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Biologie

Hyänen: Frauen sagen, wo’s lang geht

Wie Hyänenweibchen Inzucht vermeiden

Hyänenweibchen vermeiden Inzucht, indem sie einfache Regeln bei der Partnerwahl anwenden. © O. Höner / B. Wachter

Hyänenweibchen vermeiden Inzucht, indem sie einfache Regeln bei der Partnerwahl anwenden. Das hat ein internationales Forscherteam jetzt in einer neuen Studie nachgewiesen. Wie die Wissenschaftler in der aktuellen Nature-Ausgabe berichten, besitzen die weiblichen Tiere klare Vorstellungen davon, welche Männchen sie als Paarungspartner akzeptieren. Mehr noch: Jene Männchen, die sich an den Vorlieben der Weibchen orientierten, hatten den höchsten Paarungserfolg.

„Tüpfelhyänenweibchen wählen zur Fortpflanzung bevorzugt Männchen, die nach ihnen in der eigenen Gruppe geboren wurden oder die erst nach ihrer Geburt in die Gruppe eingewandert sind“, sagt Oliver Höner vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin der zusammen mit einem Kollegen der Universität Sheffield die Studie durchgeführt hat. Durch diese einfache Partnerwahl-Regel verhindern die Weibchen Inzucht sowohl mit ihren eigenen Vätern als auch mit älteren Brüdern, die nicht abgewandert sind. Darüber hinaus wählen ältere Weibchen besonders gerne Männchen, die schon lange Gruppenmitglieder sind, vorausgesetzt sie erfüllen die obige Grundregel und haben sich ihnen gegenüber freundlich verhalten.

Junge Weibchen sind attraktiver

Diese Partnerwahl-Regeln bedeuten, dass sich Männchen, die kürzlich geschlechtsreif wurden und sich erfolgreich fortpflanzen wollen, die Gruppe mit den meisten jungen Weibchen aussuchen sollten. Tatsächlich wählen die jungen Männchen nach den Ergebnissen der Biologen mit großer Vorliebe die Gruppe mit den meisten jungen Weibchen. Da meistens nicht die eigene Gruppe die höchste Zahl junger Weibchen aufweist, sondern andere Gruppen in der Nachbarschaft, wandert die Mehrzahl der Männchen zu diesen Gruppen aus.

„Die Taktik der Männchen, ihre Fortpflanzungskarriere dort zu beginnen, wo die meisten jungen Weibchen sind, ist sehr erfolgreich, denn diese Männchen haben langfristig Zugang zu vielen Weibchen und zeugen viel mehr Nachkommen als Männchen, die Gruppen mit wenigen jungen Weibchen wählen“, sagt Höner.

Die Resultate der Forscher basieren auf genetischen Vaterschaftsanalysen von mehr als 400 Nachkommen und zeigen erstmals, dass Abwanderungsverhalten der Männchen, das an die Vorlieben der Weibchen angepasst ist, einen selektiven Vorteil bietet. Vaterschaftsanalysen und Beobachtungen wurden an der Hyänenpopulation des Ngorongoro-Kraters im Nordosten Tansanias durchgeführt. Alle ungefähr 380 Hyänen, die dort momentan in acht Gruppen leben, sind den Forschern individuell bekannt, wurden seit zehn Jahren beobachtet und sind mit Hilfe des genetischen Fingerabdrucks für Vaterschaftsanalysen charakterisiert.

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Effektive Partnerwahl-Regeln

Bisherige Studien an sozialen Primaten und anderen Säugetiergruppen gingen meist davon aus, dass Weibchen ihre nahen Verwandten als solche erkennen müssen, um Inzucht mit ihnen vermeiden zu können. Oder es wurde angenommen, dass Weibchen generell Männchen bevorzugen, die in die Gruppe einwanderten. Nahe Verwandte als solche zu identifizieren oder zu wissen, ob ein bereits in der Gruppe lebendes Männchen eingewandert oder niemals abgewandert, sondern lediglich dageblieben ist, ist jedoch nicht trivial, und als entsprechend schwierig und unbefriedigend hat sich der praktische Nachweis dieser Ideen bisher herausgestellt.

Dagegen ist es für ein Weibchen einfach zu erkennen, ob ein Männchen neu in die Gruppe geboren wurde oder neu eingewandert ist, wenn sie nur Männchen zulässt, die während ihrer Lebenszeit Gruppenmitglied wurden. Daher sind die Partnerwahl-Regeln der weiblichen Hyänen ein simples und effektives Mittel zur Inzuchtvermeidung, so die Forscher.

Wie bei den meisten Säugetierarten werden auch bei den Hyänen die Jungtiere nur von den Weibchen aufgezogen – anders als beim Menschen haben also die Töchter nicht die Möglichkeit, ihren Vater oder ältere Brüder in der Familie kennen zu lernen.

(idw – Forschungsverbund Berlin, 17.08.2007 – DLO)

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