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Neurobiologie

IQ steigt mit jedem Extra-Schuljahr

Längere Beschulung wirkt sich positiv auf IQ-Testergebnisse aus

Macht schulische Bildung wirklich grundlegend intelligenter? © Mimic51/ iStock.com

Schule macht schlau: Menschen schneiden in IQ-Tests umso besser ab, je länger sie die Schulbank gedrückt haben. Eine Meta-Analyse zeigt: Die individuelle Intelligenz nimmt mit jedem zusätzlichen Schuljahr im Durchschnitt um drei IQ-Punkte zu. Ob dies aber bedeutet, dass schulische Bildung generell intelligenter macht, ist nach Ansicht der Forscher noch offen. Ebenso gut könnten sich durch die Schule schlicht testspezifische Fähigkeiten verbessern, wie sie berichten.

Der in speziellen Tests ermittelte Intelligenzquotient gilt als Maß für die Intelligenz. Zwar ist umstritten, ob der „IQ“ dieses komplexe Phänomen wirklich erfassen kann. Trotzdem liefert er zumindest einen Anhaltspunkt dafür, welche kognitiven Fähigkeiten ein Mensch hat. Für die Bevölkerung in den Industrienationen hat sich in dieser Hinsicht in den letzten Jahrzehnten gezeigt: Die IQ-Werte der Menschen nehmen beständig zu.

Mögliche Gründe dafür sind Faktoren wie bessere Ernährung und Bildung. So deuten zahlreiche Studien daraufhin, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen der Anzahl der absolvierten Schuljahre und der Höhe des individuellen Intelligenzquotienten gibt. Doch liegt dies tatsächlich an dem positiven Effekt der Bildung auf die Intelligenz – oder machen schlauere Kinder einfach höhere Schulabschlüsse?

Was bringt Bildung?

Um diese Frage zu klären, haben Elliot Tucker-Drob von der University of Texas in Austin und seine Kollegen nun erstmals eine umfassende Meta-Analyse zu dem Thema durchgeführt. Dafür werteten die Wissenschaftler 42 Datensätze aus 28 Studien mit einer Gesamtzahl von 615.812 Teilnehmern aus.

In die Auswertung miteinbezogen wurden dabei Untersuchungen mit drei unterschiedlichen methodischen Ansätzen. Einige Studien betrachteten den IQ einzelner Kinder vor und nach deren Schulabschluss, andere verglichen die Intelligenz gleichalter Schüler, die aufgrund ihrer Geburtsdaten aber früher oder später eingeschult wurden. Andere schauten sich wiederum den Effekt bildungspolitischer Maßnahmen wie der Verlängerung der Schulpflicht an.

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Drei Punkte mehr mit jedem Jahr

Bei all diesen Untersuchungen zeigte sich: Jedes zusätzliche, erfolgreich absolvierte Schuljahr geht mit einer Steigerung des Intelligenzquotienten von 1,197 bis 5,229 Punkten einher. Im Schnitt nimmt die Intelligenz demnach mit jedem Extra-Schuljahr um 3,4 IQ-Punkte zu. „Unsere Analyse liefert den bisher eindeutigsten Beleg dafür, dass Bildung die via Tests ermittelte Intelligenz anhebt“, sagt Mitautor Stuart Ritchie von der University of Edinburgh.

„Besonders überrascht hat uns dabei, wie lange dieser Einfluss der Schulbildung nachwirkt“, ergänzt der Psychologe. So schnitten selbst erst im Alter von 70 oder 80 Jahren auf ihre Intelligenz getestete Personen umso besser ab, je länger sie als Kind die Schulbank gedrückt hatten.

Generell schlauer?

In Zukunft müssen die Ergebnisse weiter beleuchtet werden, wie die Forscher betonen. Denn es bleiben viele Fragen offen: Werden Menschen dank Bildung tatsächlich generell schlauer – oder nur geübter darin, Tests zu absolvieren?

Lässt sich der IQ-Zuwachs auf bestimmte neurobiologische Veränderungen zurückführen? Welcher Aspekt von Schule wirkt sich am stärksten auf den IQ aus und wo liegen die Grenzen dieses Bildungseffekts? „Ein wichtiger nächster Schritt wird sein, jene Mechanismen zu entschlüsseln, die dem von uns beobachteten Phänomen zugrunde liegen“, schließt das Wissenschaftlerteam. (Psychological Science, 2018; doi: 10.1177/0956797618774253)

(Association for Psychological Science, 25.06.2018 – DAL)

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