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Neurobiologie

Gedächtnisstörungen häufiger bei Männern

Studie findet erstmals geschlechtsspezifische Unterschiede bei Vorstadium der Alzheimer-Demenz

Ältere Männer leiden 1,5 Mal häufiger unter leichten Störungen des Gedächtnisses als Frauen. Das enthüllt eine jetzt in „Neurology“ veröffentlichte Studie. Die als Vorstufen für Alzheimer geltenden kognitiven Ausfälle manifestieren sich bei Männern offenbar früher, aber dafür gradueller und langsamer als bei Frauen.

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Als leichte Störungen des Gedächtnisses, im wissenschaftlichen Jargon als milde kognitive Beeinträchtigungen (MCI) bezeichnet, gelten Störungen der Gedächtnisleistungen, die über das normale Maß einer Altersvergesslichkeit hinaus gehen. Sie sind ein wichtiges Symptom für die Früherkennung von Alzheimer, da sie meist eine Vorstufe der Demenzerkrankung darstellen. Jetzt haben Wissenschaftler der Mayo Clinic im amerikanischen Rochester herausgefunden, dass es bei dieser Form der Gedächtnisstörung deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt: In ihrer Studie befragten und testeten sie Gedächtnis, kognitive Fähigkeiten und Konzentration von 2.050 Menschen im Alter zwischen 70 und 89 Jahren.

Höhere Prävalenz von MCI in Männern

Die Auswertung ergab, dass 19 Prozent der Männer bereits unter einer milden kognitiven Beeinträchtigung litten, aber nur 14 Prozent der Frauen. Eine bereits voll ausgeprägte Demenz wiesen insgesamt zehn Prozent der Personen auf – hier gab es kaum einen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Die restlichen 76 Prozent zeigten normale kognitive Leistungen. „Dies ist die erste Studie bei noch zuhause lebenden Personen, die eine höhere Prävalenz von MCI in Männern findet“, erklärt Ronald Petersen, Hauptautor der Studie. „Wenn diese Ergebnisse durch andere Studien bestätigt werden, deutet dies darauf hin, dass auch geschlechtsspezifische Faktoren eine Rolle in dieser Erkrankung spielen könnten.“

Geschlechtsspezifische Unterschiede

Nach Ansicht des Forschers könnte eine unterschiedliche Entwicklung hin zur Alzheimer-Krankheit für die geschlechtsspezifischen Unterschiede verantwortlich sein: „Männer könnten einen früheren, aber dafür graduelleren kognitiven Abbau erleben“, so Petersen, „während bei Frauen der Übergang von normalem Gedächtnis zur Demenz später, aber dafür schneller und direkter erfolgt.“ Ein weiterer interessanter Aspekt der Studie: Bei Personen, die einen niedrigen Ausbildungsstand hatten oder nie verheiratet waren, registrierten die Wissenschaftler ebenfalls ein leicht erhöhtes Vorkommen von MCI.

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(American Academy of Neurology, 07.09.2010 – NPO)

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