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Zoologie

Karettschildkröten: Einmal Sex pro Jahr reicht

DNA-Analysen enthüllen die Paarungsgewohnheiten der bedrohten Schildkrötenart

Eine ausgewachsene Karettschildkröte auf Cousine Island in den Seychellen. © Karl Phillips / University of East Anglia

Die Weibchen der Echten Karettschildkröten sind alles andere als paarungsfreudig: Sie haben nur ein einziges Mal im Jahr Sex. Den Samen des auserkorenen Männchens speichern sie dann bis zu 75 Tage lang in speziellen Organen und befruchten so nach und nach die Eier, die sie am Strand ablegen und vergraben. Entdeckt hat dies ein internationales Forscherteam, als es die DNA von Karettschildkröten auf einer Insel der Seychellen analysierte. Die Kenntnis ihrer Paarungsgewohnheiten sei wichtig, um diese bedrohte Tierart effektiv schützen zu können, betonen die Forscher im Fachmagazin „Molecular Ecology“.

Die Echte Karettschildkröte (Eretmochelys imbricata) gilt seit 1996 als akut bedroht. Sie wurden vor allem wegen des Schildpatts ihres Panzers bejagt, aber auch als Fleischlieferanten. Die bis zu rund 90 Zentimeter langen Meeresschildkröten kommen heute vor allem in der Karibik und in einigen Gebieten des tropischen Pazifik und Indischen Ozeans vor. Die größte noch verbleibende Population dieser Tiere lebt rund um die Seychellen. Da sich die Schildkröten nicht am Strand paaren, sondern weit draußen im offenen Wasser, war bisher kaum etwas über ihre Paarungsgewohnheiten bekannt, wie David Richardson von der University of East Anglia und seine Kollegen erklären. Meist bleiben die Tiere dabei über Stunden draußen und können so nur schwer beobachtet werden.

Einmal Sex auf Vorrat

Unklar war beispielsweise, ob sich die Weibchen im Laufe einer Saison mit nur einem oder mit mehreren Männchen paaren. „Diese Frage ist unter anderem wichtig, um zu wissen, wie viele verschiedene Männchen zur nächsten Generation der Schildkröten beitragen“, erklärt Richardson. Sie helfe aber auch zu ermitteln, wie viele Männchen dieser Art es in einem Gebiet gebe, denn diese halten sich nur im offenen Wasser auf und werden daher so gut wie nie am Strand gesichtet.

Um diese Frage zu klären, analysierten er und seine Kollegen nun die DNA zahlreicher Karettschildkröten-Weibchen und ihres Nachwuchses, die sich am Strand der Seychellen-Insel Cousine Island aufhielten. Das Ergebnis: „Wir wissen nun, dass sich die weiblichen Karettschildkröten am Anfang der Paarungszeit nur ein einziges Mal paaren – vermutlich bevor sie zu den Neststränden ziehen“, erklärt Erstautor David Richardson von der University of East Anglia. Dabei seien die Weibchen offenbar nicht sonderlich wählerisch in Bezug auf die Qualität ihrer Männchen.

Junge Karettschildkröten eilen von ihren Nestern im Strand zum schützenden Meer. © Karl Phillips / University of East Anglia

Noch ausreichend Männchen vorhanden

Nachpaarungen im Laufe der Saison, wie bei anderen Tieren häufig, gibt es bei diesen Schildkröten offenbar nicht. Stattdessen bewahren die Karettschildkröten-Weibchen die Spermienladung über mehrere Monate hinweg auf. Mit diesem Vorrat befruchten sie nach und nach die Eier, die sie am Strand ablegen und vergraben.

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„Die gute Nachricht ist, dass sich jedes untersuchte Weibchen mit einem anderen Männchen gepaart hatte“, sagt Richardson. Das deutet darauf hin, dass es draußen im Meer noch zahlreiche männliche Vertreter dieser Art gebe. Dieser Befund könne auch erklären, warum die Population trotz ihrer geringen Größe noch immer eine relativ hohe genetische Vielfalt aufweise. Zumindest auf den Seychellen scheine es der Art daher noch relativ gut zu gehen.

(University of East Anglia, 04.02.2013 – NPO)

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