Frauen neigen dazu, im Berufsleben Konkurrenzsituationen zu meiden und bringen sich damit oft um Karrierechancen. Dieses Verhalten könnten seine Wurzeln schon im Kleinkindalter haben, wie jetzt ein Studie zeigt: Demnach sind Mädchen schon als Dreijährige deutlich seltener zum Leistungswettbewerb mit Gleichaltrigen bereit als Jungen.
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Um im Geschäftsleben erfolgreich zu sein, sind nicht nur Können und Sozialkompetenz wichtig, auch die Fähigkeit, sich Herausforderungen zu stellen und sich in stark wettbewerbsorientierten Situationen zu behaupten, spielt eine wichtige Rolle. Jüngste Studien haben jedoch gerade in diesen Gebieten große Unterschiede zwischen Männern und Frauen festgestellt. Sie zeigen, dass Frauen eher dazu neigen, Konkurrenz zu vermeiden, selbst wenn sie gleich gut qualifiziert sind. Wissenschaftler der Universität Innsbruck und des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit wollten nun wissen, ob sich dieses Rollenverhalten bereits im Kindesalter manifestiert.
Entscheidung für oder gegen Wettbewerb
Dazu führten sie ein umfangreiches Experiment durch, in dem das Wettbewerbsverhalten von über 1.000 Kindern und Jugendlichen zwischen drei und 18 Jahren untersucht wurde. Je nach Alter mussten die Teilnehmer Rechenaufgaben lösen oder einen Wettlauf absolvieren und konnten dadurch Geld verdienen. Im Laufe des Versuchs hatten sie die Wahl, ob sie gegen Gleichaltrige antreten wollten, um ihre Verdienstmöglichkeiten zu steigern.
20 Prozent Unterschied
Das Ergebnis: Im Schnitt entschieden sich 40 Prozent der Jungen, aber nur 19 Prozent der Mädchen für die Wettbewerbsvariante. In allen Altersgruppen lag der Abstand zwischen den Geschlechtern bei etwa 15 bis 20 Prozentpunkten. Dabei war es unerheblich, ob die Kinder in gemischten oder gleichgeschlechtlichen Gruppen gegeneinander antraten. Ein weiterer interessanter Befund der Studie: Sowohl im Kopfrechnen als auch beim Wettlauf schnitten Jungen und Mädchen annähernd gleich ab. Allerdings neigen Jungen eher dazu, die eigene Leistung zu hoch einzuschätzen.
Wirtschaftsforscher sehen in der geringeren Wettbewerbsbereitschaft von Frauen eine mögliche Ursache für den Lohnabstand zwischen den Geschlechtern und den geringen Frauenanteil in Führungspositionen. „Unsere Ergebnisse legen nahe, das Wettbewerbsverhalten von Frauen schon in
jungen Jahren gezielter zu fördern, um einen Beitrag zu mehr Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt zu leisten“, sagt der Innsbrucker Verhaltensökonom Matthias Sutter, der die Studie mitverfasst hat.
(Institut zur Zukunft der Arbeit, 29.06.2010 – NPO)