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Psychologie

Glückliche Paare streiten anders

Vertagen unlösbarer Probleme kann der Beziehung helfen

Paarstreit
Liegt in der Art des Streitens das Geheimnis lanjährig glücklicher Paare? © Anzeletti/ iStock.com

Auf die Themen kommt es an: Streit gibt es in jeder Beziehung – auch bei glücklichen Paaren. Doch diese streiten sich offenbar über andere Themen als Paare mit weniger Beziehungsglück, wie Psychologen festgestellt haben. Demnach sprechen glückliche Paare im Streit vorwiegend konkret lösbare Themen an und weniger oft und lange über grundsätzliche Probleme. Was nach Verdrängung klingt, könnte durchaus dazu beitragen, die Beziehung zu festigen, so die Forscher.

Was macht eine Paarbeziehung stabil? Und warum halten einige Ehen Jahrzehnte, während andere schon nach wenigen Jahren enden? Bisher haben auch Psychologen darauf keine eindeutige Antwort. Kurioserweise kann man aber den Zustand einer Beziehung am Tonfall der beiden Partner erkennen. Klar scheint in jedem Falle, dass sowohl unsere Psyche als auch unsere Gesundheit von einer Beziehung profitieren.

Wie streiten glückliche Paare?

Wie aber sieht es mit dem Streit in der Beziehung aus? Zwar streitet sich jedes Paar mal, das ist ganz normal. Die Frage aber ist, ob sich die Art des Streitens bei glücklichen und weniger dauerhaften Paaren unterscheidet. Genau das haben nun Amy Rauer von der University of Tennessee und ihre Kollegen näher untersucht. Teilnehmer ihrer Studie waren 57 langjährige Paare mittleren Alters und 64 ältere Paare, die im Schnitt schon 42 Jahre verheiratet waren.

Die Forscher befragten die Paare danach, welche Themen sie in ihrer Beziehung als Probleme ansahen und sie wollten wissen, über welche Themen sich die Paare häufiger oder weniger häufig stritten. Zusätzlich beobachteten sie alle Probandenpaare während mehrerer Sitzungen beim Streiten.

Ähnliche Probleme, aber andere Streitthemen

Es zeigte sich: Die Themen, die die Paare als problematisch ansahen, waren in allen Fällen sehr ähnlich: Am schwerwiegendsten stuften sie Intimität, Freizeitgestaltung, den Haushalt, die Kommunikation mit dem Partner und auch Geldfragen ein. Eifersucht, Religion oder Familienangelegenheiten waren dagegen für die glücklichen Paare weniger wichtige oder problematische Bereiche.

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Das Überraschende jedoch: Im konkreten Streit kamen diese Themen keineswegs entsprechend ihrer Bedeutung vor. Stattdessen stritten sich die langjährig glücklichen Paare deutlich häufiger über Probleme, für die es konkrete Lösungen gab – beispielsweise über die Verteilung der Hausarbeit oder die Gestaltung der Freizeit. „Glückliche Paare neigen dazu, einen lösungsorientierten Ansatz im Konflikt zu haben – und das zeigt sich auch in den Themen, die sie diskutieren“, sagt Rauer.

Streiterfolge stärken Vertrauen in die Beziehung

Nach Ansicht der Forscher könnte diese Strategie durchaus zum Glück in der Beziehung beitragen – auch wenn sie auf den ersten Blick als Verdrängung erscheinen mag: „Wenn man sich immer wieder auf die anhaltenden, schwer lösbaren Probleme fokussiert, dann kann das Vertrauen der Partner in ihre Beziehung unterminieren“, so Rauer. Langfristig gesehen steigt durch die ständigen fruchtlosen Diskussionen der Frust und auch die Aggression – vor allem, wenn zwischendurch kein Streit erfolgreich beigelegt werden kann.

Geht man stattdessen erst die lösbaren Probleme an, dann stärkt dies die Zuversicht, Dinge gemeinsam meistern zu können. „Wenn Paare das Gefühl haben, dass sie diese Probleme zusammen lösen können, dann gibt ihnen das das Zutrauen, später auch die schwierigeren Themen anzugehen“, sagt die Psychologin. Bei langjährigen Paaren werden so im Laufe der Zeit auch die unangenehmen Themen aus dem Weg geschafft – oder aber sie erweisen sich später als gar nicht mehr so wichtig.

Für eine glückliche Beziehung bedeutet dies: Streiten ist sinnvoll und oft auch nötig – aber man sollte sich die Themen gut überlegen. „Die Fähigkeit zu unterscheiden, welche Themen unbedingt geklärt werden müssen und welche vielleicht noch Zeit haben, könnte einer der Schlüssel für eine lange, erfolgreiche Beziehung sein“, sagt Rauer. (Family Process, 2019; doi: 10.1111/famp.12483)

Quelle: University of Tennessee at Knoxville

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