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Ökologie

Blaumeisen: Fremde Weibchen lösen Rosenkrieg aus

Scheidungen auch bei Vögeln weit verbreitet

Rosenkriege gibt es auch bei Blaumeisen - tatsächlich trennt sich die Hälfte der Pärchen wieder. © Kaspar Delhey/ MPI für Ornithologie

Scheidungen sind nicht nur bei Menschen, sondern auch bei monogamen Vögeln weit verbreitet. So haben Wissenschaftler bei Blaumeisen Trennungsraten von über 50 Prozent ermittelt. Doch warum trennen sich die Paare wieder? Eine neue Studie belegt nun, dass Rosenkriege bei Blaumeisen vermutlich von fremden Weibchen ausgelöst werden. Die Forscher berichten über ihre Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Animal Behaviour.

Um die genauen Gründe für eine Vogelscheidung herauszufinden, hilft es zu wissen, welcher der beiden ehemaligen Partner Leidtragender ist und wer von der Trennung profitiert. Das Ergebnis früherer Studien an kleinen Sperlingsvögeln, zu denen auch die Blaumeise gehört, war, dass Weibchen offenbar größere Vorteile bei einer Scheidung hat: Sie bekamen danach mit einem neuen Partner mehr überlebende Nachkommen.

Männchen bleiben in ihrem Territorium

„Nach diesen Erkenntnissen sollten es die Weibchen sein, welche die Initiative zum Verlassen eines Partners ergreifen“, sagt der Verhaltensökologe Bart Kempenaers vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen, der zusammen mit seinem Kollegen Mihaj Valcu die neue Studie durchgeführt hat.

Darin kommen die Forscher allerdings zu dem Ergebnis, dass sich der höhere Bruterfolg durch den mit der Trennung einhergehenden Wechsel des Territoriums und weniger durch die Scheidung an sich erklären lässt: Denn nur wenn die Weibchen ihr angestammtes Territorium verlassen und an einen besseren Platz ziehen, erhöht sich auch die Zahl der Nachkommenschaft. Die Männchen dagegen bleiben fast ausschließlich in ihrem bisherigen Territorium.

Konkurrenz zwischen Weibchen als Scheidungsgrund

Die Max-Planck-Forscher haben deshalb Blaumeisenweibchen untersucht, die nach der Trennung auch am oder zumindest in der Nähe ihres bisherigen Standortes blieben, um den Einfluss des Territoriumwechsels vom Effekt der Scheidung zu entkoppeln. Es stellte sich heraus, dass in diesem Fall nicht die Weibchen, sondern die Männchen ihre Fitness nach einer Scheidung erhöhten: Sie paarten sich mit größeren Weibchen und hatten einen höheren Bruterfolg als die ehemalige Partnerin.

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Machen also möglicherweise die Männchen den ersten Schritt zur Trennung? „Wir können nur spekulieren“ so Kempenaers. „Aber unsere Hypothese ist, dass ein größeres, stärkeres Weibchen die ursprüngliche Partnerin vertreibt und das Männchen samt Territorium übernimmt.“

In diesem Fall wäre die Konkurrenz zwischen den Weibchen um einen guten Paarungspartner Auslöser für die Trennung – und das wäre dann vermutlich der klassische Scheidungsgrund.

(idw – MPG, 25.04.2008 – DLO)

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