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Biotechnologie

Embryonale Stammzellen regenerieren Hirngewebe

Versuch weist Integration der transplantierten Zellen nach

Embryonale Stammzellen könnten in Zukunft tatsächlich zur Regeneration von Hirngewebe beitragen. Versuche des Stammzellforschers Oliver Brüstle haben gezeigt, dass Vorläufer von Nervenzellen, die aus embryonalen Stammzellen entwickelt wurden, sich nach einer Transplantation ins Hirngewebe funktionell mit dem Empfängergewebe verbinden.

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Die Ergebnisse von Prof. Oliver Brüstle, Forscher am Institut für Rekonstruktive Neurobiologie der Universität Bonn sorgten auf dem 6th European Congress on Epileptology in Wien für große Aufmerksamkeit. Brüstle konnte in Zellkulturen und in Tiermodellen das Potenzial der aus embryonalen Stammzellen (ES) gezüchteten Nervenvorläuferzellen demonstrieren. Denn nach einer Transplantation in das Empfängergewebe integrieren sich diese morphologisch und funktionell.

Damit deutet sich eine Möglichkeit an, die bedingte Regenerationsfähigkeit des Zentralnervensystems durch die Transplantation von neuronalen Vorläuferzellen zu unterstützen. Eine Möglichkeit, die auch in der Epilepsie-Chirurgie mit großem Interesse beobachtet wird. Hier ist die Entfernung jener Nervenzellen aus dem Gehirn, die durch unkontrollierte Erregung elektrische Entladungen verursachen und so zu epileptischen Anfällen führen, derzeit für 20 Prozent der Epilepsie-Betroffenen die beste Heilungschance.

Brüstle erläutert die Arbeit, die in der aktuellen Ausgabe des „The Journal of Neuroscience“ publiziert ist: „Wir befinden uns derzeit in einem sehr frühen Stadium unserer Forschung. Damit wir den möglichen klinischen Einsatz embryonaler Stammzellen richtig einschätzen können, ist noch einiges an Grundlagenforschung notwendig. Tatsächlich konnten wir aber in Kooperation mit der Arbeitsgruppe von Heinz Beck an der Bonner Klinik für Epileptologie am Tiermodell bereits nachweisen, dass aus embryonalen Stammzellen gewonnene Nervenzellen sich im Anschluss an eine Transplantation mit den Nervenzellen des Empfängers vernetzen. Sie wandern dort in verschiedene Hirnregionen ein, wo sie dann nicht nur selbst elektrisch aktiv werden und Aktionspotenziale feuern, sondern auch Signale aus dem Empfängergehirn erhalten und verarbeiten.“

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Ob die Regeneration von Nervengewebe im Gehirn durch diesen Ansatz verbessert werden kann, ist derzeit noch fraglich, und damit auch, ob Epilepsie-Patienten mit dieser Methode geholfen werden kann. Doch neben der Möglichkeit, chirurgisch entfernte oder anderweitig verloren gegangene Nervenzellen zu ersetzen, bietet die Transplantation von Stammzellen in das Gehirn auch die Möglichkeit, anfallshemmende Stoffe in das epileptische Gehirn einzuschleusen – ein innovativer Ansatz für die Epilepsie-Therapie.

(Campus Vienna Biocenter, 07.06.2004 – NPO)

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