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Biologie

Delfine mit Kultur

Erstes Beispiel von tradiierter Werkzeugnutzung

Delfin mit Schwamm-Werkzeug © Universität Zürich

Schweizer Forscher haben bei wildlebenden Delfinen an der Westküste Australiens erstmals Anzeichen für eine materielle Kultur gefunden. Die Verwendung eines Werkzeugs für die Futtersuche scheint ein kulturelles Verhalten zu sein, das von der Delfinmutter an ihre Töchter weitergegeben wird.

Der Forscher Michael Krützen von der Universität Zürich und Kollegen von der Universität New South Wales, Sydney, haben kürzlich herausgefunden, dass die Grossen Tümmler in der Shark Bay, Westaustralien, beinahe ein Dutzend verschiedene Varianten für die Futtersuche benutzen. Einige Delfine verwenden dazu Werkzeuge. Sie lösen Schwämme vom Meeresboden ab und stülpen diese über ihre Schnauze. Die Schwämme dienen ihnen als eine Art Handschuh, um ihre Schnauze bei der Futtersuche im Boden zu schützen.“

Von der Gesamtpopulation von rund 3.000 Delfinen in der Shark Bay sind nur etwa 30 so genannte Spongers, erläutert Michael Krützen vom Anthropologischen Institut der Universität Zürich. Unklar war bisher, weshalb nur einige Delfine diese Methode anwenden und weshalb beinahe ausschliesslich weibliche Tiere Werkzeuge benutzen.

Um genetische Einflüsse zu untersuchen, haben Michael Krützen und seine Forschungskollegen die DNA von 13 Schwamm benutzenden Delfinen analysiert, einer davon ein Männchen, und die DNA von 172 Delphinen, die keine Schwämme benutzen. Sie fanden heraus, dass der Gebrauch von Schwämmen anscheinend in direkter Linie von der Mutter auf die Tochter weiter gegeben wird. Die Schwamm benutzenden Delfine zeigten zudem eine signifikante genetische Verwandtschaft. „Wir nehmen deshalb an, dass das Fischen mit Schwämmen von einer weiblichen Vorfahrin vor relativ kurzer Zeit erfunden worden ist,“ sagt Michael Krützen.

Aufgrund der Forschungsresultate schliesst er aus, dass die Futtersuche mit Schwämmen genetisch oder durch den Lebensraum bedingt ist. „Dieses spezielle Verhalten wird kulturell weiter gegeben.“ so sein Fazit. „Es ist das erste Beispiel für eine materielle Kultur bei Meeressäugern.“

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(Universität Zürich, 07.06.2005 – NPO)

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