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Medizin

Gesundheitsrisiko Klimaerwärmung?

Risiko für West-Nil-Virus-Erkrankungen durch Klimawandel untersucht

Die durch den Klimawandel steigenden Temperaturen verändern auch die Verbreitungsmuster von Infektionskrankheiten. Forscher haben jetzt untersucht, ob zukünftig in Deutschland mehr Gefahr durch das West-Nil-Virus droht.

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Die in seltenen Fällen tödlich verlaufende West- Nil- Virus- Infektion wird im Zusammenhang mit dem Klimawandel als mögliche neue Infektionskrankheit diskutiert. Das Virus war in der Vergangenheit vereinzelt in Südeuropa aufgetreten und hat sich in den USA seit 1999 rasant verbreitet. Wissenschaftler befürchteten daher, dass der Erreger unerkannt bereits auch Deutschland erreicht haben könnte. Infektionen wären durch Stiche von Mücken denkbar, die Kontakt zu infizierten Zugvögeln hatten.

Bernhard-Nocht-Institut (BNI), Paul- Ehrlich-Institut (PEI) und Robert Koch-Institut (RKI) haben in einer umfangreichen Studie das Vorkommen des West-Nil-Virus in Deutschland untersucht. Die Ergebnisse des kürzlich beendeten Forschungsprojektes zeigen, dass derzeit noch kein Infektionsrisiko besteht. „Angesichts des Klimawandels brauchen wir aber mehr solcher Studien, viele Fragen kann die Forschung noch nicht beantworten“, betont Reinhard Kurth, Präsident des Robert Koch-Instituts.

Bei einer West-Nil-Virus-Infektion entwickelt jeder fünfte Infizierte eine fieberhafte, grippe­ähnliche Erkrankung, das West-Nil-Fieber. Bei jeder 150. infizierten Person kommt es zu einem schweren Verlauf, etwa zu einer Hirnhaut- oder Gehirnentzündung, die in seltenen Fällen, vor allem bei älteren Patienten, tödlich endet. Aus Europa wurden bislang ein Krankheitsausbruch aus Rumänien (1996) und einzelne Fälle aus Südeuropa berichtet. In Deutschland gab es bislang einige wenige aus dem Ausland eingeschleppte Infektionen. Auf dem natürlichen Übertragungsweg gelangt das Virus über Stechmücken in Vögel. Es können aber auch andere Wirbeltiere wie Pferde und Menschen infiziert werden.

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Im Rahmen der Studie untersuchte das RKI in den vergangenen drei Jahren Blutproben von mehr als 3.000 Vögeln, knapp 200 Pferden und von mehr als 100 Menschen mit neurologischen Symptomen wie Enzephalitis. Das PEI analysierte die Blutproben von knapp 15.000 Blutspendern; das BNI entwickelte einen genaueren Erregernachweis.

Die RKI-Wissenschaftler fanden in Abhängigkeit von der untersuchten Vogelart in zwei bis 20 Prozent der Fälle spezifische Antikörper, „Fußspuren“ des Virus im Immunsystem. Da es sich vorwiegend um Zugvögel aus Afrika handelte, ist eine Infektion der Tiere im Ursprungsland des Erregers oder auf dem Zugweg anzunehmen. Bei keinem der Vögel wurde das Virus selbst nachgewiesen. Negativ war die Suche nach Viruserbgut auch bei Pferden mit neurologischen Symptomen und bei Patienten mit Gehirnentzündung oder Hirnhautentzündung unklarer Ursache.

Das PEI fand unter etwa 15.000 untersuchten Personen lediglich in vier Fällen Antikörper, die auf eine frühere Infektion hinwiesen. Ob diese Personen im In- oder Ausland infiziert wurden, war nicht mehr zu klären. Bei der Untersuchung von weiteren 10.000 Blutspendern auf frische Infektionen (durch den Nachweis des Virus selbst) konnte im Sommer 2005 ausgeschlossen werden, dass das Virus in Deutschland zirkulierte. „Die Sicherheit von Blutspenden bleibt sehr hoch. Sie wurde bisher nicht durch West-Nil-Virus gefährdet“, betont Johannes Löwer, Präsident des PEI.

(Robert Koch-Institut, 10.04.2007 – NPO)

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