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Medizin

Epstein-Barr Virus kein Auslöser für Multiple Sklerose

Virusinfektion bei Kindern nicht verantwortlich für Antikörper-Angriff gegen Myelin-Protein

Eppstein-Barr-Virionen (rund) © PloS Biology / CC-by-sa 2.5

Pünktlich zum Welt-MS-Tag hat eine Forschergruppe den Nachweis erbracht, dass eine Infektion mit dem Epstein-Barr Virus (EBV) bei Kindern kein alleiniger Auslöser für die Multiple Sklerose ist. Die in der Fachzeitschrift „Neurology“ erschienene Studie zeigt, dass die Infektion keine vermehrte Antikörperbildung gegen ein im Gehirn vorkommendes Protein verursacht.

Schon seit längerem diskutieren Forscher darüber, ob das Epstein-Barr Virus (EBV) Autoimmunerkrankungen, darunter auch Multiple Sklerose (MS), auslösen kann. Die Vemrutung entstand, weil bei Kindern mit Multipler Sklerose häufiger eine Immunreaktion gegen das virus auftrat als bei nicht erkrankten. Bisher konnte jedoch für die auslösende Wirkung kein direkter Beweis erbracht werden – ein Gegenbeweis allerdings auch nicht. Jetzt haben Wissenschaftler um Professor Bernhard Hemmer, Leiter der Neurologischen Klinik der TU München, diesen möglichen Zusammenhang anhand von Blutproben von Kindern mit akuter disseminierter Enzephalomyelitis (ADEM) und klinisch isoliertem Syndrom (CIS), einer Vorstufe der Multiplen Sklerose, untersucht.

Antikörper gegen Myelin-Protein

Beide Erkrankungen sind Ausdruck einer akuten Autoimmunreaktion im Zentralnervensystem (ZNS): Die Myelinschicht, die die Nervenfasern schützend umgibt, wird angegriffen und die darin eingebetteten Proteine zerstört. Mediziner können daher an ADEM und CIS die Ursachen der Entstehung von Autoimmunität und letztlich der Multiplen Sklerose studieren. Die Untersuchungen verschiedener Forschergruppen hatten bereits gezeigt, dass ADEM- und CIS-Patienten im Vergleich zu gesunden Kindern oder Kindern mit anderen neurologischen Erkrankungen eine deutlich höhere Konzentration von Antikörpern gegen ein im Gehirn vorkommendes Protein (Myelin-Protein/MOG) aufweisen.

Kein Hinweis auf ursächlichen Zusammenhang

Die Münchener Forscher konnten nun belegen, dass es für das Auftreten der MOG Antikörper keine Rolle spielte, ob die ADEM- und CIS-Kinder mit dem EB Virus infiziert waren oder nicht. Die ABNtikörperwerte der mit dem Eppstein-Barr-Virus infizierten Kinder waren nicht höher als die der nicht-infizierten. Außerdem fanden sich keine eindeutigen Hinweise, dass die EBV- Infektion bei diesen Kindern das Risiko erhöht, im weiteren Verlauf eine MS zu entwickeln.

„Unser Verdacht, dass ein Zusammenhang zwischen einer durchgemachten EBV-Infektion und einer Antikörper-Antwort gegen das MOG-Protein bei Kindern mit entzündlichen Erkrankungen des Nervensystems besteht, hat sich nicht erhärtet“, erklärt Hemmer, der auch Vorstandsmitglied im Kompetenznetz Multiple Sklerose ist. „Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass eine Infektion mit dem Epstein-Barr Virus nicht als alleiniger Entstehungsmechanismus für die Entwicklung entzündlicher Erkrankungen des Nervensystems bei Kindern, insbesondere nicht für die Entwicklung von Autoantikörpern gegen das MOG-Protein, herhalten kann.“ Die Befunde deuteten eher darauf hin, dass EBV – wenn überhaupt – nur bei einem Teil der Patienten relevant ist.

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(Krankheitsbezogenes Kompetenznetz Multiple Sklerose, 26.05.2010 – NPO)

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