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Paläontologie

Einzigartiges Mosasaurier-Fossil entdeckt

Kleiner Verwandter der Meeressaurier jagte auf völlig andere Weise

Der kleinere Mosasaurier Phosphorosaurus ponpetelegans jagte wahrscheinlich nachts nach leuchtenden Fischen. © Tatsuya Shinmura, Ashoro Museum of Paleontology

Kleiner Saurier mit großen Augen: Das außergewöhnlich gut erhaltene Fossil eines Meeressauriers liefert völlig neue Einblicke in deren Lebensweise. Die Augen dieses kleineren Mosasauriers ähnelten denen von Eulen, wie ein internationales Forscherteam berichtet. Damit waren sie im Gegensatz zu ihren riesigen Verwandten besser an die Jagd auf leuchtende Fische während der Nacht angepasst und erschlossen sich so ihre eigene ökologische Nische.

Während Dinosaurier wie Tyrannosaurus und Triceratops das Land beherrschten, standen in den Ozeanen am Ende der Kreidezeit die Mosasaurier an der Spitze der Nahrungskette. Zu ihrer Blütezeit vor etwa 70 Millionen Jahren jagten diese rund fünfzehn Meter langen, an Meeresungeheuer erinnernden Raubsaurier in praktisch allen Weltmeeren.

Doch nicht alle zu den Mosasauriern gehörenden Arten waren so monströs: Forscher um Takuya Konishi von der University of Cincinnati haben nun das Fossil eines Mosasauriers rekonstruiert, der etwa drei Meter groß war und sich auch sonst stark von seinen größeren Verwandten unterscheidet.

Perfekter Saurierschädel mit auffälligen Augen

Das Fossil der Art Phosphorosaurus ponpetelegans stammt von der japanischen Insel Hokkaido und ist außerordentlich gut erhalten. Es ermöglicht die fast vollständige Rekonstruktion des Schädels dieses Sauriers. „Es ist so ungewöhnlich gut konserviert, dass wir die durcheinander gewürfelten Schädelknochen voneinander trennen und einen perfekten Schädel bauen konnten, mit Ausnahme des vorderen Drittels der Schnauze“, beschreibt Konishi. Dieser Schädel zeige erstaunliche Details in unverzerrtem Zustand.

Auffällig sind besonders die Augen dieses kleinen Mosasauriers: Die Augenhöhlen deuten darauf hin, dass seine Augen ungewöhnlich groß waren. Außerdem waren sie eher nach vorn gerichtet als zur Seite. Weil sich die Sichtfelder beider Augen überlappten, konnte Phosphorosaurus nach vorn dreidimensional sehen. Die größeren Mosasaurier hatten dagegen eine Rundumsicht mit seitlich am Kopf stehenden Augen.

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Mit Eulensicht auf Jagd nach Leuchtfischen

Konishi und Kollegen vergleichen die Augen ihres Fundes mit denen von Eulen, die sich auf die gleiche Art von denen anderer Raubvögel unterscheiden. Daher vermuten die Forscher auch einen ähnlichen Unterschied im Jagdverhalten. Die größeren Mosasaurier mit ihren an die Stromlinienform des Kopfes angepassten Augen waren schnelle und wendige Schwimmer, die ihrer Beute wahrscheinlich tagsüber nachjagten.

Phosphorosaurus hatte dagegen bessere Voraussetzungen für die Jagd während der Nacht: Zwei nach vorn gerichtete Augen bedeuten doppelt so viel wahrgenommenes Licht aus dieser Richtung. Die Größe der Augen verbessert die Nachtsicht noch weiter, genau wie bei einer Eule. Außerdem haben die kleineren Mosasaurier weniger gut ausgebildete Schwanz- und Brustflossen als ihre größeren Zeitgenossen. Das deutet darauf hin, dass sie eher langsamere Schwimmer und keine schnellen Jäger waren.

Perfekte Nische in der Dunkelheit des Meeres

Daher vermuten die Forscher, dass diese Mosasaurier ihrer Beute auflauerten, anstatt sie zu jagen. Zu den Beutetieren gehörten vermutlich Anglerfische und Tintenfische: Fossilien solcher Meeresbewohner aus der Zeit der Mosasaurier finden sich ebenfalls in deren Lebensraum. Viele noch heute lebende Arten sind außerdem biolumineszent – solche leuchtenden Fische wären für den nachtaktiven Phosphorosaurus leichte Beute. „Falls dieser Mosasaurier ein Lauerjäger in der Dunkelheit des Meeres war und das Licht dieser anderen Tiere wahrnehmen konnte, dann wäre das die perfekte Nische, um mit den etablierten Mosasauriern zu koexistieren“, meint Konishi.

Aus dem Westpazifik, der Region um den Fundort, waren bislang keine Fossilien von Mosasauriern dieser Größe bekannt. „Frühere Entdeckungen dieses seltenen Mosasauriers stammen von der Ostküste und der Pazifikküste Nordamerikas, aus Europa oder Nordafrika“, erklärt Konishi, „aber dies ist der erste, der die Lücke zwischen Mittlerem Osten und östlichem Pazifik schließt.“ (Journal of Systematic Palaeontology, 2015; doi: 10.1080/14772019.2015.1113447)

(Taylor & Francis, 09.12.2015 – AKR)

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