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Biologie

Bestehen Waschbären den Wasserkrug-Test?

Tiere lernen, mithilfe von Steinen Wasser zu verdrängen

Auch Waschbären können lernen, für sie neue Probleme zu lösen - zum Beispiel den Wasserkrug-Test. © Pixabay/ glynn424

So schlau wie Krähen und Kinder? Auch Waschbären können offenbar den legendären Wasserkrug-Test aus Äsops Fabel bestehen. In Experimenten lernten einzelne Tiere, mithilfe von Steinen Wasser in einem Behälter zu verdrängen, um an eine darin schwimmende Belohnung zu kommen. Allerdings: Ob sie die Physik dahinter wirklich verstanden haben, bleibt fraglich.

Wissenschaftler haben die Fabel von der Krähe und dem Wasserkrug des griechischen Dichters Äsop immer wieder als Inspiration genutzt, um zu überprüfen, ob Kinder und Tiere Ursache-Wirkungs-Beziehungen durchschauen. In der antiken Geschichte lässt eine durstige Krähe Steine in einen Krug mit Regenwasser fallen – und erhöht den Wasserstand durch die Verdrängung so weit, dass sie trinken kann.

Auch in der Realität sind die Rabenvögel so schlau, wie von Äsop beschrieben. In Experimenten erzielen sie beim Wasserkrug-Test in etwa so gute Ergebnisse wie fünf- bis siebenjährige Kinder – eine erstaunliche Leistung im Tierreich. Lauren Stanton von der University of Wyoming in Laramie und ihre Kollegen haben nun eine andere Spezies mit dem Test konfrontiert. Sie wollten wissen: Verstehen auch Waschbären das Prinzip der Wasserverdrängung?

Erfolgreich ans Ziel

Für ihre Experimente stellten die Forscher acht der putzigen Säuger auf die Probe. Dabei testeten sie zunächst, ob die in Gefangenschaft gehaltenen Tiere spontan Steine in einen durchsichtigen, röhrenförmigen Behälter fallen lassen, um an ein darin schwimmendes Marshmallow zu gelangen: Wie bei Vögeln und Kindern auch, ist das zunächst nicht der Fall. In einem zweiten Schritt versuchten sie den Waschbären dann genau das beizubringen. Wie schnell würden die Tiere lernen?

Es zeigte sich: Zwar gelang es vier der acht Waschbären, sich ein Marshmallow zu ergattern, weil sie beim Training zufällig Steine in den Behälter fallen ließen. Nur zwei von ihnen schienen das Prinzip jedoch wirklich verstanden zu haben. Sie organisierten sich immer wieder selbstständig Steine, um die leckere Belohnung zu erreichen. Ein drittes Tier überraschte die Wissenschaftler mit einem ganz eigenen Lösungsansatz: Es kippte die sehr schwere, 50 Zentimeter hohe Röhre um, um an das Marshmallow zu gelangen.

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Physik verstanden?

Die beiden Streber unter den Waschbären stellten Stanton und ihre Kollegen bei einem zweiten Test erneut auf die Probe. Diesmal gaben sie ihnen mehrere Objekte zur Auswahl, darunter kleinere und größere Steine sowie sinkende und schwimmende Bälle. Die Idee: Sollten die Tiere die Physik hinter dem Phänomen verstanden haben, müssten sie Gegenstände auswählen, die am meisten Wasser verdrängen und daher den schnellsten Erfolg versprechen.

Bei dieser Aufgabe stellten sich die Waschbären jedoch weniger geschickt an als Krähen und Kinder. Zwar schafften sie es jedes Mal, die Leckerei mithilfe der Verdrängungstaktik zu erreichen. Allerdings wählten sie nicht immer die beste Option. Dies müsse aber nicht unbedingt ihre kognitiven Fähigkeiten widerspiegeln, meinen die Wissenschaftler. Womöglich offenbare sich hier der neugierige Charakter der Tiere, der sie dazu verleitet, möglichst viel auszuprobieren.

Neue Aufgaben warten

Hinzu kommt: Im Vergleich zu früheren Experimenten mit Rabenvögeln hatten die Waschbären den Forschern zufolge relativ wenig Zeit, um sich mit dem Rätsel zu beschäftigen. „Ihre Leistung verbessert sich womöglich, wenn sie sich länger mit den Steinen und der Wasserröhre auseinandersetzen können“, schreiben sie.

Aus diesem Grund wollen Stanton und ihre Kollegen in Zukunft weitere Versuche mit den Waschbären durchführen. „Unsere Studie offenbart auf jeden Fall, dass Waschbären lernen können, für sie neue Probleme zu lösen und dabei vielfältige Herangehensweisen zeigen. Wir können es kaum abwarten zu sehen, was sie als Nächstes tun werden“, schließt Stantons Kollegin Sarah Benson-Amram. (Animal Cognition, 2017; doi: 10.1007/s10071-017-1129-z)

(Springer Nature, 04.10.2017 – DAL)

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