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Paläontologie

Einzigartige Dinospuren in Schottland entdeckt

Schon vor 170 Millionen Jahren lebten offenbar Stegosaurier auf der Insel Skye

Dinosaurier
Schon vor 170 Millionen Jahren lebten erstaunlich viele unterschiedliche Dinosaurierarten in Schottland. © Jon Hoad

Urzeitliche Spuren: Forscher haben auf der schottischen Insel Skye eine Ansammlung von rund 50 Dinosaurierspuren aus dem Jura-Zeitalter entdeckt. Das Besondere: Die Abdrücke belegen erstmals, dass schon damals Stegosaurier auf der Insel lebten. Auch Spuren von Theropoden und frühen Ornithopoden sind unter den Funden. Sie gewähren damit neue Einblicke in eine bedeutende Phase der Dinosaurierevolution.

Nicht nur Dinosaurierknochen, auch deren Fußspuren haben mancherorts die Zeiten überdauert. Sie blieben konserviert, weil die Reptilien über weichen Grund liefen, der dann erhärtete und von schützendem Sediment überdeckt wurde. Forscher haben solche Abdrücke bereits in Deutschland, Großbritannien, Australien und sogar in Alaska entdeckt – sie verraten ihnen viel darüber, wie die Dinosaurier lebten und mit wem sie ihren Lebensraum teilten.

Ausgerechnet aus einer wichtigen Phase der Dinosaurierevolution gibt es jedoch nur sehr wenige Fossilien dieser Art: dem Mittleren Jura vor 164 bis 174 Millionen Jahren, in dem sich viele Dinogruppen diversifizierten und neue Spezies hervorbrachten. Eine Ausnahme bildet die Insel Skye in Schottland. Dort sind zahlreiche Fußspuren von Dinosauriern aus dieser Zeit erhalten geblieben. Die Insel ist daher zu einer Art Pilgerstätte für Paläontologen und Touristen geworden.

Dinosaurierspuren
Diese fossilen Fußspuren stammen von einem Stegosaurier. © Steve Brusatte

Hier lief ein Stegosaurier

Paige de Polo von der University of Edinburgh und ihre Kollegen haben auf Skye nun gleich zwei neue Stellen mit Dino-Fußabdrücken entdeckt. Sie befinden sich in einer Formation am sogenannten Brothers‘ Point. Die Forscher stießen dort auf insgesamt rund 50 Spuren, die sich in urzeitlichen Wattboden eingeprägt haben.

Das Spannende: Unter diesen Spuren befinden sich auch Abdrücke des Typs Deltapodus – Fußspuren, die charakteristisch für Stegosaurier sind und zuvor noch nie auf Skye gefunden wurden. Sie stellen damit die ältesten bekannten Spuren dieser Art dar und belegen zum ersten Mal, dass auch die für ihre auffälligen Knochenplatten oder Stacheln am Rücken bekannten Vogelbeckensaurier ein Teil der Lebensgemeinschaft auf der Insel im Mittleren Jura waren.

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Große Stegosaurier konnten bis zu neun Meter lang und mehr als sechs Tonnen schwer werden. Die Spuren deuten jedoch auf ein eher kleines Mitglied der Stegosaurier-Familie hin. Oder es handelt sich um die Abdrücke eines Jungtieres, wie das Team berichtet.

Überraschend vielfältige Lebensgemeinschaft

Neben diesen einzigarten Abdrücken finden sich auch unterschiedlich große Spuren dreizehiger Füße in den Sedimenten. Sie sind typisch für fleischfressende Theropoden, die später in der Kreidezeit so ikonische Vertreter wie den Tyrannosaurus hervorbrachten. Zusätzlich identifizierten die Wissenschaftler eine Reihe weiterer großer Spuren, die sie den Ornithopoden zuordnen – einer Gruppe, zu denen auch die Hadrosaurier oder Entenschnabelsaurier gehören. Die Abdrücke sind damit einer der frühesten Belege für die Existenz dieser Pflanzenfresser.

Insgesamt offenbaren die nun entdeckten Dinospuren: Die Fauna auf Skye war vor rund 170 Millionen Jahren weitaus vielfältiger als bisher angenommen. „Diese neuen Funde geben uns ein deutlich detaillierteres Bild davon, welche Dinosaurier damals in Schottland lebten“, konstatiert de Polos Kollege Stephen Brusatte. „Wir wussten, dass es langhalsige Sauropoden und Jeep-große Fleischfresser gab. Doch nun können wir den Stegosaurus und womöglich primitive Cousins der Entenschnabelsaurier zur Palette hinzufügen.“

Fundort von weltweiter Bedeutung

Nach Ansicht der Forscher zeigt sich damit wieder einmal, dass die Insel Skye einer der weltweit besten Orte für die Erforschung der Dinosaurier des mittleren Jurazeitalters ist. Ihnen zufolge untermauern die Fossilien zudem, dass auch bereits bekannte Fundstellen immer wieder neu untersucht werden sollten. Denn die jetzt beschriebenen Abdrücke wurden erst vor kurzem durch einen Sturm freigelegt. (PLOS One, 2020; doi: 10.1371/journal.pone.0229640)

Quelle: PLOS/ University of Edinburgh

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