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Neurobiologie

Fett und Zucker: Eine verführerische Kombi

Donuts, Pizza und Co aktivieren das Belohnungszentrum besonders stark

Süß und gleichzeitig fettig: Diese Kombination macht Lebensmittel wie Donuts so verführerisch. © Stock-colors/ iStock.com

Auf die Kombination kommt es an: Forscher haben herausgefunden, warum wir Donuts, Pizza oder Sahnetorte so schwer widerstehen können. Demnach aktiviert dieses fett- und gleichzeitig kohlenhydratreiche Essen das Belohnungszentrum unseres Gehirns besonders stark. Deshalb wirken solche Lebensmittel auf uns attraktiver als reine Zucker- oder reine Fettbomben, wie Experimente zeigen. Das Fatale daran: Ausgerechnet den Kaloriengehalt von solchen Speisen können wir nur schwer einschätzen – und essen daher schnell zu viel davon.

Ob Pommes, Sahnetorte, Chips oder Schokoriegel – enthalten Nahrungsmittel viel Zucker oder Fett, können wir nur schwer die Finger davon lassen. Der Grund: Diese Inhaltsstoffe aktivieren das Belohnungszentrum im Gehirn und verstärken dadurch die Ausschüttung von Glückshormonen wie Dopamin. Studien zeigen, das fettiges Essen das Hochgefühl dabei über einen anderen Signalweg auslöst als kohlenhydratreiche Nahrung.

Spiel ums Essen

Doch welche Kalorienquellen verführen uns am stärksten zum Naschen? Diese Frage haben sich nun Wissenschaftler um Marc Tittgemeyer vom Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung in Köln gestellt. Auf der Suche nach einer Antwort ließen sie 40 Probanden gegen einen Computer um Essen spielen. Dabei hatten die Teilnehmer eine festgelegte Geldsumme zur Verfügung, die sie auf unterschiedliche, fotografisch abgebildete Lebensmittel setzen konnten.

Für welches Essen wird am meisten geboten? © DiFeliceantonio and Coppin et al./ Cell Metabolism

Es galt: Um sich eine Leckerei zu erspielen, mussten die Teilnehmer den Computer überbieten. Worauf würden sie ihr meistes Geld setzen? Die Auswertung zeigte: Weder reine Zucker- noch reine Fettbomben machten das Rennen. Stattdessen war für die Probanden offenbar eine Kombination aus Fetten und Kohlenhydraten am attraktivsten. Für solche Lebensmittel boten sie die höchsten Beträge.

Muttermilch als Erklärung?

Ein Blick ins Gehirn der Teilnehmer offenbarte, was dahintersteckt. So ergaben die Messungen im Magnetresonanztomographen, dass fett- und gleichzeitig kohlenhydratreiches Essen die Gehirnareale des Belohnungssystems intensiver aktiviert als die anderen angebotenen Lebensmittel. Selbst von den Probanden als Lieblingsspeisen deklarierte Nahrungsmittel konnten Produkte mit dieser verführerischen Kombination dabei nicht schlagen, wie das Forscherteam berichtet.

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Warum aber sind wir so sehr auf solches Essen geeicht? Tatsächlich gibt es in der Natur so gut wie keine Nahrungsmittel, die einen hohen Anteil von Fetten und Kohlenhydraten in sich vereinen. Entweder sind sie wie bei Nüssen reich an Fetten, oder wie bei Kartoffeln und Getreide reich an Kohlenhydraten. Doch es gibt eine Ausnahme: Muttermilch.

Wie hoch ist der Kaloriengehalt?

„Alle Säugetiere kennen Muttermilch. Wahrscheinlich werden wir durch Muttermilch darauf geprägt, besonders intensiv auf Nahrung reich an Kohlenhydraten und Fetten zu reagieren und dies als besonders belohnend wahrzunehmen“, vermutet Tittgemeyer. Dieser Belohnungsreiz wird uns als Erwachsene in der heutigen Welt des Überflusses zum Verhängnis: Wir essen Sahnetorte, Donuts und Co, weil es uns glücklich macht – und zwar selbst dann, wenn wir eigentlich schon satt sind. Denn die Belohnungssignale überlagern oftmals unser Sättigungsgefühl.

Hinzu kommt, dass wir ausgerechnet die Nährwerte fett- und kohlenhydratreichen Essens kaum einschätzen können: Baten die Forscher die Teilnehmer der Studie, den Kaloriengehalt der dargebotenen Lebensmittel zu schätzen, gelang ihnen das bei den fett- oder kohlenhydratreichen Essen relativ genau. Bei fett- und kohlenhydratreichem Essen lagen sie dagegen oft daneben.

Übergewicht als Folge

Als Konsequenzen drohen Übersättigung und Übergewicht, wie die Wissenschaftler betonen. Sie hoffen, dass sich die neuen Erkenntnisse künftig positiv auf die Behandlung von übergewichtigen Menschen auswirken können. „Vor allem wenn aus Essen ein Suchtfaktor wird, ist die Behandlung des Konsumverhaltens von großer Bedeutung und ein grundlegender Schritt aus der Sucht“, heißt es dazu in einer Mitteilung. (Cell Metabolism, 2018; doi: 10.1016/j.cmet.2018.05.018)

(Max-Planck-Gesellschaft/ Cell Press, 18.06.2018 – DAL)

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