Anzeige
Medizin

Antidepressiva besser als ihr Ruf

Forscher bestätigen Nutzen von Psychopharmaka

In der Öffentlichkeit gibt es großes Misstrauen gegenüber der Wirkung von Psychopharmaka. Immer wieder werden neue Ergebnisse veröffentlicht, die den Nutzen der Medikamente in Frage stellen. Häufig seien sie kaum sinnvoller als Placebos. Münchener Wissenschaftler konnten nun in einer neuen Studie belegen, dass die Psychopharmaka besser sind als ihr Ruf und genauso gut wirken wie Arzneien anderer Disziplinen. Sie berichten über ihre Resultate in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „British Journal of Psychiatry“.

{1r}

Die Forscher um Professor Stefan Leucht vom Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität (TU) München werteten für ihre Untersuchung gleich 33 Metaanalysen zu 16 Medikamenten aus der Psychiatrie aus und verglichen diese anschließend mit 91 Metaanalysen zu 48 Arzneimitteln aus anderen Fachbereichen.

In ihrer Studie zogen die Wissenschaftler drei Vergleichskriterien heran: die absoluten Effektraten, also welcher Prozentsatz der Studienteilnehmer profitierte, die Numbers Needed to Treat (NNT), die Anzahl der Patienten, die behandelt werden müssen, damit bei einem die gewünschte Wirkung auftritt, sowie die Effektstärke. Eine Effektstärke von 0,2 gilt als gering, 0,5 weist auf einen mittleren Therapieeffekt hin, ab 0,8 ist die Wirkung hoch.

Antidepressiva wirksamer als gedacht

Antidepressiva schnitten nach Angaben der Wissenschaftler in der Akuttherapie mit einer Effektstärke von 0,3 und einer NNT von 7 bis 10 tatsächlich etwas schlechter ab, doch bei der Erhaltungstherapie erzielten sie mit einer NNT von 4 bis 5 relativ gute Ergebnisse – besser als manche etablierte Herz-Kreislauf-Therapien.

Anzeige

So ist etwa bei einer Thrombolyse, der Auflösung eines Blutgerinnsels nach einem Schlaganfall, eine NNT von 20 nötig, um Tod oder Unselbständigkeit zu vermeiden.

Vergleichbare Streuung bei der Effektstärke

Insgesamt konnten Leucht und Kollegen eine vergleichbare Streuung bei der Effektstärke von Psychopharmaka nachweisen wie bei Medikamenten in anderen Disziplinen. (British Journal of Psychiatry, 2012; DOI: 10.1192/bjp.bp.111.096594)

(Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, 06.02.2012 – DLO)

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

News des Tages

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Bücher zum Thema

Volkskrankheiten - Gesundheitliche Herausforderungen in der Wohlstandsgesellschaft

Tabletten, Tropfen und Tinkturen - Medizin im Alltag von Cornelia Bartels, Heike Göllner und Jan Koolman

Medizin für das Gehirn - Hrsg. Spektrum der Wissenschaft

Was hab ich bloß? - Die besten Krankheiten der Welt von Werner Bartens

Mensch, Körper, Krankheit - von Renate Huch und Christian Bauer

Top-Clicks der Woche