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Biologie

Affe frisst Fledermaus

Forscher beobachten erstmals Meerkatzen bei der Jagd auf Fledermäuse

Eine Meerkatze im Gombe-Nationalpark in Kenia nagt einen Fledermaus-Knochen ab. © Felix Angwella / Gombe Hybrid Monkey Project

Auf frischer Tat ertappt: Meerkatzen pflücken nicht nur Früchte von den Bäumen, sie greifen sich auch dort ruhende Fledermäuse und fressen sie. Dieses bisher bei Affen unbekannte Verhalten haben Forscher nun erstmals in zwei Nationalparks in Kenia beobachtet und gefilmt. Das Fressen von Fledermäusen könnte auch erklären, wie Ebolaviren und andere Erreger von Fledermäusen auf Affen übertragen werden, mutmaßen die Wissenschaftler im Fachmagazin „EcoHealth“.

Dass Affen keineswegs nur Vegetarier sind und auch andere Tiere jagen und fressen, ist schon seit einigen Jahren bekannt. So jagen Schimpansen im Taï-Nationalpark an der Elfenbeinküste sogar regelmäßig Colobus-Stummelaffen und teilen ihr Fleisch mit Angehörigen ihrer Gruppe. Männchen sind dabei besonders eifrige Fleischesser.

Flatternde Beute

Die in Afrika heimischen Meerkatzen (Cercopithecus) bevorzugen zwar normalerweise Früchte und Blätter, ergänzen ihren Speiseplan gelegentlich aber auch mit Schlangen, Echsen oder kleinen Vögeln. Elizabeth Tapanes von der Florida Atlantic University in Boca Raton und ihre Kolleginnen haben nun jedoch beobachtet, dass diese Affen auch Jagd auf eine unerwartete Beute machen: auf Fledermäuse.

In gleich zwei Nationalparks in Kenia beobachteten sie, wie Meerkatzen Fledermäuse fingen und bis auf die Knochen abnagten. „Bei zwei Ereignissen im Kakamega-Wald griff sich ein Affe eine schlafende Fledermaus von ihrem Ruhebaum, bevor er sie fraß“, berichtet Tapanes. „Die tagsüber ruhenden Fledermäuse sind eine leichte Beute, weil sie schlafen oder in einem Ruhezustand sind.“

Eine tote Fledermaus in der Hand einer Meerkatze. © Felix Angwella / Gombe Hybrid Monkey Project

„Keine bloße Ausnahme“

Die Biologinnen wurden im Laufe ihrer 6,5 Jahre dauernden Freilandbeobachtungen 13 Mal Zeugen einer solchen Fledermausjagd. Teilweise vertilgten die Affen ihre Beute dabei mitsamt der Knochen, ihre blutige Mahlzeit dauerte zwischen zehn Minuten und gut einer Stunde, wie die Forscherinnen berichten.

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Bisher war ein solches Verhalten von Affen noch nie beobachtet worden – obwohl sie sehr häufig im gleichen Lebensraum wie Fledermäuse leben. Aber offenbar ist dies keineswegs eine ungewöhnliche Ausnahme: „Das Verhalten, das wir beobachtet haben und die Stetigkeit, mit der Affen Fledermäuse fingen, spricht dafür, dass die Fledermäuse durchaus ein begehrter Teil ihres Speiseplans sind“, sagt Tapanes.

Übertragung von Ebola und Co

Die Entdeckung dieses Verhaltens ist auch für die Medizin bedeutsam. Denn sowohl Affen als auch Fledermäuse sind in Afrika Reservoire für gefährliche Viren wie Ebola, Marburg und Henipa. Bisher nahm man an, dass sich die Affen beim Früchtefressen durch Kontakt mit Kot oder Speichel der Fledermäuse anstecken.

Nun jedoch erscheint auch eine direkte Übertragung wahrscheinlich: Die Affen stecken sich mit dem Virus an, wenn sie Fledermäuse fressen. „Das könnte zur Übertragung zoonotischer Krankheiten wie dem Ebolavirus beitragen“, erklären die Forscherinnen. Ob auch andere Affenarten und Meerkatzen in anderen Gebieten Fledermäuse jagen, ist allerdings bisher noch unklar.

Die Biologinnen vermuten, dass dieses Verhalten vor allem dort auftritt, wo der Regenwald bereits durch menschliche Eingriffe verändert ist. Denn sie beobachteten die Attacken auf Fledermäuse vor allem bei Meerkatzen, die am Rand der Wälder lebten. „Unsere Beobachtungen sprechen dafür, dass die Jagd auf Fledermäuse durch Meerkatzen Habitat-spezifisch sein könnten und durch anthropogene Veränderungen des Lebensraum gefördert werden“, so Tapanes. (EcoHealth, 2016; doi: 10.1007/s10393-016-1121-0)

(Florida Atlantic University, 25.05.2016 – NPO)

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