Sobald ein Baby nach der Geburt zu atmen beginnt, setzt ein komplexer Prozess ein. Herz- und Lungenkreislauf müssen sich in kurzer Zeit den neuen Umständen anpassen. Wie das genau passiert, war bisher noch weitgehend unbekannt. Eine neue Studie in „Nature Medicine“ erklärt nun zumindest einen Teil dieser hochkomplizierten Mechanismen und erweitert das gegenwärtige Verständnis wesentlich.
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Über den Ductus arteriosus, ein Gefäß des Blutkreislaufs, das beim ungeborenen Kind eine Verbindung zwischen Aorta und Pulmonalarterie herstellt, wird das mit jedem Herzschlag aus der rechten Herzkammer gepumpte Blut weg von den noch nicht belüfteten fetalen Lungen direkt in die Hauptschlagader umgeleitet. Unmittelbar nach Geburt muss sich der Ductus spontan verschließen, andernfalls drohen Lungenhochdruck, Herzkreislaufversagen und respiratorische Komplikationen.
Blutplättchen entscheidend für Verschluss des Ductus arteriosus
Das Team um Dr. Katrin Echtler und Professor Steffen Massberg vom Zentrum für kardiovaskuläre Erkrankungen der Technischen Universität (TU) München konnte jetzt erstmals zeigen, dass die für die Blutstillung verantwortlichen Blutplättchen eine entscheidende Rolle beim Verschluss des Ductus arteriosus spielen.
Die Wissenschaftler wiesen an Mäusen nach, dass Blutplättchen nach der Geburt im Ductus arteriosus kleine Gerinnsel bilden und auf diesem Weg zu dessen Verschluss beitragen. Bei Mäusen mit defekten oder fehlenden Blutplättchen trat entsprechend gehäuft ein offener Ductus arteriosus auf.
Hochdruck im Lungenkreislauf
Die betroffenen Mäuse entwickelten dabei nach den Ergebnissen der Forscher Komplikationen, die denen neugeborener Kinder mit offenem Ductus arteriosus stark ähneln: ausgeprägter Hochdruck im Lungenkreislauf und exzessive Rechtsherzbelastung.
In einer Studie konnten Echtler und Massberg zudem belegen, dass frühgeborene Säuglinge, die bei der Geburt an einem Mangel an Blutplättchen leiden, ein deutlich höheres Risiko für einen gestörten Verschluss des Ductus arteriosus aufweisen. Aufbauend auf diesen Ergebnissen können nun entsprechende Therapiemaßnahmen entwickelt werden, schreiben die Forscher in Nature Medicine.
(idw – Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, 05.01.2010 – DLO)