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Kognitionsforschung

Bessere Schulnoten durch Musik?

Musizierende Schüler schneiden in Englisch, Mathe und Naturwissenschaften besser ab

Highschool-Band
Regelmäßiges Musizieren verhilft Schülern offenbar zu besseren Leistungen. © FangXuaNuo/ Stock

Musizieren hilft: Jugendliche, die in einer Band oder einem Orchester aktiv sind, schneiden in der Schule besser ab. Je häufiger und intensiver musiziert wird, desto besser sind dabei die Noten, wie eine kanadische Studie zeigt. Interessanterweise gilt dies für ganz unterschiedliche Fächer – egal ob Mathe, Englisch oder Naturwissenschaften. Musik zu machen scheint demnach Fähigkeiten zu fördern, von denen die Schüler auch in anderen Bereichen profitieren können.

Wer intensiv singt oder ein Musikinstrument spielt, prägt und verändert auch sein Gehirn. So fördert das Musizieren die Entwicklung neuer Nervenverbindungen und verringert auf Dauer zum Beispiel die Reaktionszeit. Sogar kognitiven Defiziten im Alter können die positiven Effekte des Musikmachens offenbar vorbeugen, wie Studien nahelegen.

Doch wie sehr zeigt sich der Nutzen des Musizierens auf die kognitiven Fähigkeiten bereits in der Kindheit und Jugend? Dieser Frage sind nun Martin Guhn von der University of British Columbia in Vancouver nachgegangen. Sie wollten wissen, ob musizierende Schüler möglicherweise bessere schulische Leistungen erbringen als Kinder, die keine Musik machen.

Prüfungsergebnisse im Blick

Um dies herauszufinden, werteten die Wissenschaftler Daten von insgesamt 112.916 kanadischen Schülern aus. Die Jugendlichen hatten die letzten drei Jahre der Highschool erfolgreich absolviert und in dieser Zeit an zentralen, standardisierten Prüfungen in Mathe, Englisch und Naturwissenschaften teilgenommen. Würde es einen Zusammenhang zwischen dem Abschneiden der Schüler und ihrem musikalischen Engagement geben?

Wie das Forscherteam berichtet, waren von den untersuchten Schülern circa 13 Prozent in der Schule musikalisch aktiv: Sie hatten in Klasse 10, 11 oder 12 zum Beispiel in einer Schulband mitgespielt oder im Chor gesungen. Genau diese Schüler waren es auch, die in den Prüfungen besonders gut abgeschnitten hatten, wie die Auswertungen offenbarten.

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Höhere Punktzahl in allen Fächern

„Die Teilnahme an musikalischen Aktivitäten war mit höheren Punktzahlen in allen Fächern verbunden“, erklären Guhn und seine Kollegen. Je häufiger und intensiver die Jugendlichen musizierten, desto besser waren ihre Ergebnisse. Interessant auch: Der Zusammenhang zeigte sich bei Schülern, die ein Instrument spielten, besonders deutlich. Singen schien sich weniger positiv auf die allgemeine schulische Leistung auszuwirken.

„Kinder, die seit Jahren ein Instrument spielten und nun in einer Schulband oder einem Orchester aktiv waren, waren ihren nicht musizierenden Mitschülern im Schnitt um ein Schuljahr voraus, was ihre akademischen Leistungen anging“, konstatiert Guhns Kollege Peter Gouzouasis. Besonders frappierend sei dabei, dass sich dieser Effekt in ganz unterschiedlichen fachlichen Bereichen bemerkbar gemacht habe.

Nützliche Fähigkeiten

Wie die Wissenschaftler betonen, sind die beobachteten Korrelationen signifikant. Sie zeigten sich auch dann noch deutlich, nachdem das Team wichtige Einflussgrößen wie frühere Schulnoten, den sozioökonomischen Hintergrund, das Geschlecht oder die Ethnizität der Schüler herausgerechnet hatte. Die Forscher vermuten daher, dass das Musizieren und die stetige geistige Herausforderung beim Erlernen neuer musikalischer Fertigkeiten die positiven Effekte bewirken.

„Ein Instrument zu erlernen und in einem Musikensemble zu spielen, ist sehr anspruchsvoll“, erklärt Gouzouasis. „Der Schüler muss Notenlesen lernen, eine gute Hand-Augen-Koordination entwickeln sowie sein Gehört schulen. Auch die Disziplin zum Üben ist wichtig. All diese Erfahrungen spielen eine Rolle für die Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten und der Selbstwirksamkeit von Kindern.“

Schlüssel zu besseren Leistungen?

Nach Ansicht der Forscher sprechen diese Ergebnisse dafür, dem Musizieren in der Schule mehr Raum zu geben. „Immer wieder werden die Mittel für qualifizierte Musiklehrer und Instrumente an Schulen gekürzt oder komplett gestrichen – nicht selten mit dem Argument, dass das verfügbare Geld besser in Fächer wie Mathe und Naturwissenschaften investiert werden sollte“, sagt Gouzouasis.

„Die Ironie ist, dass die musikalische Ausbildung – jahrelanger Musikunterricht, das Spielen in einer Band oder das Singen in einem Chor auf einem fortgeschrittenen Niveau – der Schlüssel sein könnte, um die akademischen Leistungen insgesamt zu verbessern und die Schüler ganzheitlich zu fördern“, schließt er. (Journal of Educational Psychology, 2019; doi: 10.1037/edu0000376)

Quelle: American Psychological Association

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