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Medizin

Hepatitis-C: Rätsel um Virusvermehrung gelöst

Biochemiker klären Wirkungsweise einer microRNA auf

Hepatitis C Virus © NIH

Gießener Wissenschaftler sind bei der Erforschung des Hepatitis C-Virus einen entscheidenden Schritt weiter gekommen. Denn sie haben einen wichtigen molekularen Wirkmechanismus aufgedeckt, der erklärt, warum das Hepatitis-C-Virus sich gerade in den Zellen der Leber besonders gut vermehrt.

Hepatitis C ist eine durch Viren verursachte gefährliche Leberentzündung, die für infizierte Menschen schwere Folgen haben kann: Leberzirrhose oder auch Krebs. Anders als bei Hepatitis A und B kann gegen den C-Typ derzeit nicht geimpft werden, und eine Behandlung ist schwierig.

microRNA an Virusvermehrung beteiligt

Wie die Forscher um den Biochemiker und Virologen Professor Dr. Michael Niepmann von der Universität Gießen nun zeigen konnten, ist an der Virusvermehrung eine so genannte microRNA, die praktisch ausschließlich in Leberzellen vorkommt, entscheidend beteiligt. War man bisher davon ausgegangen, dass solche microRNAs die Synthese der Proteine hemmen, so stellte das Forscherteam jetzt fest, dass die Synthese der Proteine des Hepatitis-C-Virus durch eine microRNA stimuliert wird.

Die in der Fachzeitschrift „EMBO Journal“ veröffentlichten neuen Ergebnisse zeigen nicht nur einen wichtigen molekularen Wirkmechanismus bei der Vermehrung des Virus in den Leberzellen im Detail auf, sondern werfen auch ein neues Licht auf die Funktionsweise solcher microRNAs im Allgemeinen.

Neu im Rampenlicht

microRNAs sind kleine RNAs (Ribonukleinsäuren) in den körpereigenen Zellen, die erst vor einigen Jahren entdeckt wurden und dann sehr schnell ins Rampenlicht der aktuellen Forschung gerückt sind. Die microRNAs binden üblicherweise an zelluläre mRNAs, die die chiffrierte Information für die Synthese der Proteine, der eigentlichen Funktionsträger einer Zelle, enthalten, und ziehen die jeweilige mRNA aus dem Verkehr. Dadurch wird in der betreffenden Zelle weniger von dem auf der betroffenen mRNA codierten Protein produziert.

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Weitere Forschung geplant

Forscher nehmen an, dass durch solche microRNAs die Aktivität von bis zu einem Drittel aller menschlichen Gene mitbestimmt wird und dass microRNAs höchstwahrscheinlich auch zur Entwicklung verschiedener Zelltypen beitragen.

Die Gießener Wissenschaftler sind nun gespannt darauf, möglichst bald weitere Einzelheiten der molekularen Maschinerie, die an diesem Vorgang beteiligt ist, aufzuklären.

(idw – Universität Gießen, 24.11.2008 – DLO)

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