Anzeige
Biotechnologie

Forscher klonen einen ausgestorbenen Frosch

40 Jahre eingefrorenes Erbgut entwickelt sich in fremder Eihülle zu lebenden Embryonen

So ähnlich sah der ausgestorbene Magenbrüter-Frosch aus © Peter Schouten

Australische Forscher haben eine ausgestorbene Froschart durch Klonen wieder zum Leben erweckt: Sie pflanzten vor 40 Jahren eingefrorenes Erbmaterial des Magenbrüter-Frosches in die entkernte Eizelle einer anderen Art ein. Aus dieser Klonzelle entwickelten sich tatsächlich lebende Embryos der ausgestorbenen Spezies. Noch starben diese „Lazarus“-Embryonen nach einigen Tagen wieder ab, aber die Forscher sind zuversichtlich, bald auch ausgewachsene Vertreter dieses Froschs produzieren zu können.

Der Magenbrüter-Frosch Rheobatrachus silus faszinierte durch seine bizarre Art der Fortpflanzung: Nachdem der Laich befruchtet war, schluckte das Weibchen ihn wieder herunter und trug ihn in ihrem Magen umher. Ein Hormon sorgte dafür, dass in dieser Zeit keine Magensäure produziert wurde, damit die empfindlichen Eier nicht aus Versehen verdaut werden. Nach einiger Zeit schlüpften die Larven im Magen der Mutter und schwammen aus ihrem Maul hinaus in die Freiheit. Heute allerdings lässt sich dieses Verhalten nicht mehr beobachten oder erforschen. Denn die Magenbrüter-Frösche sind seit 1984 ausgestorben, nicht einmal mehr in Gefangenschaft lebt noch ein Exemplar.

Reste nur noch in der Tiefkühltruhe

Einzige Überbleibsel der ausgestorbenen Froschart sind Präparate und eingefrorene Gewebe dieser Frösche, die seit 1970 in den Tiefkühltruhen verschiedener Labore lagern. Und genau diese haben jetzt Forscher der University of New South Wales in Sydney für ihr Experiment genutzt. Im Rahmen des „Lazarus Projekts“ suchten sie fünf Jahre lang nach einer Möglichkeit, diese Frösche mit Hilfe der modernen Biotechnologie wieder zum Leben zu erwecken.

Die Wissenschaftler experimentierten dabei mit der auch schon beim Klonschaf Dolly eingesetzten Methode des sogenannten somatischen Kerntransfers. Sie nahmen Eizellen einer verwandten Froschart, Mixophyes fasciolatus, und entfernten daraus die Zellkerne. Dann tauten sie die eingefrorenen Gewebe des Magenbrüter-Forsches vorsichtig auf und verpflanzten einige Zellkerne daraus in die entkernten Eizellhüllen. Durch eine spezielle Behandlung brachten sie diese Kombizellen anschließend dazu, sich zu teilen und bis zu einem frühen Embryonalstadium heranzuwachsen.

Erbgut der toten Frösche lebt in neuen Zellen weiter

„Wir haben damit tote Zellen reaktiviert und zu lebenden gemacht“, sagt Studienleiter Mike Archer von der University of New South Wales. „Das Erbgut des ausgestorbenen Frosches wurde wieder zum Leben erweckt.“ DNA-Tests belegten, dass die Zellen der Embryonen tatsächlich das Erbgut des Magenbrüter-Forsches enthielten.

Anzeige

Allerdings starben in den ersten Ansätzen die geklonten Embryonen nach einigen Tagen von alleine ab. Die Forscher sind jedoch zuversichtlich, dass sie dieses methodische Hindernis auch noch überwinden können. Sie rechnen fest damit, in naher Zukunft auch ausgewachsene Frösche dieser Art klonen zu können. „Wir sind zuversichtlich, dass die Hürden nur technologischer und nicht biologischer Natur sind“, so Archer.

Sollte dies klappen, haben die Lazarus-Forscher noch weitere, ehrgeizigere Ziele: Sie wollen auch andere ausgestorbene Tiere, darunter den Tasmanischen Tiger, den Dodo oder sogar ein Mammut auf diese Weise klonen und wieder zum Leben erwecken. Das allerdings dürfte ungleich schwieriger werden, auch weil deren Gewebe und DNA schon deutlich länger und unter weniger optimalen Bedingungen konserviert ist.

(University of New South Wales, 19.03.2013 – NPO)

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

News des Tages

Pluto und sein Herz

Wie Pluto sein Herz bekam

So klingen die Träume von Vögeln

Wann sind Kohlenhydrate besonders ungesund?

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Chimären - Künstliche Mensch-Tier-Mischwesen: Hybris oder Chance?

Mammuts - Eiszeitgiganten zwischen Mythos und Wiedergeburt

Bücher zum Thema

Der erweiterte Phänotyp - Der lange Arm der Gene von Richard Dawkins

Der zweite Code - Epigenetik - oder wie wir unser Erbgut steuern können von Peter Spork

50 Schlüsselideen Genetik - von Mark Henderson

Liebling, Du hast die Katze geklont! - von Reinhard Renneberg, Jens Reich, Manfred Bofinger

Top-Clicks der Woche