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Gesellschaft

Haartracht: Seltenheit macht attraktiv

Unter vielen Glattrasierten sind Bart und Stoppeln Trumpf

Stoppeln oder ein kurzer Bart werden als besonders attraktiv empfunden © SXC

Für Männer könnte es sich lohnen, den Rasierer mal liegen zu lassen. Denn mit Stoppeln und Bart wirken sie attraktiver, wie ein Experiment australischer Forscher zeigt. Das gilt vor allem dann, wenn der Rest ihrer Geschlechtsgenossen vorwiegend glattrasiert herumläuft. Der Bonus des Seltenen macht offenbar sexy – zumindest in punkto Gesichtsbehaarung.

Für unsere Vorfahren war der männliche Bart war naturgegeben und ein Zeichen der Reife. Bekamen Jungen ihren ersten Bartwuchs, wurden sie zum Mann und damit auch für Frauen zum potenziellen Partner. Seither aber hat sich einiges geändert, die Gesichtsbehaarung des Mannes ist genauso der Mode unterworfen wie die Kleidung. Allein in den letzten 150 Jahren hat sich die bevorzugte Barttracht mehrfach geändert: Jede Barttracht nahm zunächst langsam zu, erreichte einen Höhepunkt und wurde dann von einem anderen Stil abgelöst. Aber warum?

Für Zinnia Janif von der University of New South Wales in Sydney und ihre Kollegen lag eine mögliche Antwort auf der Hand: die Frauen sind es. Bevorzugen sie einen bestimmten Stil, setzt er sich im Laufe der Zeit bei den Männern durch – denn er verschafft ihnen Erfolg bei der Partnerwahl. Doch die Forscher vermuteten noch einen weiteren Effekt: die Attraktivität des Seltenen. Demnach müsste eine Barttracht immer dann besonders herausstechen und attraktiv wirken, wenn sie gerade nicht der gängigen Mode entspricht.

Bartmoden im Test

Ob das wirklich so ist, testeten die Forscher in einem Experiment. Dafür teilten sie ihre Versuchspersonen – 1.453 Frauen und 213 Männer – zunächst in drei Gruppen ein. Der ersten zeigten sie nur Bilder von verschiedenen glattrasierten Männern und baten sie, diese nach ihrer Attraktivität zu bewerten. Die zweite Gruppe erhielt nur bärtige Männer und die dritte eine ausgewogene Mischung aller Behaarungstypen – glattrasiert, mit kurzen oder längeren Stoppeln oder bärtig.

Dann folgte der eigentliche Test: Jeder Proband erhielt nun erneut eine Serie von zwölf Portraitfotos, die drei Beispiele von jedem der vier Behaarungstypen zeigten. Wieder sollte die Attraktivität bewertet werden.

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Seltenheit macht attraktiv

Das Ergebnis zeigte verblüffend deutlich, wie stark die Vorprägung die Vorlieben der Teilnehmer beeinflusste: Hatten sie im ersten Testteil nur glattrasierte Männer bewertet, stuften sie im zweiten Teil die bärtigen und langstoppeligen Portraits als besonders attraktiv ein. Umgekehrt erhielten die glattrasierten und nur leicht stoppeligen Männerportraits mehr Zuspruch, wenn die Versuchspersonen zuvor nur bärtige Männer gesehen hatten.

„Das zeigt, dass die Attraktivität der Gesichtsbehaarung durch die Häufigkeit des Sehens beeinflusst wird“, erklären die Forscher. Dies kann erklären, warum im Laufe der Zeit die Moden in punkto Gesichtsbehaarung immer wieder wechseln: Weil die Attraktivität eines eher selteneren Stils steigt, ahmen immer mehr Männer diese Bartmode nach, bis sie schließlich zum Mainstream wird – und damit wieder an Attraktivität verliert.

Stoppeln und Bart sind Trumpf

Aber der Einfluss der Häufigkeit reicht offenbar nicht so weit, dass er unsere Grundvorlieben komplett umkehrt: Trotz der Vorprägung rangierten in allen Gruppen die glattrasierten Männer ganz hinten, wie die Janif und ihre Kollegen berichten. Zwar bekamen sie mehr Punkte, wenn ihr Typ seltener war. Dennoch blieben sie in der relativen Rangfolge der Attraktivität immer hinter den stoppelbärtigen und bärtigen Männern zurück.

Ein möglicher Grund: In unserer heutigen Gesellschaft erscheinen bärtige Männer offenbar als älter, maskuliner und sozial dominanter – trotz oder gerade wegen der vorherrschenden Glattrasur. Das könnte eine von unseren Vorfahren ererbte Einschätzung sein. Möglich wäre aber auch, dass die Teilnehmer durch die vielen glattrasierten Männer in ihrem Alltag so stark vorgeprägt waren, dass selbst der erste Testdurchgang nicht reichte, um diesen Effekt aufzuheben. So oder so: Für Männer könnte es sich lohnen, den Rasierer mal ein paar Tage wegzulassen. Denn Stoppeln und auch ein Bart scheinen – zumindest im Moment – der Weg zum Herzen der Frauen. (Biology Letters, 2014; doi: 10.1098/rsbl.2013.0958)

(Royal Society, 16.04.2014 – NPO)

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