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Neurobiologie

Geschichtenerzählen schärft Matheverstand

Experiment deutet auf Zusammenahng zwischen beiden Fähigkeiten hin

Mathematik und Geschichtenerzählen mögen auf den ersten Blick als zwei ganz unterschiedliche Fähigkeiten erscheinen, aber eine neue Studie von Wissenschaftlern der amerikanischen Universität von Waterloo hat jetzt verblüffende Zusammenhänge enthüllt: Die Untersuchung von Kindern im Kindergartenalter zeigte, dass die erzählerischen Qualitäten der Kinder Rückschlüsse auf ihre spätere mathematische Begabung zu lassen.

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In einem Experiment bat die Forscherin Daniela O’Neill, Professorin für Entwicklungspsychologie an der Universität von Waterloo drei und vierjährige Kinder, ihrer Puppe die Geschichte zu den in einem Bilderbuch gezeigten Zeichnungen zu erzählen. Keines der Kinder kannte das Buch vor dem Versuch. Ihnen wurde weder geholfen noch wurden sie in irgendeiner Weise hinsichtlich des Umfangs des Gesagten beeinflusst.

„Den Kindern wurde gesagt, die Puppe habe die Geschichte noch niemals zuvor gehört, für die Kinder wurde es zum Spass, sie freuten sich, der Puppe die Geschichte erzählen zu dürfen“, erzählt O’Neill. „Indem die Kinder selbst die Story erzählten, konnten wir sehen, was sie auf sich selbst gestellt zu leisten vermochten und erhielten so eine sensitivere Messlatte für ihre Erzählkunst.“

Frosch in Aktion

Bei der Analyse der erzählten Geschichten wertete die Forscherin anschließend verschiedene Aspekte der Erzählweise aus. Darunter die grammatikalische Komplexität, wie beispielsweise die Nutzung von Relativsätzen oder die Satzlänge, aber auch die Frage, welche Erzählperspektive das Kind einnahm. „In der Geschichte ging es um ein Kind, das seinen zahmen Frosch in ein Restaurant bringt und dieser jede Menge Chaos anrichtet bei seinem Herumspringen“, erklärt die Forscherin. „Dabei konnten wir feststellen, wie gut die Kinder über die Gedanken oder Gefühle der Hauptdarsteller in der Geschichte reden konnten, wie gut sie die verschiedenen Aktionen der Charaktere wiedergaben und ob sie eindeutig von einer handelnden Figur zu einer anderen wechselten.“.

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Zwei Jahre später wurden die Kinder wieder im Labor einigen Tests unterzogen, darunter insbesondere auch mathematischen Aufgaben. O’Neill stellte dabei fest, dass die Kinder, die diese Aufgaben besonders gut lösen konnten, auch zwei Jahre zuvor bereits gut beim Geschichtenerzählen abschnitten.

Perspektive und Handlungszusammenhang entscheidend

„Allerdings waren es nur einige Aspekte des Geschichtenerzählens, die sich mit der späteren mathematischen Begabung korrelieren ließen“, erklärt O’Neill. „Am aussagekräftigsten für die späteren Matheleistungen war die Fähigkeit, die verschiedenen Ereignisse in der Geschichte in den richtigen Zusammenhang zu bringen und deutlich zwischen den Handlungen der unterschiedlichen Charaktere zu differenzieren. Ebenfalls korreliert war die Fähigkeit, die Perspektive der jeweiligen Charaktere einzunehmen und über deren Gefühle oder Gedanken zu sprechen.“

Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass es durchaus sinnvoll sein kann, die erzählerische Fähigkeiten von Kindern im Kindergarten- und Vorschulalter gezielt zu fördern – nicht nur für die Entwicklung der sprachlichen Fähigkeiten. O’Neill will sich weiterhin der Erforschung dieses Zusammenhang widmen: „Es gibt noch reichlich zu lernen über die Art der Verbindung dieser beiden Domänen. Beides, Geschichtenerzählen und Mathematik greifen auf viele unterschiedliche Einzelkompetenzen zurück und wir versuchen nun herauszufinden, welches die überlappenden Fähigkeiten sein könnten, die diesen Zusammenhang erklären können.“

(Natural Sciences And Engineering Research Council, 04.08.2004 – NPO)

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