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Paläontologie

Ältester Salamander der Welt entdeckt

330 Millionen Jahre altes Fossil wirft neues Licht auf frühe Entwicklung der Amphibien

Ur-Salamander
Fossil des 230 Millionen Jahre alten Ur-Salamanders Triassurus sixtelae. © Rainer R. Schoch

Fossile Rarität: Paläontologen haben das Fossil des ältesten bekannten Salamanders entdeckt – er lebte vor rund 230 Millionen Jahre in der Region des heutigen Kirgisien. Der Triassurus sixtelae getaufte Ur-Salamander ist rund 70 Millionen Jahre älter als alle bisher gefundenen Fossilien dieser Amphibiengruppe. Er gibt daher wertvolle Einblicke in die Evolution der Salamander und verrät auch, wo ihre „Wiege“ stand.

Der Ursprung der heutigen Amphibien – Frösche, Salamander und Blindwühlen – liegt noch immer weitgehend im Dunkeln. Zwar scheint klar, dass diese halbaquatischen Tiere vor mehr als 33 Millionen Jahre entstanden und auf einige der frühesten an Land kriechenden Wirbeltiere zurückgehen. Doch wann sich die Amphibien von den anderen Tetrapoden abzweigten und wie sich Salamander, Frösche und andere Gruppen entwickelten, ist unklar.

Das Problem: „Die winzigen, fragilen Skelette der Amphibien aus dem Erdmittelalter bleiben nur selten im Gestein erhalten“, erklären Rainer Schoch vom Naturkundemuseum Stuttgart und seine Kollegen. Daher sind Fossilien dieser Tiergruppe sehr selten. Zwar gibt es einige Urzeit-Salamander aus der Zeit des mittleren Jura, doch sie sind schon so weit entwickelt, dass sie nur wenige Aufschluss über die Ursprünge dieser Amphibiengruppe geben.

Triassurus sixtelae
Fossil und Zeichnung der Knochen von Triassurus sixtelae. © Rainer R. Schoch

Entdeckung in Kirgisien

Doch ein neuer Fund ändert dies. Entdeckt haben ihn die Paläontologen bei einer Ausgrabung in der sogenannte Madygen-Formation in Kirgisen entdeckt, einer rund 230 Millionen Jahre alten Gesteinsschicht aus dem mittleren/oberen Trias. Dort war schon vor einigen Jahren das unvollständige Fossil einer Amphibienlarve gefunden worden, dieses konnte aber nicht eindeutig zugeordnet werden.

Jetzt haben die Paläontologen ein zweites Exemplar dieser Triassurus sixtelae getauften Art entdeckt – und diese ist besser erhalten, älter und vollständiger. Nähere Untersuchungen der Anatomie beider Fossilen ergaben, dass es sich bei dieser Art eindeutig um einen Ur-Salamander handelt. Er besitzt sowohl typische Salamander-Merkmale als auch einige Eigenheiten älterer, ursprünglicher Amphibien.

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Missing-Link im Amphibien-Stammbaum

Damit ist der rund 230 Millionen Jahre alte Ur-Salamander Triassurus sixtelae der weltweit älteste bekannte Vertreter dieser Amphibien. „Dieser Fund verschiebt die fossile Geschichte der Salamander um 69 bis 74 Millionen Jahre in die Vergangenheit“, sagen Schoch und sein Team. „Gleichzeitig bildet diese Art eine Brücke über die weite anatomische Lücke zwischen Salamandern, Fröschen und Temnospondylen.“ Bei Letzteren handelt es sich um eine Gruppe urzeitlicher Landwirbeltiere, die ganz oder teilweise im Wasser lebten.

Der neu entdeckte Ur-Salamander aus dem Trias bildet nun eine Art Missing-Link, der wertvolle Einblicke in die Evolution der Amphibien und die Aufspaltung dieser Tiergruppe in Salamander und Frösche liefert. So legt die Häufung von urzeitlichen Salamanderfossilien in Zentralasien nahe, dass die Wurzeln dieser Amphibien in dieser Region Eurasiens liegen. Die Frösche scheinen sich dagegen weiter südlich, auf dem Urkontinent Gondwana, aus den gemeinsamen Vorfahren entwickelt zu haben.

Wurzeln in Zentralasien

„Obwohl der Urzeit-Salamander nur fünf Zentimeter groß ist, liefern die Fossilien von Triassurus sixtelae viele neue Erkenntnisse zum Ursprung der Amphibien“, erklärt Schoch. „Wir sind einen Schritt weiter bei der Erforschung der Evolution der Frösche und Salamander. Mein Leben lang habe ich von so einem Fund geträumt.“ (Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), 2020; doi: 10.1073/pnas.2001424117)

Quelle: Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart

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