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Kognitionsforschung

Augen verraten Lerneffekt

Subtile Augenbewegungen offenbaren Wissen und Erwartungen

Auge
Ein Blick in die Augen kann vieles verraten. © Nastia11/ iStock.com

Aussagekräftiger Blick: Ob wir ein Prinzip verstanden haben oder nicht, verraten unsere Augen. Denn subtile Veränderungen der Blickrichtung können Auskunft über unsere Erwartungen geben, wie ein Experiment enthüllt. Demnach schauten Probanden unbewusst immer dort hin, wo sie nach einem bestimmten Muster auf einem Bildschirm auftauchende Bilder erwarteten – und offenbarten damit, dass sie das zugrundeliegende Prinzip gelernt hatten.

Augen sind nicht nur sprichwörtlich ein „Fenster zur Seele“: Sie gewähren tatsächlich tiefe Einblicke in unsere innere Welt – und wer sich auskennt, kann in ihnen lesen wie in einem Buch. So können unsere Augen unseren gesundheitlichen Zustand ebenso verraten wie die sexuelle Orientierung oder gerade getroffene Entscheidungen. Außerdem offenbaren sie auch viel darüber, was wir wissen, wie Forscher nun herausgefunden haben.

Subtile Augenbewegungen

Guiseppe Notaro von der Universität Trient und seine Kollegen gingen für ihre Studie der Frage nach, ob subtile Augenbewegungen einen Einblick in Lernprozesse ermöglichen. Im Experiment wurde 21 Probanden wiederholt eine Reihe von Bildern auf einem Computerbildschirm präsentiert. Diese tauchten entweder auf der linken oder rechten Seite auf – und zwar nach einem vorhersagbaren Muster.

Auf diese Weise lernten die Teilnehmer im Laufe der Zeit, wann die Bilder rechts und wann sie links erschienen. Was aber würde passieren, wenn ein Bild einmal nicht nach diesem Prinzip auftauchte? „Wir beobachteten, wie schnell unsere Probanden die Bilder anschauten – abhängig davon, ob diese an einer erwarteten oder unerwarteten Position erschienen“, erklärt Notaro.

Vorausschauender Blick

Die Auswertung der Eye-Tracker-Daten offenbarte Überraschendes: Schon bevor es überhaupt erschien, blickten die Teilnehmer in die Richtung, in der sie das nächste Bild erwarteten. Diese Augenbewegungen waren zwar winzig, aber sehr aussagekräftig, wie die Wissenschaftler berichten. „Dieses Ergebnis bestätigt, dass das Gehirn vorausschauend agiert, sobald es eine bestimmte Information einmal gelernt hat“, konstatiert Notaro.

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Ob wir ein Prinzip verstanden haben, lässt sich also an den Augen ablesen – eine Erkenntnis, die sich nach Ansicht des Teams für die Erforschung von Lernprozessen als nützlich erweisen könnte. „Diese kleinen antizipatorischen Signale eröffnen uns die Möglichkeit, Dinge wie Aufmerksamkeit und Lernen präziser zu messen. Denn es handelt sich um subtile Reaktionen, die wahrscheinlich unbewusste Prozesse reflektieren“, sagt Mitautor Uri Hasson.

Verlässliche Prognosen

Gleichzeitig sei anhand der Augenbewegungen eine verlässliche Prognose über die zu erwartende Reaktion eines Menschen möglich: Wird er überrascht reagieren oder nicht? Das Zusammenspiel zwischen Lernprozessen und daraus resultierenden Erwartungen ist den Forschern zufolge ein Feld von großem wissenschaftlichen Interesse, das auch praktische Auswirkungen hat. Schon jetzt werden Analysen von Augenbewegungen zum Beispiel im Bereich von Onlinewerbung genutzt. (Journal of Vision, 2019; doi: 10.1167/19.2.8)

Quelle: Universität Trient

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