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Genetik

Genregion für Zuckerkrankheit identifiziert

HHEX/IDE-Genregion beeinflusst Diabetes-Risiko

Die HHEX/IDE-Genregion beeinflusst das Diabetes-Risiko entscheidend. Dies hat jetzt ein Wissenschaftlerteam erstmals in einer repräsentativen Stichprobe der deutschen Bevölkerung nachgewiesen. Die Forscher konnten zeigen, dass Studienteilnehmer, je nach vorliegender Variante der Genregion, ein um bis zu 48 Prozent verringertes Diabetes-Risiko besitzen.

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Für drei weitere Genorte, die ebenfalls vor kurzem mit dem Diabetes-Risiko in Zusammenhang gebracht wurden, beobachteten die Wissenschaftler um Hans-Georg Joost vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) keine signifikanten Effekte. Die Forscher berichten über die Ergebnisse ihrer Studie in der aktuellen Online-Ausgabe der Fachzeitschrift Diabetologia.

„Die vier untersuchten Genregionen waren bereits vor kurzem in einer französischen Fall-Kontroll-Studie als mögliche Diabetes-Risiko-Genorte identifiziert worden. Im nächsten Schritt muss man nun prüfen, ob sie geeignet sind, das Diabetes-Risiko in der Allgemeinbevölkerung zu bewerten. Dies kann mit Hilfe von großen Langzeitstudien, dass heißt prospektiven Studien, geschehen“, erklärt Joost. „Daher untersuchten wir den Einfluss der vier Genorte erstmals anhand der Potsdamer EPIC-Studiendaten, um ihn gegebenenfalls zu bestätigen und zu quantifizieren.“

Typ-2-Diabetes

Derzeit ist bei knapp fünf Millionen Menschen in Deutschland ein Typ-2-Diabetes diagnostiziert. Daneben ist mit einer Dunkelziffer in Millionenhöhe zu rechnen, da die Krankheit zu Beginn häufig ohne Anzeichen verläuft und erst mit jahrelanger Verzögerung erkannt wird. Der Typ-2-Diabetes führt häufig zu schwerwiegenden Komplikationen, wie Erblinden, Nierenversagen und Amputation von Gliedmaßen. Zudem sterben Diabetiker früher, vor allem an Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

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Mutationen verändern Insulinempfindlichkeit oder Insulinsekretion

„Wir konnten zeigen, dass die HHEX/IDE-Genregion im Vergleich zu den anderen drei Genorten innerhalb der Potsdamer Bevölkerung das Diabetes-Risiko relativ stark beeinflusst“, kommentiert Matthias Schulze, Erstautor der Studie, die Ergebnisse. „Interessanterweise ist der von uns beobachtete Zusammenhang unabhängig vom Risikofaktor Übergewicht. Daher ist zu vermuten, dass sich die Mutationen in der Genregion auf die Insulinempfindlichkeit oder die Insulinsekretion auswirken. Hierfür würde auch sprechen, dass das HHEX-Gen für ein Protein kodiert, das eine Rolle für die Entwicklung der Bauchspeicheldrüsenzellen spielt.“

„Auch wenn wir für die HHEX/IDE-Genregion einen signifikanten Effekt beobachten konnten, so beeinflussen einzelne genetische Faktoren im Vergleich zu anderen Risikofaktoren wie Übergewicht, ungesunder Ernährung oder Rauchen das Diabetes-Risiko nur in geringem Maße“, erläutert Joost weiter. „Dennoch könnte man unsere Ergebnisse nutzen, um in Zukunft das Diabetes-Risiko einer Person noch genauer zu bestimmen oder um neue Pharmakotherapien zu entwickeln.“

Zwei Punktmutationen untersucht

Die DIfE-Wissenschaftler untersuchten unter anderem zwei Punktmutationen – Einzel-Nukleotid-Polymorphismen oder SNP – in der HHEX/IDE-Genregion, die mit rs1111875 und rs7923837 bezeichnet werden. Für den SNP rs1111875 konnten die Forscher folgendes zeigen: Studienteilnehmer mit dem Genotyp A/A oder G/A hatten im Vergleich zu Personen mit dem Genotyp G/G ein um 48 beziehungsweise ein um 28 Prozent vermindertes Typ-2-Diabetes-Risiko.

Der Genotyp bezeichnet alle im Erbgut kodierten genetischen Informationen. Davon zu unterscheiden ist der Phänotyp (äußere Merkmale) eines Organismus. Genotyp A/A bedeutet, dass sich auf beiden homologen Chromosomen an der Position des entsprechenden SNP die Base „Adenin“ befindet. Für den SNP rs7923837 ergaben sich dagegen folgende Werte: Studienteilnehmer mit dem Genotyp A/A oder G/A hatten, verglichen mit Trägern der G/G Variante, ein um 29 beziehungsweise 26 Prozent vermindertes Risiko.

Bei den drei anderen überprüften Genorten handelt es sich um das Zink-Transportergen SLC30A8 sowie um Genregionen, die das Gen für Exostosin 2 und das hypothetische Gen LOC387761 beinhalten. Für keine der untersuchten SNP dieser Regionen war in der vorliegenden Studie ein bedeutender Zusammenhang mit dem Diabetes-Risiko zu beobachten.

(idw – Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke, 18.07.2007 – DLO)

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