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Verhalten

Invasive Giftspinne frisst Spitzmaus

Dritter Beweis dafür, dass die Edle Kugelspinne heimische Wirbeltiere tötet

Spinne und Maus
Die Zwergspitzmaus im Netz der Edlen Kugelspinne: Für den kleinen Nager käme jede Hilfe zu spät. © Dawn Sturgess

Pelzige Mahlzeit: In Südengland ist eine Zwergspitzmaus einer Edlen Kugelspinne (Steatoda nobilis) zum Opfer gefallen. Die Maus ist damit die dritte bekannte Wirbeltierart, die auf dem Speiseplan dieser invasiven Giftspinne steht. Ursprünglich von den Kanaren eingeschleppt, lähmt die nur rund einen Zentimeter große Spinne ihre Beute mit einem starken Nervengift, wickelt sie in Spinnseide und saugt sie aus. Für die Wissenschaftler unterstreicht der Vorfall die Bedrohung, die die invasive Art für heimische Wirbeltiere darstellt.

Mindestens 39 der 132 bekannten Spinnenfamilien töten kleine Wirbeltiere, obwohl diese mitunter um ein Vielfaches größer sind als die achtbeinigen Jäger selbst. Ihre Geheimwaffe: ein starkes, lähmendes Nervengift. Mithilfe der Giftmischung gehen den Spinnen sogar Fische, Schlangen und Frösche ins Netz. Auch in Europa hat sich längst ein Wirbeltier-Killer, die sogenannte Edle Kugelspinne (Steatoda nobilis), ausgebreitet. Wahrscheinlich ist sie einst von den Kanaren eingeschleppt worden. Bislang waren zwei ihrer Opfer bekannt: eine Waldeidechse sowie Zwergfledermäuse.

Edle Kugelspinne
Edle Kugelspinnen sind nur etwa einen Zentimeter groß, töten mithilfe ihres Gifts aber erheblich größere Beute. © JP Dunbar/ University of Galway

Kaltblütiger Mord am Schlafzimmerfenster

Doch Wissenschaftler um Michel Dugon von der University of Galway haben nun ein weiteres Beutetier identifiziert, das auf dem Speiseplan der rund einen Zentimeter großen Kugelspinne steht. Das Opfer: eine Zwergspitzmaus. Der Tatort: ein Schlafzimmerfenster in Chichester, Südengland. Die Tatzeit: der Morgen des vierten August 2022. Koautorin Dawn Sturgess beobachtete den „Tathergang“. Laut ihren Schilderungen war die Maus wohl zunächst noch am Leben, als sie bereits im Spinnennetz hing. Doch das Nervengift der Spinne machte sie zunehmend bewegungsunfähig.

Irgendwann hat die Spinne ihre Beute flaschenzugartig 25 Zentimeter in die Höhe gehievt und mit Seide umwickelt. Ähnliches war wenige Jahre zuvor im Fall der Waldeidechse beobachtet worden. Drei Tage lang ernährte sich die Spinne von der Zwergspitzmaus, bevor sie den ausgesaugten Nager schließlich auf den Fenstersims plumpsen ließ. „Diese Beobachtung zeigt einmal mehr, dass die Edle Kugelspinne perfekt angepasst ist, um große Beute zu erlegen, indem sie ein starkes Gift, eine extrem starke Seide und ein komplexes Jagdverhalten kombiniert“, berichtet Dugon.

Eine Gefahr für heimische Wirbeltiere

Dies ist der dritte Fall in den vergangenen Jahren, in dem eine geschützte Wirbeltierart der Edlen Kugelspinne zum Opfer gefallen ist. Doch die Spinne ist nicht nur für Echsen, Fleder- und Spitzmäuse gefährlich, sondern potenziell auch für den Menschen. Ihr starkes Nervengift, das Alpha-Latrotoxin, kann auch bei uns gelegentlich einen Krankenhausaufenthalt nach sich ziehen.

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Aufgrund der vielfältigen „Mordfälle“ der vergangenen Jahre ordnen Dugon und seine Kollegen die Edle Kugelspinne nun nicht mehr als gelegentliche, sondern als gewohnheitsmäßige Wirbeltier-Fresserin ein. Das mache sie umso bedrohlicher für heimische Wirbeltierarten. Die Forschenden empfehlen deshalb, diese Spinnenart weiterhin genau zu überwachen. (Ecosphere, 2023; doi: 10.1002/ecs2.4422

Quelle: University of Galway

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