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Umwelt

Die Ökobilanz eines Hundes

Hundefutter, Kot und Urin verursachen die größten Umweltbelastungen

Hund
Der Hund ist eines unserer beliebtesten Haustiere. Aber welche ökologischen Folgen hat seine Haltung? © CatLane/ iStock.com

Eine Tonne Kot, 2.000 Liter Urin und 8,2 Tonnen Kohlendioxid: Das ist die Ökobilanz für das Leben eines mittelgroßen Hundes. Damit erzeugt der „beste Freund“ des Menschen bis zu seinem Tod ähnlich viele Treibhausgase wie 72.800 mit dem Auto gefahrene Kilometer. Die größten Umweltauswirkungen haben dabei das Fleisch im Hundefutter und der Kot des Tieres – letzteres überraschte selbst die Wissenschaftler.

Der Hund begleitet uns Menschen schon seit Jahrtausenden. Schon vor 28.000 Jahren fraßen seine Vorfahren die Abfälle der Steinzeitmenschen, vor rund 15.000 Jahren machte dann die Domestikation endgültig aus Wölfen unsere Haushunde. Seither avancierte der Hund zum „besten Freund“ des Menschen, zum nützlichen Helfer und zum zweitbeliebtesten Haustier. Allein Deutschland gibt es mehr als zehn Millionen Hunde – Tendenz steigend.

Doch was bedeutet dies für den ökologischen Fußabdruck des Hundes? Immerhin benötigt auch er Nahrung, die erst produziert, verpackt und transportiert werden muss. Zudem gehören Hunde zu den Fleischfressern und konsumieren damit ein Nahrungsmittel, das für Umwelt und Klima besonders „teuer“ ist. Bereits 2017 errechnete eine Studie, dass der Fleischkonsum aller Katzen und Hunde weltweit rund 64 Millionen Tonnen CO2-Ausstoß jährlich verursacht.

Von der Futterherstellung bis zur Kot-Entsorgung

Wie die Ökobilanz für einen einzelnen Hund aussieht, haben nun Kim Yavor von der Technischen Universität Berlin und ihre Kollegen untersucht. In ihre Berechnungen flossen Ressourcen und Rohstoffe für das Hundefutter, seinen Transport und seine Verpackung ebenso ein wie die ökologischen Kosten, die Urin und Kot des Hundes verursachen – von der direkten Wirkung auf die Umwelt über die Plastiktüten für den Kot bis zur Straßenreinigung.

„Da es zum Hundekot keine Stoffdaten gab, mussten wir entsprechende Analysen in Auftrag geben, um die ausgeschiedenen Mengen an Phosphor, Stickstoff und Schwermetallen zu ermitteln“, erklärt Yavors Kollege Matthias Finkbeiner. „Phosphor und Stickstoff haben erheblichen Einfluss auf die unerwünschte Nährstoffzunahme in den Gewässern, die Schwermetalle auf die Vergiftung des Bodens.“ Basis der Berechnungen bildete ein rund 15 Kilogramm schwerer Hund, der rund 13 Jahre lang lebt.

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So viel CO2 wie 72.800 Autokilometer

Das Ergebnis: Im Laufe seines gesamten Lebens verursacht ein durchschnittlicher Haushund 8,2 Tonnen an CO2-Emissionen. „Das entspricht dem Treibhausgas-Ausstoß von 72.800 mit einem Auto gefahrenen Kilometern oder den Emissionen, die bei 13 Hin- und Rückflügen von Berlin nach Barcelona freigesetzt werden“, erklären die Forscher.

Damit ist jeder Hund im Schnitt für den Ausstoß von jährlich 630 Kilogramm CO2 verantwortlich. „Setzt man diese 630 Kilogramm CO2 ins Verhältnis zu den zwei Tonnen, die laut Weltklimarat IPCC jeder Mensch pro Jahr ohne größere Klimafolgen emittieren kann, dann muss sich jeder Hundebesitzer vor Augen führen, dass nahezu ein Drittel seines CO2-Budgets bereits vom Hund verbraucht wird“, sagt Finkbeiner.

Hundefutter
Egal ob als Trockenfutter oder aus der Dose: Hundefutter ist fleischlastig. © Chalabala/ iStock.com

Hundefutter macht 90 Prozent aus

Die mit Abstand größten ökologischen Belastungen verursachen dabei die rund 4.500 Kilogramm Hundefutter, die ein Hund im Laufe seines Lebens vertilgt. Bei fast allen untersuchten Umweltparametern macht dieses rund 90 Prozent aus, die die Forscher berichten. Wegen des hohen Fleischanteils trägt die Hundefutterproduktion erheblich zu Klimawandel, Ozonabbau, Smog, der Eutrophierung von Gewässern, der Versauerung von Böden und nicht nachhaltiger Landnutzung bei.

„Wenn die industrielle Fleischproduktion am Pranger steht, dann muss auch zur Kenntnis genommen werden, dass genau mit diesem industriell hergestellten Fleisch eines der liebsten Haustiere der Deutschen gefüttert wird“, sagt Finkbeiner. „Das Fleisch für die Hundefutterproduktion kommt wohl weder vom Biohof in der Uckermark noch von den bayerischen Almwiese. Es stammt aus der Massentierhaltung mit den bekannten sozialen und ökologischen Auswirkungen.“

Kot und Urin schaden vor allem Gewässern

Doch auch das, was beim Hund hinten rauskommt, ist nicht unproblematisch für die Umwelt: Im Laufe seines Lebens scheidet ein Hund immerhin rund eine Tonne Kot und knapp 2000 Liter Urin aus – mit signifikanten Folgen für die Umwelt. „Dieses Ausmaß hat uns überrascht“, so Finkbeiner. Besonders stark schlagen Kot und Urin des Hundes in ihrer Wirkung auf Böden und Gewässer zu Buche.

Die Hundeausscheidungen tragen zur Überdüngung bei, haben für manche Wasserorganismen aber auch eine direkte Giftwirkung. „Die von einem Hund verursachte Überdüngung entspricht derjenigen, die bei der Produktion von 21.900 Litern Bier entsteht“, so die Forscher. „Die Ökotoxizität für Gewässer übertrifft die eines mit Glyphosat behandelten Ackers von 6,5 Hektar Größe.

Lieber Plastiksäckchen als „Wildkacken“

Interessant auch: Im Vergleich Hundehaufen auf der Wiese ist das zur Entsorgung verwendete Plastiksäcken klar das kleinere Übel: „Die zusätzliche Umweltbelastung, die durch die Herstellung des Plastiksäckchens für den Kot entsteht, ist deutlich geringer als der Schaden, der entsteht, wenn der Kot direkt in die Umwelt eingetragen wird“, berichtet Yavor. „Auch das sagen unsere Zahlen aus.“

„Unsere Studie ist der erste Versuch, die mit der Haltung eines Hundes verknüpften Umwelteinflüsse umfassend zu analysieren“, konstatieren die Wissenschaftler. „Wir haben festgestellt, dass ein Haushund einen durchaus signifikanten ökologischen Fußabdruck erzeugen kann.“ Und ähnlich wie beim Auto gilt dabei: Je kleiner der Hund ist, desto besser ist auch seine Ökobilanz. Mit anderen Worten: Dackel sticht Dogge. (Sustainability, 2020; doi: 10.3390/su12083394)

Quelle: Technische Universität Berlin

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