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Paläontologie

Außergewöhnliches Vogelfossil entdeckt

Vogel aus der Grube Messel überrascht durch Greifvogel-Schnabel und geringe Größe

Vogelfossil
Der neue Fund aus der Grube Messel: Das 48 Millionen Jahre alte Fossil einer bislang unbekannten Vogelart. © Kuhlmann/ Senckenberg

Spannender Fund: In der Grube Messel bei Darmstadt haben Paläontologen ein außergewöhnliches Vogelfossil entdeckt. Das rund 48 Millionen Jahre alte Fossil überrascht durch einen kurzen, gekrümmten Schnabel wie bei einem Greifvogel, ist aber nur so klein wie eine Meise. Ungewöhnlich ist zudem der perfekte Erhaltungszustand des Vogels, der sogar die Bänderung der Schwanzfedern konserviert hat.

Ob Urpferd, Kolibri, bei der Paarung vom Tod überraschte Schildkröten oder eine ganze Nahrungskette in einem Fossil: Die Ölschieferschichten der Grube Messel sind eine wahre Schatzgrube der Paläontologie. In den Ablagerungen des einstigen Maarsees sind unzählige Vertreter der Lebenswelt vor 48 Millionen Jahren konserviert. Wegen ihres Reichtums an gut erhaltenen Fossilien ist die Grube heute UNESCO-Weltnaturerbe.

Vogelfossil
Der fossile Vogel ist so klein wie eine Kohhlmeise, hat aber einen Greifvogelschnabel. © Wedmann/ Senckenberg

Vogelfossil als Highlight der Saison

Jetzt hat ein Grabungsteam um Sonja Wedmann von der Senckenberg Forschungsstation Grube Messel erneut ein spannendes Fossil aus dem Ölschiefer geborgen. Es handelt sich um die 48 Millionen Jahre alten Überreste eines kleinen Vogels. Das etwa kohlmeisengroße Tier ist nahezu perfekt erhalten und hat einen gebänderten Schwanz und einen kompakten, kurzen Schnabel.

„Wir freuen uns natürlich über jeden der circa 500 dokumentierten Fossilfunde der diesjährigen Grabung, aber der Vogel ist – neben einigen isolierten Knochenschuppen eines kleinen Krokodils, einer schönen Blüte und einer ungewöhnlich vollständig erhaltenen Libelle – ein echtes Highlight!“, so Grabungsleiterin Wedmann.

Eine noch unbekannte Art

Zwar sind Funde von fossilen Vögeln in der Grube Messel keine Seltenheit: Über 70 Arten und viele hunderte Einzelfunde wurden aus den etwa 48 Millionen Jahre alten Gesteinsschichten bereits geborgen. Bei dem aktuellen Vogelfossil handelt es sich aber offenbar um eine noch unbekannte Art. „Für eine abschließende Bestimmung des Fossils ist es noch zu früh. Sicher erscheint aber, dass diese Art bislang noch nicht aus Messel bekannt ist“, berichtet Gerald Mayr vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt.

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„Der neue, außergewöhnlich gut erhaltene Fund der uns bisher unbekannten Vogelart zeigt, dass wir dennoch weit davon entfernt sind, die Artenvielfalt in der Vogelwelt Messels vollständig erfasst zu haben“, erläutert Mayr.

Ein Schnabel wie ein Greifvogel

Der neue Fund sticht auch durch seine Merkmale hervor: „Besonders ist das Fossil zum einen durch seine sehr geringe Größe, sowie aufgrund des kompakten und kurzen Schnabels und der ungewöhnlich guten Erhaltung des Gefieders“, erklärt Wedmann. Die Federn sind so gut erhalten, dass die dunkle, vom Pigment Melanin erzeugte Bänderung des relativ langen und breiten Schwanzes erkennbar ist.

Ebenfalls ungewöhnlich ist der Schnabel des fossilen Vogels: Seine gebogene, kompakte Form ähnelt der von Greifvogelschnäbeln. Nach Ansicht der Paläontologen ist aber noch zu früh, um über eine räuberische Lebensweise des Tieres zu spekulieren. Zudem widersprechen die Füße und Krallen des Vogels eher einer Interpretation als „Mini-Greifvogel“. „Wahrscheinlicher ist, dass sich der Vogel von Früchten oder Insekten ernährt hat. Genaueres ist aber erst nach der endgültigen Präparation zu sagen“, sagt Mayr.

Das Senckenberg-Team wird in der zweiten Grabungsrunde im August und September 2021 an der „Grabungsstelle F9“ im Nordwesten der Grube Messel weiter nach Fossilien suchen.

Quelle: Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

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