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Neurobiologie

Gehen macht kreativ

Experiment belegt: Schon ein kurzer Spaziergang fördert innovative Einfälle

Ein Spaziergang vorher und die Krativität ist gestärkt © SXC

Kreativ durch Bewegung: Wer aktiv herumgeht, statt zu sitzen, hat bessere Ideen und innovativere Einfälle. Das zeigt ein Experiment von US-Forschern. Demnach verbessert schon ein kurzer Spaziergang oder Gehen auf dem Laufband die kreativen Leistungen – sowohl während der Bewegung als noch danach. Wer vor einer kreativen Aufgabe steht oder einem Meeting, bei dem Erfindergeist gefragt ist, sollte daher vorher einen Spaziergang machen.

Egal ob Tanzen, Intervalltraining oder Joggen: Bewegung hält nicht nur den Körper fit, sondern auch den Geist, das zeigen viele Studien. Ob allerdings auch die Kreativität durch Bewegung gefördert wird – und wie intensiv die Bewegung dafür sein muss, das war bisher unklar.

Deshalb haben Daniel Schwartz von der Stanford University und seine Kollegin Marily Oppezzo von der Santa Clara University nun untersucht, ob auch schon einfaches Gehen ausreicht, um die Kreativität und Assoziationsgabe zu fördern. Immerhin sollen einige der bekanntesten Forscher ihre besten Ideen bei einem Spaziergang gehabt haben.

Fantasie und Wortfindung im Test

Für ihr Experiment baten die Forscher 179 Studenten, zwei verschiedene kreative Wortspiele zu lösen. Im ersten Test ging es darum, für ein Objekt, das ihnen genannt wurde, möglichst viele neue, innovative Anwendungen zu finden. Für „Knopf“ könnte dies beispielsweise die Nutzung als Türknauf an einem Puppenhaus sein.

Der zweite Test war ein klassischer Wort-Assoziationstest: Die Probanden sollten für Drei-Wortgruppen jeweils ein Wort finden, dass bei allen ergänzt werden kann – beispielsweise „Käse“ bei „Frisch, Schweizer, Kuchen“. In verschiedenen Durchgängen lösten die Studenten diese Aufgaben einmal ganz normal im Sitzen, einmal, während sie auf einem Laufband gingen und schließlich während eines Spaziergangs an der frischen Luft.

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Kreativer durchs Gehen

Das Ergebnis: Im zweiten Test, in dem weniger Innovation als vielmehr Konzentration und Kombinationsgabe gefragt war, schien das Gehen keine Vorteile zu bringen. Hier schnitten die sich bewegenden Probanden sogar eher etwas schlechter ab. Anders dagegen im ersten Test, in dem Kreativität und neue Einfälle gefragt waren: Die Versuchspersonen schnitten deutlich besser ab, wenn sie dabei gingen, wie die Forscher berichten.

Es war dabei egal, ob dies draußen an der frischen Luft geschah oder auf dem Laufband, in beiden Fällen fielen den Probanden mehr und kreativere Ideen für neue Anwendungen der Objekte ein. „Zwar bringt das Draußen sein auch viele kognitive Vorteile, aber die Verbesserung der Kreativität scheint sehr spezifisch durch das Gehen zu erfolgen“, konstatiert Oppezzo.

Tipp: Vor dem Meeting spazierengehen

Und selbst im Nachhinein kann ein Spaziergang noch die Kreativität fördern, wie ein weiteres Experiment zeigte: Gingen die Probanden erst spazieren und setzen sich dann zum Test hin, schnitten sie noch fast genauso gut ab als wenn sie direkt dabei gingen. „Vor einem Meeting, in dem Einfallsreichtum gefragt ist, bringt ein Spaziergang fast genauso viel, als wenn man während des Meetings laufen würde“, sagt Oppezzo.

Warum das Gehen die Kreativität fördert, ist bisher noch nicht klar, das müssen nun weitere Studien zeigen. Nach Ansicht der Forscher zeigt ihr Ergebnis aber eindeutig, dass schon eine so gemächliche Bewegung wie ein Spaziergang dem Gehirn gut tut – und unserer Kreativität auch. (Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory and Cognition, 2014; doi: 10.1037/a0036577)

(American Psychological Association (APA), 28.04.2014 – NPO)

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