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Paläontologie

Alaska: Mammuts überlebten bis vor rund 5.700 Jahren

DNA-Spuren deuten auf "Geisterpopulation" am Yukon lange nach Ende der Eiszeit hin

MAmmut und Co
Am Yukon könnten Mammuts noch bis vor 5.700 Jahren überlebt haben. © Julius Csotonyi

Letzte Überlebende: Am Yukon in Alaska könnten Wollhaarmammuts noch länger überlebt haben als bislang gedacht. Im Permafrost-Sediment entdeckte DNA-Spuren legen nahe, dass dort noch bis vor 5.700 Jahren Mammuts und urzeitliche Pferde lebten. Obwohl die für diese Megafauna wichtige Mammutsteppe schon mit dem Ende der Eiszeit verschwunden war, gab es offenbar auch am Yukon noch „Geisterpopulationen“ dieser großen Pflanzenfresser der Eiszeit, wie das Forscherteam berichtet.

Bis zum Ende der letzten Eiszeit waren die Mammuts die am weitesten verbreiteten Großsäuger unseres Planeten. Doch als vor rund 12.000 Jahren das Klima wärmer wurde, verschwand ein Großteil der Eiszeitfauna – neben Säbelzahnkatzen, Höhlenbären und Wollnashörnern gehörten auch die Mammuts dazu. Nur auf einigen arktischen Eilanden, der ostsibirischen Wrangelinsel und der Sankt-Paul-Insel vor Alaska, überlebten isolierte Restbestände der Mammuts noch bis vor 4.000 bis 5.600 Jahren.

DNA-Fahndung in der Klondike-Region

Doch wie sich jetzt zeigt, könnten es auch auf dem nordamerikanischen Festland noch bis vor rund 5.700 Jahren letzte Mammuts gegeben haben. Entdeckt haben dies Tyler Murchie von der kanadischen McMaster University und seine Kollegen, als sie Sedimentbohrkerne aus dem Permafrost auf DNA-Spuren hin untersuchten. Ziel war es, mithilfe der bis zu 30.000 Jahre weit zurückreichenden Schichten den Wechsel von Flora und Fauna vom Eiszeitalter zur Nacheiszeit zu rekonstruieren.

Für ihre Studie entnahm das Forschungsteam Sedimentproben von vier Standorten in der Klondike-Region am Yukon-Fluss, einem weit vom Meer entfernten Gebiet an der Grenze zwischen Alaska und Kanada. Die Analysen von pflanzlichen DNA-Spuren in den Bodenschichten bestätigten, dass es am Ende der letzten Eiszeit einen tiefgreifenden Wandel des arktischen Lebensraum gab: Die von Gräsern und Kräutern dominierte Mammutsteppe wurde vor rund 13.500 Jahren immer mehr von Büschen und Wald abgelöst.

DNA-Nachweise
DNA-Spuren verschiedener Tierarten am Übergang von der Eiszeit zum Holozän.© Murchie et al./ Nature Communications, CC-by-sa 4.0

DNA-Spuren von Mammuts noch vor 5.700 Jahren

Was aber bedeutete dies für die Eiszeitfauna in dieser Region? Wie die DNA-Analysen verrieten, begann der Rückgang der großen Pflanzenfresser schon nach dem glazialen Maximum vor rund 20.000 Jahren. Ab dieser Zeit gingen erst die Zahlen der Mammuts zurück, dann folgten andere Pflanzenfresser wie Steppenbison und urzeitliche Wildpferde. Am Ende der Eiszeit ließ sich so gut wie keine DNA dieser Megafauna mehr finden.

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Doch es gab entscheidende Ausnahmen: An drei der vier Probenorte entdeckten Murchie und sein Team Reste von Mammut-DNA noch in weit jüngeren Schichten. „Wir haben Mammut-DNA in neun verschiedenen Bohrkernen aus drei Standorten gefunden“, berichten sie. Die jüngsten genetischen Spuren der Wollhaarmammuts waren erst rund 5.700 Jahre alt. „Diese anhaltenden Nachweise reichen weit über die jüngsten Funde von Makrofossilien dieser Tierarten hinaus“, so die Forscher.

Refugien auch auf dem Festland

Nach Ansicht der Wissenschaftler sprechen diese Nachweise dafür, dass es auch am Yukon lange nach Ende der Eiszeit noch „Geisterpopulationen“ von Mammuts und anderer Eiszeitfauna gegeben hat. Demnach überlebten einige letzte Wollhaarmammuts nicht nur auf isolierten Inseln, sondern offenbar auch in einigen kleinen Refugien auf dem Festland.

„Diese Restpopulationen könnten in einigen wenigen entlegenen Gebieten überdauert haben, waren aber zu klein, als das man bisher Fossilien dieser Tiere hätte finden können“, schreiben Murchie und seine Kollegen. Sie räumen aber auch ein, dass die Existenz solcher Geisterpopulationen von Mammuts durch weitere Proben und Untersuchungen bestätigt werden sollten. (Nature Communications, 2021; doi: 10.1038/s41467-021-27439-6)

Quelle: McMaster University

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