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Zoologie

Fledermäuse auf Fernreisen

Neue Studie belegt europäische Wanderungsbewegungen

Europas Fledermäuse führen ähnliche Wanderungen zwischen ihren Sommer- und Winterlebensräumen aus wie Zugvögel. Dies haben Wissenschaftler des Bundesamtes für Naturschutz und des Zoologischen Forschungsmuseums Alexander Koenig in Bonn herausgefunden. Den europäischen „Flugrekord“ hält eine Rauhautfledermaus, die von Lettland fast 2.000 Kilometer bis nach Kroatien geflogen ist.

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Die Wissenschaftler werteten in den letzten vier Jahren die vorliegenden Beringungs- und Wiederfunddaten von Fledermäusen aus. Um die Wanderungsbewegungen zu erfassen hefteten sie den kleinen Säugetieren Metallklammern an die Flügel, auf denen ein Nummerncode eingraviert ist. Auf diese Weise konnten in Europa bislang etwa eine Million Fledermäuse markiert werden. Hiervon hat das Museum Koenig 7.366 Wiederfunde ausgewertet, die in größerer Entfernung vom Markierungsort gelungen waren. Das Forschungsprojekt wurde durch das Bundesumweltministerium als Beitrag zum europäischen Fledermausschutz- Abkommen "EUROBATS" finanziert.

Fernwanderer und Daheimbleiber

Die Ergebnisse zeigen, dass die 36 untersuchten Fledermausarten Europas in drei Gruppen unterteilt werden können: Fernwanderer, die alljährlich 1.500 bis 2.000 km weit zwischen ihren Sommer- und Überwinterungsgebieten hin- und herfliegen (Abendsegler, Kleinabendsegler, Rauhautfledermaus und Zweifarbfledermaus), regionale Wanderer, die über Entfernungen von 100 bis 800 km wandern (z.B. Großes Mausohr, Mopsfledermaus, Wasserfledermaus, Zwergfledermaus), und stationäre Arten, die keine weiten Wanderungen durchführen (z.B Kleine Hufeisennase, Bechsteinfledermaus, Braunes Langohr). Über einige Fledermausarten ist noch so wenig bekannt, dass sie keiner der drei Gruppen zugeordnet werden können (z.B. Riesenabendsegler und Mückenfledermaus).

Die von Lettland nach Kroatien geflogene Rauhautfledermaus hält einen Weltrekord, denn auch in Amerika wurde bisher keine noch weitere Fledermaus-Wanderung beobachtet. Weitere Höchstleistungen wurden bei Zweifarbfledermaus (1.787 km), Abendsegler (1.600 km) und Kleinabendsegler (1.568 km) festgestellt. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass die tatsächlichen Flugstrecken der nachtaktiven Tier weit größer sind, als es die dokumentierten Entfernungen zwischen den Markierungs- und Wiederfundorten zeigen. Die Flugwege der Fledermäuse verlaufen nämlich nicht geradlinig, sondern folgen zumeist landschaftlichen Strukturen wie Flüssen, Tälern oder Waldrändern. Deshalb sind nach Angaben der Wissenschaftler die Erhaltung unzerschnittener, naturnaher Lebensraum- Korridore als Wanderwege für die Fledermäuse notwendig.

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(idw – Zoologisches Forschungsinstitut und Museum Alexander Koenig, 13.03.2006 – AHE)

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