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Paläontologie

Fliegender „Drache“ mit enormem Gebiss

Größter Pterosaurier Australiens besaß "Speermaul" mit 40 spitzen Zähnen

Pterosaurier
Mit sieben Metern Flügelspannweite und einem riesigen Maul war der Thapunngaka shawi ein echter Drache. © Adobe stock

Furchteinflößender Jäger: Im australischen Queensland haben Paläontologen den bisher größten Flugsaurier des Kontinents entdeckt. Der Thapunngaka shawi hatte eine Flügelspannweite von sieben Metern und einen ungewöhnlich großen Schädel, der fast nur aus dem stark verlängerten Kiefer bestand. Dieser war mit großen Knochenkämmen verstärkt und mit 40 langen Zähnen besetzt. Der Pterosaurier lebte vor rund 100 Millionen Jahren und gehörte zu den damals weit verbreiteten Kurzschwanzflugsauriern.

Die Pterosaurier waren zur Zeit der Dinosaurier die unangefochtenen Herrscher der Lüfte – und die ersten Wirbeltiere, die fliegen konnten. Während ihrer gut 150 Millionen Jahre dauernden Luftherrschaft entwickelten die „fliegenden Drachen“ eine enorme Vielfalt. Ihre Flügelspannweiten reichten von gerade einmal Möwenformat bis zu zwölf Metern, einige jagten ihre Beute an Land, andere fingen Fische und nur ein Teil von ihnen hatte Zähne.

Thapunngaka shawi
Fossiles Kieferfragment und rekonstruierte Form der Schnauze von Thapunngaka shawi .© Tim Richards

Sieben Meter Spannweite und ein Meter Schädel

Jetzt haben Paläontologen um Tim Richards von der University of Queensland den größten Flugsaurier Australiens entdeckt. Das unvollständige Fossil eines Unterkiefers stammt aus einer rund 105 Millionen Jahre alten Gesteinsformation im Eromanga-Becken, einer Senke im Zentrum Australiens, in der zuvor schon drei kleinere Pterosaurier und sowie das Fossil des größten Dinosauriers des Kontinents entdeckt worden war.

Der nun identifizierte Flugsaurier ist ebenfalls ein echter Riese: Allein sein Schädel war mehr als einen Meter lang und seine Flügelspannweite lag bei sieben Metern, wie das Team berichtet. „Thapunngaka shawi repräsentiert den bisher größten Flugsaurier Australiens, besitzt den größten Kieferkamm aller Anhuaguera-Saurier und er ist der drittgrößte Vertreter dieser Gruppe weltweit“, berichten die Forscher. Mit dem neuen Fund wächst die Zahl der aus Australien bekannten Flugsaurierarten auf vier.

Fliegender Fischfänger

Die Anhuaguera-Saurier sind für ihre langen, zahnbewehrten Schnauzen und ihre an Land vierbeinige Gangart bekannt. Relikte dieser Kurzschwanzflugsaurier wurden bislang vor allem auf der Südhalbkugel, aber auch in China gefunden. Ähnlich wie andere Vertreter dieser Gruppe lebte auch der Thapunngaka shawi an einer flachen Meereslagune, in diesem Falle einem ausgedehnten Inlandsmeer, da er vor allem Fische fing.

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„Er ist einem echten Drachen sehr ähnlich und muss ziemlich furchterregend gewesen sein“, sagt Richards. „Im Prinzip bestand er nur aus einem mächtigem Schädel mit langem Hals, der mit zwei riesigen Flügeln verbunden war.“ Die langen Kiefer des Pterosauriers trugen 40 große, spitze Zähne, mit denen er vermutlich selbst größere Fische packen konnte.

„Speer-Maul“ mit Knochenkamm

Auffallend am neuen Fund ist der ungewöhnlich große Knochenkamm am Unterkiefer, wie die Paläontologen berichten. Er ist nach vorne hin dicker und erstreckt sich längs des schmalen Kiefers. Vermutlich besaß der Thapunngaka shawi einen ähnlichen Knochenkamm auch am nicht erhaltenen Oberkiefer. Die Schnauze dieses Sauriers ähnelte dadurch einem kräftigen, vorne fast keulenartig verdickten Speer. Dies spiegelt auch der Name der neuen Art wider: Thapun und Ngaka bedeuten in der Sprache der Wanamara-Aborigines Speer und Maul.

Auch von anderen Anhuaguera-Flugsauriern sind ähnliche Kieferkämme bekannt. „Diese Kämme spielten möglicherweise eine Rolle für die Flugdynamik dieser Kreaturen“, mutmaßt Richards‘ Kollege Steve Salisbury. „Wir hoffen, dass künftige Untersuchungen genaueres über ihren Zweck herausfinden.“ Trotz des massiv verstärkten Kiefers besaß der Thapunngaka wie alle Pterosaurier sehr leichte, von Hohlräumen durchzogene Knochen. „Es ist daher ziemlich erstaunlich, dass diese Fossilien überhaupt erhalten geblieben sind“, sagt Richards. (Journal of Vertebrate Paleontology, 2021; doi: 10.1080/02724634.2021.1946068)

Quelle: University of Queensland

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