Wie ein Mensch auf eine Infektion mit dem HI-Virus reagiert, ist bereits in seinen Genen festgelegt. Das berichten jetzt Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „AIDS“. Eine entscheidende Rolle kommt dabei den so genannten Toll-like Rezeptoren zu. Sie sind für das Erkennen und die Abwehr von Bakterien und Viren im Körper zuständig.
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Das HI-Virus aktiviert nach Angaben der Forscher um Dr. Djin-Ye Oh und Professor Ralf Schumann vom Institut für Mikrobiologie der Charité in Berlin sowie Dr. Osamah Hamouda vom Robert-Koch-Institut diese Rezeptoren, die als Reaktion verschiedene interzelluläre Botenstoffe freisetzen. Manche dieser Stoffe bekämpfen das Virus. Andere tragen jedoch auch zu dessen Verbreitung im Körper bei.
Freisetzung von Botenstoffen beeinflusst
Die Studie zeigt, dass eine bestimmte Mutation des Toll-like Rezeptors 7 die Freisetzung der Botenstoffe entscheidend beeinflusst. Der Stoff Interferon Alpha ist für die Bekämpfung der Viren zuständig und wird bei Vorliegen dieser Mutation in deutlich geringerem Maße freigesetzt, die Ausschüttung der anderen Botenstoffe bleibt gleich. Die Folge: Die HIV-Infektion kann sich auf Grund der verringerten Interferonfreisetzung schneller ausbreiten und die Krankheit erreicht wesentlich früher das Endstadium.
Studie mit 1.279 Teilnehmern
Die Wissenschaftler haben in Zusammenarbeit mit einer großen Berliner HIV-Schwerpunktpraxis insgesamt 1.279 Studienteilnehmer untersucht, 734 davon waren HIV-positiv. Ein Viertel aller Probanden wies die spezielle Mutation des Toll-like Rezeptors 7 auf. Diejenigen, die das Virus in sich trugen und die Mutation aufwiesen, hatten einen deutlich beschleunigten Krankheitsverlauf und eine höhere Viruslast.
Es ist bereits länger bekannt, dass die HIV-Infektion bei Männern und Frauen unterschiedlich verläuft. Da das Gen des beschriebenen Rezeptors auf dem X-Chromosom liegt, von dem Männer nur eines und Frauen zwei haben, könnten die Ergebnisse wichtig für die weitere Erforschung dieses Phänomens sein.
Auffällig ist, so die Wissenschaftler, dass in der Studie 44,4 Prozent der HIV-positiven, jedoch nur 17,9 Prozent der HIV-negativen Frauen das veränderte Gen in sich trugen. Das könnte bedeuten, dass die Träger der Mutation empfänglicher für die Infektion sind. Um dieses Ergebnis zu bestätigen, müssen jedoch noch weitere Studien durchgeführt werden.
Angriffspunkt für eine Impfung entdeckt?
Dass Toll-like Rezeptoren bei anderen Infektionskrankheiten die Immunreaktion und den Verlauf der Erkrankung stark beeinflussen, ist bereits seit längerem auch durch Studien der Charité-Arbeitsgruppe bekannt. So weiß man, dass zum Beispiel bei Hepatitis C oder Tuberkulose genetische Variationen dieses oder des eng verwandten Toll-like Rezeptors 8 entscheidend für die Erkrankungshäufigkeit und den klinischen Verlauf sind.
Die neuen Ergebnisse eröffnen jetzt wichtige Perspektiven für HIV-Patienten: „Mit diesen Erkenntnissen können Risikopatienten rechtzeitig erkannt und eventuell effektiver behandelt werden“, erläutert Schumann. „Möglicherweise können die Toll- Like Rezeptoren auch potentieller Angriffspunkt für eine Impfung gegen das HI-Virus sein.“
(Charité-Universitätsmedizin Berlin, 02.02.2009 – DLO)