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Biologie

Fische: Flirten per Elektro-Puls

Bulldog-Fische locken Weibchen durch artspezifische elektrische Signale

Exemplar eines Bulldog-Fisches aus dem Okavango (Marcusenius altisambesi) © Universität Regensburg

Männliche Bulldog-Fische im Oberen Sambesi in Namibia haben einen besonderen Trick entwickelt, um Weibchen anzulocken, ohne dabei ihre Fressfeinde auf sich aufmerksam zu machen: Während sie tagsüber in einer Höhle versteckt sind, senden sie ein bestimmtes Muster schwacher elektrischer Impulse aus, die auf die Weibchen ihrer Art attraktiv wirken. Dieses bisher unbekannte Verhalten könnte dazu beitragen, ihren Fortpflanzungserfolg zu sichern, obwohl sie nur nachts aktiv sind.

Der Bulldog-Fisch des Oberen Sambesi in Namibia ist – wie alle anderen schwachelektrischen Nilhechte – nachtaktiv und weicht so dem Druck von tagaktiven Feinden wie dem Tigerfisch Hydrocynus vittatus oder einzelnen Reiher-Arten aus. Er hält sich tagsüber in dunklen Verstecken auf, um sie erst nachts zu verlassen. Während dieser Zeit kann er daher weder auf Nahrungssuche noch auf die Suche nach einem physiologisch besser geeigneten Territorium gehen. Auch das Balzen um Weibchen schien bisher dadurch zumindest tagsüber blockiert.

Doch in punkto Fortpflanzung ist der Bulldog-Fisch offenbar weniger eingeschränkt als zunächst angenommen: Zoologen der Universität Regensburg haben bei diesen Fischen jetzt ein Verhaltensmuster entdeckt, das ihnen durchaus auch tagsüber das Werben um Weibchen ermöglicht und damit den Zeitverlust einer auf die Nacht beschränkten Lebensweise kompensiert.

Elektrische Pulse als Lockmittel

Normalerweise geben tagsüber ruhende Bulldog-Fische beiderlei Geschlechts eine Art Ruhepuls ab: elektrischen Ladungen mit einer Pulsrate von vier bis zwölf Pulsen pro Sekunde, die quasi als artspezifisches Erkennungssignal dienen. Zwischen den Pulsen finden sich dabei normalerweise sowohl lange als auch kurze Intervalle. Dieser Rhythmus ändert sich jedoch, sobald ein Männchen tagsüber ein Weibchen in seiner Nähe entdeckt: Dann erzeugt es ein Entladungsmuster mit 16-28 Pulsen pro Sekunde und nur geringer Intervallschwankung, das so bisher bei keinem anderen Nilhecht beobachteter worden ist.

Durch Playback-Versuche mit einer elektrischen Männchenattrappe konnten die Forscher um Peter Machnik zeigen, dass Bulldog-Fisch-Weibchen dieses regelmäßige Muster nach zwei bis drei Tagen Einwirkungszeit attraktiver finden als das variable Ruhemuster. Offensichtlich handelt es sich also beim regelmäßigen Muster um ein Werbesignal, das bereits tagsüber auf das andere Geschlecht anziehend wirkt und die Paarbildung anbahnen soll.

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Zudem wird auf diese Weise vermieden, durch auffälligeres Verhalten potentielle Feinde in der Umgebung anzulocken. Eine weitere Funktion des regelmäßigen Musters, so die Forscher, könnte die Beschleunigung der Eireifung der Weibchen sein. Es gilt nun, diese Annahme in weiteren Untersuchungen zu überprüfen.

(Universität Regensburg, 13.10.2010 – NPO)

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