Forschungsaktivitäten zur Schädlingsbekämpfung sind ein Anwendungsbeispiel für die Organokatalyse, mit der sich in der Chemie in Aachen insgesamt fünf Arbeitsgruppen im Rahmen eines Schwerpunktprogramms der Deutschen Forschungsgemeinschaft beschäftigen. „Organokatalytische Verfahren sind auch für die Herstellung von Wirkstoffen interessant“, bestätigt Christmann. Da die pharmazeutischen Endprodukte unter bestimmten Nachweisgrenzen frei von Metallrückständen sein müssen, könne es von Vorteil sein, Metall-katalysierte durch organokatalytische Verfahren zu ersetzen.

(idw – Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, 21.06.2007 – DLO)

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