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Paläontologie

Dino wechselte Zähne wie ein Hai

Knochenknackender Raubdinosaurier bildete alle zwei Monate neue Zähne

Dinozähne
Der knochenknackende Majungasaurus (rechts) hatte den schnellsten Zahnwechsel aller Raubdinosaurier. Selbst Ceratosaurus (links) brauchte rund doppelt so lange. © Sae Bom Ra/ Adelphi University

So schnell war kein anderer: Ein vor 70 Millionen Jahren in Madagaskar lebender Raubsaurier wechselte seine Zähne schneller als jeder andere fleischfressende Dino. Ihm wuchs in jeder Kiefertasche etwa alle 56 Tage ein Zahn nach. Nötig wurde dies vermutlich, weil Majungasaurus ein Knochenfresser war, der selbst auf dicken Knochen seiner Beute und auch von Artgenossen herumkaute – entsprechend schnell nutzten seine Zähne sich ab.

Fleischfressende Dinosaurier waren nicht zimperlich: Tyrannosaurus und Co erlegten selbst kräftige Beute und viele von ihnen besaßen genügend Bisskraft, um selbst dicke Knochen zu knacken, wie Fossilfunde und biomechanische Analysen belegen. Häufig waren die Zähne zudem besonders scharf und spitz, um Fleisch und Sehnen leicht durchtrennen zu können. Dennoch nutzten sich die Zähne im Laufe der Zeit ab, weshalb den meisten Raubdinosauriern zu Lebzeiten immer wieder Zähne nachwuchsen.

Majungasaurus-Zähne
Nahansicht der Zähne von Majungasaurus. © Patrick O'Connor/ Ohio University

Blick ins Gebiss eines Raubdinosauriers

Jetzt haben Paläontologen einen Dinosaurier entdeckt, der den Zahnwechsel auf die Spitze treibt. Der sechs bis acht Meter lange Majungasaurus lebte vor rund 70 Millionen Jahren im Gebiet des heutigen Madagaskar. Typisch für den auf den Hinterbeinen laufenden Fleischfresser war ein kurzer, stabiler Kopf mit sehr kräftigen Kiefermuskeln. Bissspuren an fossilen Knochen dieser Art deuten darauf hin, dass Majungasaurus nicht nur andere Dinosaurier jagte, sondern auch vor Kannibalismus nicht zurückschreckte.

Wie die Zähne von Majungasaurus dieser Belastung standhielten und wie oft sie wechselten, haben nun Michael D. D’Emic von der Adelphi University in New York und sein Team näher untersucht. Dafür analysierten sie die feinen Schichten im Zahnschmelz, die wie Jahresringe das Alter verraten. Im Gegensatz zu Bäumen bilden die Dinozähne aber täglich neue Schichten. Zusätzlich suchten sie in den fossilen Kiefern nach Hinweisen auf nachwachsende Zähne. Beides zusammen erlaubte es den Forschern, auf das Tempo des Zahnwechsels bei Majungasaurus zu schließen.

Alle 56 Tage ein neuer Zahn

Das überraschende Ergebnis: Der madegassische Raubdinosaurier bildete zwei bis 13 Mal schneller neue Zähne als jeder andere Theropode. Im Schnitt alle 56 Tage wuchs an jeder Kieferposition ein neuer Zahn heran und schob sich allmählich an Stelle des alten. Im Vergleich dazu wuchsen dem Tyrannosaurus nur alle paar Jahre neue Zähne nach und selbst der Allosaurus benötigte für einen Wechsel mehr als ein Vierteljahr.

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„Damit hat Majungasaurus Zahnwechselraten, die mit denen der breitzahnigen Sauropoden vergleichbar sind“, erklären die Paläontologen. Diese großen Pflanzenfresser schliffen ihre Zähne durch das Kauen harten Pflanzenmaterials sehr schnell ab und mussten sie daher häufig ersetzen, wie die Forscher erklären. Auch heute lebende Haie wechseln ihre Zähne in diesem schnellen Tempo.

Kreidezeitlicher Knochenfresser

Doch warum hatte ausgerechnet Majungasaurus einen so schnellen Zahnwechsel nötig? D’Emic und sein Team vermuten, dass dieser Fleischfresser besonders häufig und intensiv auf den Knochen seiner Beute herumkaute. „Es gibt unabhängige Belege dafür in Form von Kratzern und Kerben an den fossilen Knochen seiner Beutetiere, aber auch an den Knochen von Artgenossen“, sagt D’Emic. „Sie passen in Größe und Abständen zu denen von Majungasaurus.“

Das spreche dafür, dass dieser Raubsaurier ein Knochenfresser war, so die Forscher. Diese Ernährungsweise verschaffte den Raubsaurier zwar zusätzliche Nährstoffe, nutzte aber seine Zähne überproportional schnell ab. Während der ebenfalls knochenknackende Tyrannosaurus dafür besonders stabile Zähne entwickelte, setzte die Natur bei Majungasaurus stattdessen auf schnellen Ersatz. (PloS ONE, 2019; doi: 10.1371/journal.pone.0224734)

Quelle: Adelphi University

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