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Medizin

Ein hoher Rang macht das Immunsystem effektiver

Sozialer Status beeinflusst die Aktivität von Abwehrgenen bei Rhesusaffen

Rhesusaffen-Weibchen mit Jungem © Mieciu K2/CC-by-sa 3.0

Der soziale Status beeinflusst direkt das Immunsystem – zumindest bei Affen: Je höher der Rang eines Rhesusaffen-Weibchens ist, desto mehr Immungene sind bei ihr aktiv. Das haben US-amerikanische Forscher herausgefunden. Es gebe einen starken und kausalen Zusammenhang zwischen dem Rang und der Genregulation bei diesen Primaten. Allein am Zustand des Immunsystems könne man schon auf den Status der Tiere schließen, berichten sie im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“.

„Unsere Ergebnisse helfen zu erklären, wie soziale Effekte ‚unter die Haut‘ gehen“, schreiben Jenny Tung von der University of Chicago und ihre Kollegen. Sie zeigten eine klare Verbindung zwischen dem sozialen Umfeld und der Physiologie. Die mit diesem Effekt verbundenen biologischen Mechanismen seien daher von großem Interesse, auch für die menschliche Gesundheit und das Sozialverhalten.

Der Zustand des Immunsytems ist zudem sehr anpassungsfähig, wie die Forscher berichten: Änderte sich der Rang der Affenweibchen, veränderte sich kurz darauf auch die Aktivität ihrer Immungene. „Diese Verschiebungen waren kurzfristig genug, um die Rangveränderungen der Weibchen im Laufe der Zeit an ihnen ablesen zu können“, sagen die Forscher. Der Rang sei eindeutig der Auslöser für diese Veränderungen am Immunsystem.

Rangfolge und Genaktivität verglichen

Für ihre Studie hatten die Forscher die Rangfolge von 49 Rhesusaffenweibchen in zehn Gruppen untersucht. Parallel dazu analysierten sie die Genaktivität der Tiere, indem sie regelmäßig Blutproben entnahmen und diese untersuchten. Im Verlauf der Studie manipulierten die Wissenschaftler die Rangfolge der Tiere, indem sie Weibchen zwischen Gruppen austauschten oder in einer bestimmten Reihenfolge zu einer neuen Gruppe hinzugaben.

Die Untersuchungen zeigten, dass sich die Aktivität von 987 Genen bei rangniedrigeren und ranghöheren Weibchen unterschied. 535 Gene seien bei den höherrangigen aktiver gewesen, darunter Gene die die Fresszellen und immunstärkende Prozesse kontrollierten, sagen die Forscher. Bei den Tieren mit niedrigerem sozialen Status waren vor allem solche Gene aktiver, die die körpereigene Abwehr schwächten. Sie besaßen dadurch unter anderem weniger T-Zellen und waren anfälliger gegenüber Entzündungen.

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In 80 Prozent der Fälle habe man den Rang eines Weibchens bereits anhand seiner Genaktivität vorhersagen können, berichten die Wissenschaftler. Das habe auch für die Rhesusaffen-Weibchen gegolten, die während der Versuchszeit ihren Rang änderten.

Ableseblockaden am Erbgut

In weiteren Tests prüften die Forscher, auf welche Weise diese Veränderungen der Genaktivität zustande gekommen waren. Dabei zeigte sich, dass bei den rangniedrigeren Weibchen bestimmte Bereiche des Erbguts blockiert waren: Kohlenwasserstoffgruppen hatten sich an diese Gene angelagert und verhinderten so deren Ablesen durch die Zellmaschinerie. Diese sogenannte Methylierung gilt als einer der Hauptmechanismen, mit der Umwelteinflüsse die Genaktivität verändern können.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass das soziale Umfeld auf diese Weise auch bei Erwachsenen in die Gene und ihre Aktivität eingreift“, schreiben Tung und ihre Kollegen. Soziale Strukturen wie der Rang wirkten sich damit auch unmittelbar physiologisch aus. (doi:10.1073/pnas.1202734109)

(PNAS, 11.04.2012 – NPO)

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